Das Einwegpfand sollte die Müllberge abbauen, die Umwelt entlasten – inzwischen lohnt sich dies auch für Diebe. In letzter Zeit verschwinden kistenweise Plastikflaschen, die irgendwo zu Geld gemacht werden. Eine Schattenkriminalität für die Polizei.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Kleingeld macht auch Mist. Der Diebstahl von Kunststoffflaschen ist offenbar eine einträgliche Einnahmequelle. Immer wieder verschwinden größere Mengen von Leergut aus den Lagern der Getränkehändler. Die Täter machen damit oft mehrere Hundert Euro Beute. In Stuttgart häufen sich die Fälle – immerhin konnte jetzt eine größere Jugendclique ermittelt werden, die in Vaihingen zugeschlagen haben soll. Alle Serien dürften damit nicht geklärt sein.

 

Seit Wochen steht ein Getränkehandel in der Straße Unterer Grund in Vaihingen im Visier im Visier von Leergutdieben. Mitte Februar mussten die Einbrecher die bereitgestellten Kisten noch zurücklassen, dann aber verschwanden die sogenannten PET-Flaschen in größeren Mengen. Ende Februar verschwanden mehr als 100 Kisten im Pfandwert von etwa 400 Euro, im März weitere Kisten für etwa 200 Euro.

Diebe mit unterschiedlicher Handschrift

Nun scheint die Serie geklärt: „Wir haben acht Jugendliche ermittelt, die in wechselnder Besetzung das Leergut gestohlen haben dürften“, sagt Polizeisprecher Thomas Doll. Die Ermittler sind sich sicher, dass da noch mehr herauskommen wird. Warum die Jugendlichen sich ausgerechnet einen Händler in Vaihingen ausgesucht haben, ist indes unklar: Zwei stammen aus dem Stadtbezirk, die anderen aus Plieningen, Zuffenhausen, Bad Cannstatt, Korntal-Münchingen.

Ob sie für den Diebstahl der über 100 Kisten verantwortlich sind, ist aber nicht sicher. In diesem Fall hatten die Täter nicht nur den Maschendrahtzaun gelöst oder waren drüber geklettert – sie hatten in diesem Fall Ketten und Schlösser entfernt. „Außerdem war für den Abtransport ein größeres Fahrzeug notwendig“, so Doll. Das passe eher nicht zu den Verdächtigen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren.

Der Handel profitiert vom Zwangspfand

Aufschwung hat der Diebstahl vor allem dadurch bekommen, dass seit 2006 die Händler Einwegflaschen und Dosen auch dann zurücknehmen müssen, wenn die Ware nicht bei ihnen gekauft wurde. Und die Leichtigkeit der PET-Flaschen. Dass je nach Größe und Stückzahl zwischen drei und 7,50 Euro pro Kiste zusammenkommen, scheint den Tätern zu reichen. Die Masse macht’s. In anderen Fällen traf es eine Getränkehandlung an der Ulmer Straße in Stuttgart-Ost zweifach – die Täter ließen jeweils 40 Kisten verschwinden. Nicht weit kamen zwei 18 und 19 Jahre alte Diebe, die in der Hauptstätter Straße in der Innestadt auf einem Leergutstellplatz erwischt wurden.

Der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels kennt das Problem: „Das geht jetzt vor allem an PET-Mehrwegflaschen“, sagt der geschäftsführende Vorstand Günther Guder, „weil Einwegflaschen meist gleich im Automat geschreddert werden.“ Guder staunt, dass für die verhältnismäßig geringe Beute „überhaupt ein so hohe kriminelle Energie aufgewendet wird“.