Die Verdi-Sekretärin Christina Frank und der Unternehmensberater Wolfgang Gröll haben seit 2012 an acht Standorten ehemaligen Schleckerfrauen zu eigenen Läden verholfen. Heute streiten sie sich so heftig, dass sie ihr Werk gefährden.

Kreis Ludwigsburg - Der Rummel ist riesig gewesen, als im Herbst 2012 in Erdmannhausen der erste Drehpunkt Drogeriemarkt eröffnete. In der Gemeinde gelang es zum ersten Mal, ehemaligen Mitarbeiterinnen von Schlecker über einen eigenen Laden den Weg in die Zukunft zu ebnen. Kräftig mitgeholfen haben die Verdi-Sekretärin Christina Frank als Vorsitzende des neuen Vereins zur Förderung der Nahversorgung und der Unternehmensberater Wolfgang Gröll mit seiner Firma Newway. Mittlerweile existieren acht Drehpunkt Drogeriemärkte. Zwischen den beiden Gründungshelfer aber tobt ein heftiger Streit.

 

Der Streit dreht sich auch ums Geld

Christina Frank bezichtigt ihren ehemaligen Partner, sich an den Betreiberinnen der Märkte zu bereichern, um Referenzen für sein Unternehmen zu erhalten. Wolfgang Gröll wirft Christina Frank hingegen vor, dass sie die selbstständigen Frauen in Schwierigkeiten bringe, indem sie ihnen Geschäftspraktiken aufzwinge, die nicht umsetzbar seien.

Dass die beiden sich in den Haaren liegen, schadet teilweise den Geschäften der Drehpunkte. Am härtesten trifft es Karin Meinerz und Bettina Meeh, die den Drehpunkt in Erdmannhausen führen. Ihnen überwies Christina Frank über den Verein zur Nahversorgung im Herbst 2012 als kurzfristiges Darlehen bis zur Kreditzusage 40 000 Euro und weitere 35 000 Euro als stille Beteiligung. Große Teile davon waren laut Frank ihr privates Geld, das sie dem Verein zur Verfügung stellte. Jetzt fordert sie die Summe zurück, obwohl stille Beteiligungen in der Regel über längere Zeit laufen. Es gibt zu der Geldanlage allerdings keine Verträge.

Christina Frank begründet ihre Rückforderungen mit ihrer Verpflichtung als Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Nahversorgung. Denn der Markt in Erdmannhausen blieb im Geschäftsjahr 2013 wegen eher mäßigerer Einnahmen in den Anfangsmonaten hinter den Umsatzerwartungen zurück. „Ich kann doch nicht zusehen, wie das Geld des Vereins verschleudert wird“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Wurden manche Drehpunkte zu früh eröffnet?

Wolfgang Gröll beurteilt die Lage anders. Für die Startschwierigkeiten des Marktes in Erdmannhausen sei Christina Frank verantwortlich, weil sie die Betreiberinnen im Herbst 2012 zur Eröffnung gedrängt habe, obwohl die Regale halb leer gewesen seien. „Dadurch enttäuscht man die Kunden, und wenn die einmal weg sind, ist es schwer, sie zurückzuholen“, sagt Gröll. Die Rückeroberung der Einkäufer sei wenigstens so gut gelungen, dass die Verluste nach guten Umsätzen im Herbst durch die stille Beteiligung gedeckt seien. Belegen kann er den Verwendungszweck der 35 000 Euro allerdings nur durch E-Mails von Christina Frank, in denen sie das Geld als stille Beteiligung bezeichnet.

Startschwierigkeiten wegen zu weniger Ware in der Auslage hätten aber auch die Drehpunkt Drogeriemärkte in Schwaikheim und Bietigheim-Bissingen gehabt, sagt Wolfgang Gröll. In Schwaikheim hätten die Betreiber nur die Kurve bekommen, weil sie den Laden kurzzeitig geschlossen und mit einem leicht veränderten Konzept neu angefangen hätten. „Man hätte in allen Fällen warten müssen, bis die Finanzierung steht und die Regale voll sind“, sagt Gröll.

Christina Frank beruft sich auf das Gewohnheitstier Kunde. Hätten die alten Schleckerstandorte länger leergestanden, wären viele Einkäufer zu anderen Drogerien abgewandert und kaum zurückgekommen. „Wir haben diese Läden schnell gebraucht“, sagt sie.

Selbst im Vorzeigemarkt sorgt der Streit für Unruhe

Anders als in Erdmannhausen oder Schwaikheim geben sich die Kunden im Drehpunkt in Ludwigsburg-Hoheneck seit der offiziellen Eröffnung im Oktober quasi die Klinke in die Hand. Trotzdem versucht die Betreiberin Heike Bayer, die Zusammenarbeit mit Christina Frank auf das Nötigste zu beschränken. Sonst, so glaubt sie, hätte sie ihren Laden vielleicht nicht aufmachen können. Die Gewerkschaftssekretärin habe im Sommer vor der Eröffnung so hartnäckig auf eine reduzierte Miete bestanden, dass der Vermieter das Geschäft beinahe habe platzen lassen. Da ihr Markt durch einen Postschalter mehr Geld einnimmt als geplant, erwirtschaftet er laut Heike Bayer genug, um die höhere Miete zahlen zu können. „Ich glaube, wir sind gut damit gefahren, dass wir uns allein durchgewurschtelt haben“, sagt sie.

Der Streit zwischen den Gründungshelfern lässt auch Andrea Straub nicht kalt, deren Laden in Stetten am kalten Markt gut und fast nur mit Eigenkapital der Betreiber läuft. Sie sagt, dass Gröll und Frank so zerstritten seien, dass man nicht wisse, wem man glauben könne: „Es darf nicht so weit kommen, dass wir zum Spielball der beiden werden. Wir wollen sie wieder an einen Tisch holen.“ Ob das so einfach wird? Wolfgang Gröll hat angekündigt, den Verein zu verklagen, weil ihn Christina Frank wegen angeblich nicht fristgerecht gezahlter Mitgliedsbeiträge rausgeschmissen hat.