Frischen Wind sollte das neue und bekannte Duo bringen. Christian Ulmen und Nora Tschirner ermitteln erstmals im „Tatort“ aus Weimar. Unser Autor wünscht, es wäre auch das letzte Mal gewesen.

Stuttgart - Eingangs ein bisschen Statistik: geschätzte 0,0 Prozent der Filme, in denen Nora Tschirner mitspielt, sind sehenswert. Folglich hätte man 100 Prozent der rund 86 Minuten, die der Weimarer „Tatort“ dauert, für sinnvollere Aktivitäten (Löcher in die Luft gucken, Haustier quälen) verwenden können – auch wenn Christian Ulmen, der neben Tschirner ermittelt, mit seinen Witzchen auf eine Quote von rund fünfzig Prozent gelungener Pointen kommt. Ulmen schlüpft in die Rolle des Kommissars Lessing, der sich aus Hamburg nach Weimar hat versetzen lassen, keinen Vornamen hat und bei den Untersuchungen zu dem Verschwinden der Wurstfabrikantin Brigitte Hoppe vor allem durch das Aufsagen überflüssiger kriminalstatistischer Daten reüssiert.

 

Nora Tschirner verkörpert immer Nora Tschirner

Lessings Kollegin Kira Dorn indes wird von Tschirner gespielt. Wobei man ja eigentlich sagen muss, dass Tschirner in all ihren Filmen immer dieselbe Figur verkörpert, nämlich Nora Tschirner, die ehemalige MTV-Moderatorin, die bei jedem zweiten Satz, den sie sagt, ganz schön süffisant guckt, weil sie irgendwas unwahrscheinlich Keckes gesagt hat. Vermutlich wird sie auch noch in dreißig Jahren wie eine verzogene Gymnasiastin wirken, der eben erst jemand erklärt hat, was das Wort „Ironie“ bedeutet, und die nun permanent versucht, das neu erworbene Wissen in die Praxis umzusetzen. Irgendwann im Laufe dieses „Tatort“ erfährt man, dass die Polizistin in der Schule keine Freunde hatte – das ist der einzige Moment, in dem beim Zuschauer etwas Euphorie aufkommt, nämlich Schadenfreude gepaart mit Genugtuung.

Frischen Wind sollte das neue Duo bringen. Man ahnt: den Produzenten schwebte für dessen Debüt eine bitterböse Provinzgroteske vor. Herausgekommen ist eine langatmige, doofe Klamotte.