Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Der einstige Südfactoring-Chef ist nicht der Einzige, von dem die LBBW viel Geld fordert. Seit Jahren geht sie auch gegen Manager ihrer einstigen Immobilientochter vor: Sogar 120 Millionen Euro Schadenersatz sollen drei Ex-Geschäftsführer zahlen, wegen angeblicher Pflichtverletzungen bei verlustreichen Projekten im Ausland, vorneweg Rumänien. Die strafrechtliche Aufarbeitung der Vorwürfe erbrachte wenig: Zwei aus dem Trio mussten erst gar nicht vor Gericht, der dritte erreichte eine Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflage, wegen geringer Schuld. Der Zivilprozess um die Millionenforderung vor dem Landgericht geriet derweil zur Hängepartie: Mehr als ein Jahr lang wurde darum gerungen, welche Unterlagen die Bank freigeben muss; Termin um Termin wurde vertagt, bis man sich endlich einigte. Nun soll vielleicht im Frühsommer über die eigentliche Klage verhandelt werden. Die Ex-Manager und ihre Versicherung weisen dem Vernehmen nach alle Ansprüche zurück.

 

Im Fall Weigend ist man da schon weiter. Zwei wichtige Etappensiege konnte der beklagte Manager bereits feiern. In den öffentlichen Verhandlungen blieb zwar unklar, was genau – nach dem Lob von Vetter – zum Zerwürfnis mit dem Südfactoring-Chef führte. Schwierig wurde das Verhältnis offenbar, als der für die Tochter zuständige Vorstand wechselte. Joachim Schielke ging, Karl Manfred Lochner kam – und hatte wohl seine eigenen personellen Vorstellungen. Eher zufällig erfuhr Weigend, dass längst über seinen Kopf hinweg geplant wurde. Man einigte sich schließlich auf eine Trennung gegen Abfindung.

Fristlose Kündigung

Dann kam der Fall „Chips & More“. So hieß jene Freiburger Firma, die Speicherprodukte für Computer, Digitalkameras und Smartphones vertrieb. Es war ein Geschäft mit Höhen und Tiefen – und endete 2013 mit einem Insolvenzantrag. Etwa zur gleichen Zeit liefen Ermittlungen wegen Betrugs an. Zwei Verantwortliche hätten sich selbst angezeigt, berichtet die Mannheimer Staatsanwaltschaft, die das Verfahren von den Freiburger Kollegen übernommen hat. Die beiden und zwei Helfer hätten „an ein Unternehmen“ Rechnungen verkauft, denen keine Geschäfte zugrunde lagen, zumindest nicht in der angegebenen Höhe. Mutmaßlicher Schaden: 59 Millionen Euro. Ende 2014 gab es Razzien in Firmen- und Privaträumen, inzwischen wird gegen einen der Beschuldigten auch wegen Untreue ermittelt. Kürzlich habe die Polizei ihren Schlussbericht übersandt, sagt ein Justizsprecher, nun bekämen die Beteiligten Akteneinsicht.

Das betrogene Unternehmen war die LBBW-Tochter Südfactoring. Die Bank erstattete nicht nur Strafanzeige gegen die Verantwortlichen bei Chips & More, sondern ging auch gegen den zweifelsfrei nicht in kriminelle Machenschaften involvierten Ex-Geschäftsführer vor: Weigend wurde nachträglich fristlos gekündigt, soll die vereinbarte Abfindung nun doch nicht erhalten und stattdessen knapp 60 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Die vereinfachte Begründung: Mit dem unbegrenzten Ankauf der Forderungen der Chip-Firma habe er seine Kompetenzen überschritten; hätte er das gebotene Limit vereinbart, wäre der Schaden deutlich geringer ausgefallen. Nun müsse man sich eben an ihn halten. Im Kern werfe man dem Ex-Manager vor, dass er die Südfactoring eigenmächtig „wie ein inhabergeführtes Unternehmen geführt“ habe, erläuterte einer der Bankanwälte vor dem Landgericht.

Dort geht es zunächst nicht um einen konkreten Betrag – der Streitwert liegt bei 30 Millionen Euro –, sondern darum, eine Zahlungspflicht festzustellen. Weigend, der sich auf Anfrage nicht äußern wollte, bestreitet in den Verfahren, Pflichten verletzt zu haben; die behaupteten Vorgaben habe es nicht gegeben. Der Schaden sei erst durch die fristlose Kündigung des Vertrages mit Chips & More entstanden, den sein Nachfolger und der Aufsichtsrat zu verantworten hätten; erst dadurch sei es zu der – sonst vermeidbaren – Insolvenz gekommen. Er selbst habe im Gegenteil vieles umgesetzt, um Südfactoring und Südleasing vor Betrug zu schützen. Doch seine dringende Bitte, einen zweiten Geschäftsführer und einen Aufsichtsrat zu installieren, sei von der Bank lange nicht erhört worden.

Schadenersatz wegen Pflichtverletzungen

Der einstige Südfactoring-Chef ist nicht der Einzige, von dem die LBBW viel Geld fordert. Seit Jahren geht sie auch gegen Manager ihrer einstigen Immobilientochter vor: Sogar 120 Millionen Euro Schadenersatz sollen drei Ex-Geschäftsführer zahlen, wegen angeblicher Pflichtverletzungen bei verlustreichen Projekten im Ausland, vorneweg Rumänien. Die strafrechtliche Aufarbeitung der Vorwürfe erbrachte wenig: Zwei aus dem Trio mussten erst gar nicht vor Gericht, der dritte erreichte eine Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflage, wegen geringer Schuld. Der Zivilprozess um die Millionenforderung vor dem Landgericht geriet derweil zur Hängepartie: Mehr als ein Jahr lang wurde darum gerungen, welche Unterlagen die Bank freigeben muss; Termin um Termin wurde vertagt, bis man sich endlich einigte. Nun soll vielleicht im Frühsommer über die eigentliche Klage verhandelt werden. Die Ex-Manager und ihre Versicherung weisen dem Vernehmen nach alle Ansprüche zurück.

