Von Donnerstag an fahren die Bahnen und Busse in Stuttgart wieder. Die SSB wissen aber noch nicht, wie teuer der Ausstand wird.  

Stuttgart - Nach zwei Tagen voller Verspätungen und Unwägbarkeiten müssen die vielen Pendler in Stuttgart und der Region zumindest für den Rest der Woche nicht mehr auf Plan B zurückgreifen: Von Donnerstag morgen an sind die Busse und Bahnen der SSB wieder fahrplanmäßig im Einsatz. Wie es in der nächsten Woche weitergeht, hängt von den Verhandlungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und dem Kommunalen Arbeitergeberverband (KAV) ab. Vertreter beider Parteien treffen sich am Donnerstag um 15 Uhr im Waldaupark der Stuttgarter Straßenbahnen, um nach bisher fünf gescheiterten Runden erneut über die Forderungen im Nahverkehr zu debattieren - diesmal offenbar ohne Zeitlimit.

 

Am Mittwoch waren die Busse und Stadtbahnen in landesweit sieben Städten in den Depots geblieben, was auch in Stuttgart altbekannte Folgen hatte: lange Staus im Berufsverkehr. Vor allem auf dem Stuttgarter Cityring drängelten sich die Pendler, aber auch auf den bekannten Ausweichstrecken verzeichnete die Polizei in den vergangenen Tagen ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Doch der Stau kostet nicht nur Nerven, er kostet auch Geld.

Autovermieter sind die Gewinner

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hat den volkswirtschaftlichen Schaden, der in der Region Stuttgart allgemein durch Staus entsteht, auf 290 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. In der Studie aus dem Jahr 2009 wurden die durch Staus verlorene Zeit, die Unfallkosten und die Umweltbelastungen zusammengerechnet. Welche zusätzlichen Kosten jedoch durch den jüngsten Streik der SSB bisher entstanden sind, kann die IHK nicht abschätzen. "Dafür fehlt uns eine solide Zahlenbasis", sagt Anke Seifert von der IHK. Bisher gebe es auch von Seiten der Unternehmen noch keine Hinweise darauf, dass viele Berufstätige wegen des Streiks nicht oder deutlich zu spät zur Arbeit gekommen seien. "Viele Pendler steigen aufs Fahrrad um, oder sie organisieren Fahrgemeinschaften", so Seifert.

Der Streik befördert die Improvisationskunst. Das spürt auch Ulrich Stähle, der Vorstandsvorsitzende der Stadtmobil Carsharing AG. Die Flotte besteht aus 303 Fahrzeugen - die stärkste Nachfrage verzeichnet das Unternehmen in Ferienzeiten und am Samstag. An Wochentagen liegt die Auslastung zwischen 27 und 33 Prozent - doch an den Streiktagen schnellte die Nachfrage nach Stadtmobilfahrzeugen auf fast 50 Prozent empor. "Wir merken es sofort, wenn wieder gestreikt wird", sagt Stähle, dessen Firma von der Tarifauseinandersetzung profitiert.

Im schlimmsten Fall kommt es zu Produktionsstörungen

Die vielen Unternehmen in Stuttgart und der Region gehören dagegen zu den Leidtragenden, denen zu Streiktagen auch ein wirtschaftlicher Schaden entstehen kann, wie der Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Stuttgart, Herbert Hilger, betont. Aktuell seien zwar keine gravierenden Störungen bekannt, weil sich die Firmen auf den Streik eingestellt hätten. Bei längerer Dauer könne es aber zu Produktionsstörungen kommen, wenn etwa nicht mehr rechtzeitig angeliefert werden könne.

Bei den SSB selbst lässt sich derzeit noch nicht absehen, wie teuer der Streik das Unternehmen kommen wird, so die Sprecherin Susanne Schupp. Einerseits habe man einen massiven Ausfall an Einnahmen - an Werktagen werden gewöhnlich rund 600.000 Fahrgäste befördert. Andererseits entstünden an Streiktagen auch geringere Betriebskosten. Sicher sei, so Susanne Schupp, dass es einiges nachzuarbeiten gebe, vor allem im Bereich Kundenbetreuung. Da auch die Servicestellen und Kundencenter bestreikt werden, würden die Anfragen und Beschwerden derzeit ins Leere laufen. "Das wird uns noch einige Zeit beschäftigen."