Der Stuttgarter OB Fritz Kuhn will neue Formen der Stadtplanung: Auf dem von der StZ veranstalteten Kongress „Stadt der Zukunft“ kündigte er an, den Stuttgarter Bürgern mehr Mitsprache einzuräumen – zum Beispiel beim Rosensteinquartier.

Stuttgart - Als erster Redner des Städtebaukongresses Stadt der Zukunft der Stuttgarter Zeitung hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) seine Idee zur Planung des Rosensteinquartiers vorgestellt. „Es ist wichtig, das neue Stadtquartier so schnell wie möglich zu planen“, sagte Kuhn am Dienstag in der Alten Reithalle in Stuttgart. Der Stil, wie über die Flächen entschieden werde, könne viel zur Befriedung der Stadt beitragen. „Die Wunde Stuttgart 21 ist noch nicht solide verkrustet.“

 

Die Planung für das Quartier auf dem Gelände, auf dem derzeit noch die Gleise hinter dem oberirdischen Hauptbahnhof verlaufen, soll noch im Herbst beginnen. Über das, was dort entstehen wird, müssten die Bürger von Beginn an mitentscheiden. „Es darf nicht so laufen, dass wir die Flächen an Großinvestoren vergeben, und abwarten, was dabei herauskommt.“ Kuhn nutzte den Kongress für eine Grundsatzerklärung zu den Themen Verkehr, Wohnen, Energie und Städtebau. Seine Aufgabe beim Bau von Stuttgart 21 beschrieb er so: „Die Bauphase muss so kurz wie möglich gehalten werden. Damit sinkt die Belastung für Umwelt und Bürger.“

Tolle Gebäude am falschen Platz

Beim Städtebau will der OB den öffentlichen Raum künftig in den Mittelpunkt stellen, daraus müsse „ein heiliger Grundsatz“ gemacht werden. „Bisher wurden tolle Gebäude in Stuttgart gebaut, aber häufig ohne einen Gedanken an das Umfeld“, sagte der OB. Als Beispiel dafür nannte Kuhn zum einen die Stadtbibliothek: „Das Gebäude ist architektonisch großartig, aber nicht an diesem Ort und nicht in dieser baulichen Dichte. Die Bücherei steht also am falschen Ort.“ Zum anderen nannte er die Villa Berg. „Anstelle von Wohngebäuden werden wir die Flächen der Fernsehstudios der Villa Berg in einen Park zurückverwandeln“, sagte Kuhn. Es sei sein Wunsch, von Zeit zu Zeit Flächen in der Stadt auch ungenutzt bleiben sollen.

Ein Plädoyer für Freiräume hielten auch die Experten beim Thema städtische Mobilität. Aufmerksamkeit erregte ein Vortrag des Hamburger Städteplaners Konrad Rothfuchs, der sogenannte Mobility-Hubs in einem Bremer Stadtviertel vorstellte, in denen die Bürger Angebote für Radfahrer, P-R-Plätze und Car-2-Go-Angebote finden – ein konkreter Schritt für die Vernetzung von Verkehrsmitteln, die aber Platz braucht, zum Beispiel an S-Bahnhöfen. Der Leiter des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts IAO und IAT, Wilhelm Bauer, erwartet durch den Einsatz digitaler Technik künftig eine effizientere Verkehrsführung in Städten. Durch automatisierte Fahrzeuge, Parkraumbewirtschaftung und den Einsatz von kompakteren Autos würden Städte entlastet: „Man wird Straßen zurückbauen und Platz für Radwege und Grünzonen schaffen können“, sagte Bauer. Mehrere Redner teilten die Ansicht, äußerten aber die Sorge, dass frei werdende Fahrbahnen von neuem Autoverkehr rasch belegt werden. Dem müssten die Städte vorbeugen.