Das Stuttgarter Landgericht hat einen 24-jährigen Mann wegen Kreditkartenbetrugs verurteilt. Der Angeklagte gehört zu einer großen Gruppe von sogenannten Ein-Tages-Shoppern aus London, die im ganzen Bundesgebiet ihr Unwesen treiben.

Stuttgart - Stuttgart, Frankfurt, Köln, Hamburg, München, Essen, Berlin – die Fälle häufen sich. Sogenannte One-Day-Shopper aus London, ausgestattet mit gefälschten Kreditkarten, scheinen in Scharen in deutschen Großstädten aus Einkaufstour zu gehen. Dabei haben es die Täterinnen und Täter ausschließlich auf Luxusgüter wie teure Uhren, Schmuck, Elektronik oder exklusive Taschen für mehrere Tausend Euro abgesehen. Wie eine Mitarbeiterin der Kreditkartenfirma American Express vor dem Stuttgarter Landgericht berichtete, seien bereits rund 50 Täter festgenommen worden. Allesamt seien aus London angereist.

 

Jeweils aus London angereist

Über die Hintermänner schweigen die Festgenommenen. Ganz so wie der 24-jährige Mann, den die 5. Strafkammer jetzt wegen Fälschung von Zahlungskarten verurteilt hat. Der Angeklagte, ein Pole, der in London arbeitet, war in Köln, Frankfurt und in Stuttgart bei Juwelieren mit gefälschten American-Express-Karten aufgetaucht. Er kaufte Rolex-Uhren und Luxustaschen im Wert von rund 30 000 Euro. Für die One-Day-Shopping-Tour war er jeweils mit dem Billigflieger aus London angereist.

Der Angeklagte hat vor Gericht ein Geständnis abgelegt. Über seine Hintermänner und mögliche Komplizen sagt er dagegen keinen Ton. Auch die anderen Betrüger aus London verlegen sich aufs Schweigen. Offenbar hat man ihnen eingeschärft, den Mund zu halten. Kein Wort darüber, wer sie mit den falschen Karten ausgestattet hat, kein Ton darüber, was mit den gekauften Luxuswaren geschieht.

Kein Wort über den mysteriösen Begleiter

Der Mann war am 6. April dieses Jahres nach einem gescheiterten Rolex-Kauf bei einem Juwelier auf der Königstraße in Stuttgart festgenommen worden. Wie die Polizei ermittelte, war der Mann tags zuvor mit einem Begleiter aus London eingeflogen und in einem Hotel in Degerloch abgestiegen. Wer der Begleiter war? Schweigen.

Der Angeklagte ist ein bunter Vogel. In Schweden als Sohn einer Polin geboren, in New York und New Jersey aufgewachsen und zuletzt als Frisör im Norden Londons tätig, zeigt sich der heftig tätowierte und mit einem langen Bart ausgestattete Mann vor Gericht freundlich, höflich, ja fast charmant.

Die Staatsanwältin bescheinigt dem Angeklagten trotzdem eine hohe kriminelle Energie. Schließlich sei er ziemlich abgebrüht bei den Juwelieren aufgetreten. Sie fordert drei Jahre und acht Monate Gefängnis. Verteidiger Jens Rabe kontert. Es sei ja wohl nicht sonderlich intelligent, wenn sein Mandant als EU-Bürger bei den Betrugseinkäufen seinen echten Pass vorlege. Zudem sei der 24-Jährige nicht vorbestraft und habe nun auch seine Taten gestanden. Zwei Jahre und neun Monate seien angemessen. Am Ende verurteilt ihn die 5. Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Ute Baisch zu drei Jahren.

22-Jährige in Berlin geschnappt

In Berlin waren vor wenigen Wochen eine 22-jährige Frau und ihre Bekannte festgenommen worden. Die mutmaßlichen Täterinnen waren aus London angereist und sollen im Kaufhaus des Westens (KaDeWe) mit gefälschten Kreditkarten eingekauft haben. Auch von ihnen wird über die Hintermänner wohl nichts zu erfahren sein.

Die 22-jährige Londonerin ist bei den Behörden keine Unbekannte. Sie war bereits 2013 als Mitglied einer Bande verurteilt worden, die mit gefälschten Karten Waren für mehr als 180 000 Euro gekauft hatte. Jetzt warten sie und ihre mutmaßliche Komplizin in Berlin auf ihren Prozess.