„Stuttgart ist die Autostadt in Europa“, hat der Stuttgarter OB Fritz Kuhn zur Eröffnung des StZ-Städtebaukongresses „Stadt der Zukunft“ am Dienstagmorgen in der Alten Reithalle gesagt. Für die Bebauung der Gleisflächen möchte er zusammen mit den Bürgern im kommenden Herbst in die Planung einsteigen.

Stuttgart - Es ist kein Zufall, dass wir ausgerechnet in Stuttgart über die Zukunft der Stadt diskutieren“, sagte der Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Joachim Dorfs, zum Auftakt des StZ-Kongresses „Stadt der Zukunft – Zukunft der Stadt“. „Stuttgart steht exemplarisch für die Herausforderungen vieler Städte, beispielsweise beim Thema Mobilität“, sagte Dorfs in der Alten Reithalle.

 

„Alles, was beim Thema Stadtentwicklung derzeit diskutiert wird, muss immer zur Geschichte und zu den Eigenheiten der jeweiligen Stadt passen“, sagte der Stuttgarter Oberbürgermeister, Fritz Kuhn (Grüne), in einer Art Grundsatzerklärung zu den Themen Verkehr, Wohnen, Energie und Städtebau. „Stuttgart ist die Autostadt in Europa“, sagte Kuhn, „davor muss man sich verbeugen, doch das ist zugleich eine Gefahr.“ Denn wenn es nicht gelinge, die alte Produktionsindustrie in eine moderne Mobilitätsindustrie umzubauen, drohe der Stadt eine Strukturkrise. „Der Wohlstand in Stuttgart ist von der Autoindustrie abhängig“, sagte der OB, „doch diese Herausforderung wurde in Stuttgart von allen Beteiligten angenommen. Autoindustrie und Ökologen arbeiten inzwischen zusammen.“ Wirtschaftliche Interessen und ökologische Ansätze dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.

„Wunde Stuttgart 21 ist noch nicht solide verkrustet“

Zum Thema Städtebau sagte Kuhn: „Die Wunde Stuttgart 21 ist noch nicht solide verkrustet.“ Seine Aufgabe sieht der grüne OB hier nach eigener Aussage darin, die Bauphase so kurz wie möglich zu gestalten. „Damit sinkt die Belastung für die Umwelt und die Bürger.“

In erster Linie gehe es nun darum, gemeinsam das neue Stadtquartier auf der Fläche zu gestalten, auf der heute noch Bahngleise liegen. Der künftige Stadtteil ist unter dem Namen Rosensteinquartier bekannt. „Der Stil, wie hier entschieden wird, kann viel zur Befriedung in der Stadt beitragen“, sagte der Oberbürgermeister. Die Option, große Flächen vorab an Investoren zu vergeben und einfach abzuwarten, wie deren Pläne am Ende aussehen, sei nicht akzeptabel, erklärte Kuhn. Und: „Die Frage, was die Menschen und die Stadt in zehn oder 15 Jahren brauchen, muss im Vordergrund stehen.“ Die Bürgerbeteiligung und somit die Planung für das Rosensteinquartier soll noch in diesem Herbst beginnen. Seine Idee dieses Prozesses beschrieb Fritz Kuhn so: „Die Bürger sollen sich von Anfang an einbringen und mitentscheiden, was mit diesen Flächen geschehen wird.“

„Wir müssen an den öffentlichen Raum denken“, postulierte Fritz Kuhn als Grundsatz, dem bei der Stadtplanung in Stuttgart grundsätzlich mehr Bedeutung zukommen soll. Als Beispiel nannte der OB zum einen die Stadtbibliothek: „Das Gebäude ist architektonisch großartig, aber nicht an dieser Stelle und nicht in dieser baulichen Dichte. Sie steht also am falschen Ort.“ Zum anderen müsse es auch die Möglichkeit geben, Räume hin und wieder unbebaut zu lassen, sagte der OB. „Statt Wohngebäude zu bauen, werden wir die Flächen der Studios der Villa Berg in einen Park zurückverwandeln“, so Kuhn.