Zwei Männer stehen vor dem Landgericht Stuttgart, weil sie die Chefin der Asia-Perle in Backnang ermordet haben sollen. Der Staatsanwalt spricht von einem Gewaltexzess.

Stuttgart/Backnang - Es muss ein wahrer Gewaltexzess gewesen sein, was sich in der Nacht auf den 4. November vorigen Jahres in einem Asia-Lokal in Backnang im Rems-Murr-Kreis abgespielt hat. Der 53-jährigen Seniorchefin des Lokals wurden neun Rippen sowie das Brustbein gebrochen. Die Täter traten zudem mehrfach gegen den Kopf der Frau. Seit Donnerstag müssen sich deshalb zwei Rumänen vor der 1. Strafkammer des Landgerichts verantworten. Oberstaatsanwalt Matthias Schweitzer wirft ihnen heimtückischen Mord aus Habgier und zur Ermöglichung einer Straftat, nämlich eines Raubes, vor.

 

Am ersten Prozesstag hüllen sich die Angeklagten, vertreten von den Verteidigern Hanno Haupt und Boris Müller, in Schweigen. Ob sie später Angaben machen werden, ist unklar.

Schläge und Tritte – immer wieder

Laut Anklage sollen die zwei Männer, die aus der selben rumänischen Provinz stammen und die beide nahe des Asia-Lokals in einer Pension gewohnt haben, die Gaststätte am Abend des 3. November 2016 unbemerkt betreten haben. Sie hätten sich verborgen, bis alle Angestellten gegangen gewesen seien.

Die 53-jährige Seniorchefin, die ein Zimmer in dem Gebäude hatte, machte sich gegen Mitternacht in der Damentoilette bereit für die Nachtruhe. Die Angeklagten seien in die Toilette gekommen und hätten sofort auf die Frau eingeschlagen, bis sie zu Boden ging. Dann setzte es weitere Schläge und Tritte. Die Täter wollten wissen, wo die 53-Jährige Bargeld und Schmuck aufbewahrte. Das Opfer wurde mit einem Klebeband gefesselt. Während einer der Täter im Zimmer der Frau nach Beute suchte, schlug der andere weiter auf das Opfer ein. Schließlich flüchteten die Täter mit 20 000 Euro in bar und mit einer Uhr der Marke Omega im Wert von 8000 Euro. Die Frau starb währenddessen an ihren schweren Verletzungen. Eine Putzfrau fand sie am nächsten Morgen.

Die Männer bestreiten die Tat

Die beiden 42 und 46 Jahre alten Männer, die zuletzt auf Baustellen gearbeitet haben, bestreiten die Tat. Vor Gericht werden sie auf Anraten ihrer Verteidiger vorerst nicht aussagen. Beim psychiatrischen Gutachter haben sie aber offenbar munter drauflos erzählt.

Es heißt, sie würden lediglich den Raub zugeben. Sie hätten die Frau zwar mit Klebeband gefesselt, nicht aber geschlagen. Als sie die Gaststätte verließen, sei die 53-Jährige noch am Leben gewesen.

Die Verteidiger sprechen vom einem Indizienprozess. Die Staatsanwaltschaft stützt sich unter anderem auf DNA-Spuren, die am Tatort sichergestellt wurden.

Beide Angeklagten sollen massiv vorbestraft sein. So soll der 46-Jährige in Rumänien bereits 17 Jahre im Gefängnis gesessen haben – wegen Mordes. Die Vorstrafenliste der Männer wird im Laufe der Hauptverhandlung noch verlesen werden. Dass die Strafkammer einen psychiatrischen Gutachter bestellt hat, deutet darauf hin, dass mindestens für den 46-Jährigen die Sicherungsverwahrung im Raum steht.

Ermittlungen waren kompliziert

Die Aufklärung des Gewaltverbrechens hatte sich als äußerst kompliziert erwiesen. Die 40-köpfige Sonderkommission Perle musste unter anderem die Spuren vom Tatort mit 200 Personen aus dem geschäftlichen und privaten Umfeld des Opfers abgleichen. Zudem ist die Familie der Frau weit verzweigt und in mehreren Ländern unternehmerisch aktiv. Zu allem Übel stellte es sich als schwierig heraus, einen Dolmetscher zu finden, der den Dialekt der Familie, die aus der südwestlichen chinesischen Provinz Zhejiang stammt, verstehen und übersetzen kann.

Ein internationaler DNA-Abgleich brachte schließlich den Durchbruch, denn einer der Angeklagten war in der rumänischen Datenbank gelistet.

Am Freitag wird der Prozess mit einer Reihe von Zeugen fortgesetzt. Kriminaltechniker und ein Sanitäter sollen vernommen werden.