Im Fall Weigend ist man da schon weiter. Zwei wichtige Etappensiege konnte der beklagte Manager bereits feiern. In den öffentlichen Verhandlungen blieb zwar unklar, was genau – nach dem Lob von Vetter – zum Zerwürfnis mit dem Südfactoring-Chef führte. Schwierig wurde das Verhältnis offenbar, als der für die Tochter zuständige Vorstand wechselte. Joachim Schielke ging, Karl Manfred Lochner kam – und hatte wohl seine eigenen personellen Vorstellungen. Eher zufällig erfuhr Weigend, dass längst über seinen Kopf hinweg geplant wurde. Man einigte sich schließlich auf eine Trennung gegen Abfindung.

Fristlose Kündigung

Dann kam der Fall „Chips & More“. So hieß jene Freiburger Firma, die Speicherprodukte für Computer, Digitalkameras und Smartphones vertrieb. Es war ein Geschäft mit Höhen und Tiefen – und endete 2013 mit einem Insolvenzantrag. Etwa zur gleichen Zeit liefen Ermittlungen wegen Betrugs an. Zwei Verantwortliche hätten sich selbst angezeigt, berichtet die Mannheimer Staatsanwaltschaft, die das Verfahren von den Freiburger Kollegen übernommen hat. Die beiden und zwei Helfer hätten „an ein Unternehmen“ Rechnungen verkauft, denen keine Geschäfte zugrunde lagen, zumindest nicht in der angegebenen Höhe. Mutmaßlicher Schaden: 59 Millionen Euro. Ende 2014 gab es Razzien in Firmen- und Privaträumen, inzwischen wird gegen einen der Beschuldigten auch wegen Untreue ermittelt. Kürzlich habe die Polizei ihren Schlussbericht übersandt, sagt ein Justizsprecher, nun bekämen die Beteiligten Akteneinsicht.

Das betrogene Unternehmen war die LBBW-Tochter Südfactoring. Die Bank erstattete nicht nur Strafanzeige gegen die Verantwortlichen bei Chips & More, sondern ging auch gegen den zweifelsfrei nicht in kriminelle Machenschaften involvierten Ex-Geschäftsführer vor: Weigend wurde nachträglich fristlos gekündigt, soll die vereinbarte Abfindung nun doch nicht erhalten und stattdessen knapp 60 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Die vereinfachte Begründung: Mit dem unbegrenzten Ankauf der Forderungen der Chip-Firma habe er seine Kompetenzen überschritten; hätte er das gebotene Limit vereinbart, wäre der Schaden deutlich geringer ausgefallen. Nun müsse man sich eben an ihn halten. Im Kern werfe man dem Ex-Manager vor, dass er die Südfactoring eigenmächtig „wie ein inhabergeführtes Unternehmen geführt“ habe, erläuterte einer der Bankanwälte vor dem Landgericht.

Dort geht es zunächst nicht um einen konkreten Betrag – der Streitwert liegt bei 30 Millionen Euro –, sondern darum, eine Zahlungspflicht festzustellen. Weigend, der sich auf Anfrage nicht äußern wollte, bestreitet in den Verfahren, Pflichten verletzt zu haben; die behaupteten Vorgaben habe es nicht gegeben. Der Schaden sei erst durch die fristlose Kündigung des Vertrages mit Chips & More entstanden, den sein Nachfolger und der Aufsichtsrat zu verantworten hätten; erst dadurch sei es zu der – sonst vermeidbaren – Insolvenz gekommen. Er selbst habe im Gegenteil vieles umgesetzt, um Südfactoring und Südleasing vor Betrug zu schützen. Doch seine dringende Bitte, einen zweiten Geschäftsführer und einen Aufsichtsrat zu installieren, sei von der Bank lange nicht erhört worden.

Wenig glaubhafte „Rolle rückwärts“

Vor Gericht bekam der Ex-Geschäftsführer kürzlich zum zweiten Mal recht. Die Beweisaufnahme habe „nichts ergeben, was die Auffassung der Klägerin stützen könnte“, hielt die zuständige Handelskammer fest. Eine Pflichtverletzung sei verneint worden, „weil es keine konkrete Vorgabe der LBBW für eine betragsmäßige Begrenzung des Factoring-Engagements gegeben hat“. Weigend habe sich vielmehr an die Bedingungen gehalten, die der damals zuständige Vorstand Schielke vorgegeben habe. Auch Schielkes Aussage als Zeuge, die die Richter teils als wenig glaubhafte „Rolle rückwärts“ kommentierten, habe man nichts anderes entnehmen können. Ähnlich hatte sich zuvor eine andere Kammer im Rechtsstreit um die Abfindung positioniert: Weigends Verzicht auf ein Ankaufslimit im Vertrag sei vertretbar gewesen, die Darstellung der Bank dagegen „unglaubwürdig“, „unplausibel“ und „unschlüssig“.

Mit den Niederlagen will sich die LBBW indes nicht abfinden, die Rechtsstreitigkeiten gehen nun vor dem Oberlandesgericht weiter. Man müsse „immer aufpassen, dass man sich in einem Thema nicht verrennt“, hatte Bankchef Vetter gesagt. Auch Rechtsmittel, ergänzte ein Sprecher, würden nur nach „umfassender Prüfung“ eingelegt.

Die Bank hat Zeit – Karl Weigend aber nicht. Lieber heute als morgen würde er sich, vom Makel der Vorwürfe befreit, seiner beruflichen Zukunft zuwenden.