Neues Problem für die Südwest-CDU: Kurz vor der Wahl verliert sie ihren Schatzmeister Andreas Renner – angeblich nur aus beruflichen Gründen. Nun wird ein neuer Spendensammler gesucht; das Geld braucht die Partei dringend für den Wahlkampf.

Stuttgart - Die Südwest-CDU muss sich wenige Monate vor der Landtagswahleinen neuen Schatzmeister suchen. Der erst vor zwei Jahren gewählte Kassenwart und Spendensammler Andreas Renner (55) wird beim Landesparteitag im Herbst nicht wieder kandidieren. Entsprechende StZ-Informationen bestätigte ein Sprecher des Landesverbands. Renner ließ erklären, seine Entscheidung habe „ausschließlich berufliche Gründe“. Näheres dazu erläuterte er nicht. Hintergrund ist offenbar, dass er beim Energiekonzern EnBW, für den er als Lobbyist tätig ist, erweiterte Aufgaben übernimmt.

 

Der frühere Sozialminister und OB von Singen war 2013 überraschend von CDU-Landeschef Thomas Strobl vorgeschlagen worden. Obwohl er mit relativ schlechten 77 Prozent gewählt wurde, galt dies als kleines Comeback in der Landespolitik. „Er tut der CDU gut und ist bestens vernetzt“, begründete Strobl seine Wahl. Renner hob hervor, dass die Übernahme des Amtes mit seinem Arbeitgeber abgestimmt sei; die EnBW bestätigte, dass sie kein Problem damit habe. Warum es nun doch Kollisionen gibt, blieb unklar.

Reaktion auch auf Guido Wolfs Sieg?

Parteintern wird Renners Rückzug auch als Reaktion auf die Wahl von Guido Wolf zum Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl gedeutet. Es sei kein Geheimnis, dass Renner auf Strobl gesetzt habe; wie dieser gehöre er dem liberalen Flügel um Günther Oettinger an. Zur Nachfolge Renners könne man noch nichts sagen, hieß es bei der Partei.

Die Position des Schatzmeisters gilt mit Blick auf den Wahlkampf als besonders wichtig. Zwar konnte die Landes-CDU laut Renner in Strobls Amtszeit alle Schulden abbauen und sogar Rücklagen bilden. Es sei gelungen, die Finanzen „grundlegend neu zu ordnen“. Für die Wahlkampfkosten von mehr als zwei Millionen Euro reichen die Reserven aber bei weitem nicht aus. Deswegen ist die Partei stark auf Spenden angewiesen. Renner nannte dies „nicht ungewöhnlich“. „Wir benötigen selbstverständlich noch Spenden – wie jede andere Partei vermutlich auch“, bestätigte er.

Wann und wo der Parteitag im Herbst stattfindet, ist noch offen. Strobl hatte sich schon 2013 schwer getan, einen Schatzmeister in Nachfolge des Unternehmers Hans Reichenecker (damals 79) zu finden. Offenbar erst nach mehreren Absagen fragte er kurzfristig Renner, der in der Südwest-CDU bis heute umstritten ist; dies erklärt auch sein dürftiges Wahlergebnis.