Die Bürgermeister sind sauer, der Landrat steht in der Kritik: auf der B 10 im Kreis wird das Land in den kommenden Jahren keine neuen Baumaßnahmen umsetzen.

Kreis Ludwigsburg - So einen Landrat würde sich Gerd Maisch wünschen. Der Vaihinger OB hat großen Respekt vor Edgar Wolff, Kreischef von Göppingen. Dieser war mit anderen Amtsträgern im März für den Weiterbau der B 10 neu bei Süßen auf die Straße gegangen. Jetzt hat die Grün-Rote Landesregierung bekannt gegeben: der Neubau kann 2014 beginnen. So steht es auf einer neuen Priorisierungsliste des Verkehrsministeriums. Was nicht nur Gerd Maisch verärgert: auf der Liste taucht kein einziges Vorhaben aus dem Kreis Ludwigsburg auf.

 

Betroffen sind davon sowohl die B-10-Umfahrung für den Vaihinger Stadtteil Enzweihingen, als auch der geplante vierspurige Ausbau der B 10 zwischen Schwieberdingen und Korntal-Münchingen. Beide Vorhaben sind weder bei den bis 2016 angepeilten Projekten vorgesehen, noch in der Gruppe, die danach geplant sind – „mittelfristig“, wie es heißt.

Der Landrat setzt auf subtile Methoden

„Das ist schade, weil die Menschen in Enzweihingen weiter leiden müssen“, sagt der Vaihinger Rathauschef Gerd Maisch. Schuld daran sei vor allem die Grün-Rote Landesregierung, die die Planung für die Umfahrung gestoppt habe. Allerdings hätte der Landrat seiner Ansicht nach auch mehr tun können, um den Straßenbau zu fördern. „Andere Landräte trommeln wesentlich mehr“, sagt Maisch, „das wünsche ich mir, das finde ich gut.“ Der Ludwigsburger Amtsinhaber Rainer Haas setze aber oftmals andere Schwerpunkte. Auch der örtliche CDU-Landtagsabgeordnete Konrad Epple sieht den Kreis beim Straßenbau „ein bisschen hinten dran“. Der Landrat „macht viel in Richtung Europa, aber er könnte auch ruhig bei den Straßen ein bisschen mehr machen“, findet Epple.

Rainer Haas weist die Vorwürfe zurück. „Krawallpolitik halte ich nicht für den richtigen Weg“, sagt der Landrat. „Ich arbeite lieber auf subtilere Weise.“ Erst kürzlich habe er sich mit dem Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zu einem Vier-Augen-Gespräch in Ludwigsburg getroffen. Zudem habe er, auf Anregung des Vaihinger Rathauschefs Maisch, einen Brief ans Verkehrsministerium geschrieben, mit der Bitte, die Planung für die B 10-Umfahrung zügig voranzutreiben.

Betrübnis bei Bürgermeistern

Gleichzeitig sieht Haas kein Problem darin, dass der Verkehrsminister dem öffentlichen Nahverkehr gegenüber dem Straßenbau mehr Gewicht beimesse. Damit würden die Chancen zum Bau einer Stadtbahn von Markgröningen bis Remseck verbessert. „Darin vermag ich keinen Skandal zu erkennen“, sagt Haas. Wenn ihm deshalb jemand den Vorwurf mache, „dass ich ein Naturschutzonkel bin, dann trage ich dieses Prädikat gerne“.

Im Strohgäu herrscht derweil Betrübnis, weil der vierspurige Ausbau der B 10 sich auf absehbare Zeit erledigt hat. „Dass tut weh, dass wir in den Verkehrsplanungen nicht mehr auftauchen“, sagt der Schwieberdinger Bürgermeister Gerd Spiegel. Noch vor sieben Jahren habe das Regierungspräsidium den Anrainerkommunen Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn gemacht. „Seitdem merken wir, dass wir immer weiter nach hinten rutschen.“ Das Projekt war vom Bund bereits als vordringlich eingestuft worden, ein starker Kostenanstieg verzögerte allerdings die Planungen. „Wir bedauern diese Entwicklung sehr“, sagt auch Ralf Johann, Technischer Beigeordneter der Stadt Korntal-Münchingen.

Das Verkehrsministerium weist jeden Vorwurf zurück, Straßenbauprojekte zu verzögern oder unter den Tisch fallen zu lassen. Sowohl die B-10-Umgehung, als auch der Ausbau bei Schwieberdingen seien noch nicht zu Ende geplant.