Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Nun wird die Millionen-Hilfe zum Bumerang für mehrere damalige BHF-Vorstände. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen Untreue und Beihilfe dazu. Im Wissen um die schwierige Lage von Sal. Oppenheim, so ihr Verdacht, hätte der Kredit nie gewährt werden dürfen, jedenfalls nicht ohne Absicherung. Nur einer aus der Führung hatte sich damals quergelegt und ist heute daher nicht Beschuldigter, sondern Zeuge: Ingo Mandt. Er hielt die Hilfe für nicht vertretbar und schied, nachdem sie gegen sein Votum beschlossen wurde, bei der Bank aus.

 

Gut ein Jahr lang verschwand Mandt komplett von der Bildfläche, dem Vernehmen nach auch aus Sorge um seine persönliche Sicherheit. Er zog mit seiner Familie nach Griechenland und züchtete dort Oliven. Wirtschaftlich gilt er als unabhängig, als Betreuer von Superreichen soll er glänzend verdient haben. Dann suchte er den Wiedereinstieg in die Finanzbranche – und kam über einen Headhunter mit der LBBW in Kontakt. Bei der Entscheidung für ihn, hört man aus Kreisen der Träger, hätten auch die Umstände seines Ausscheidens bei der BHF-Bank eine Rolle gespielt: Jemanden, der derart Rückgrat gezeigt und „bewiesen habe, dass er die deutschen Gesetze kennt und beachtet“, könne die Landesbank gut gebrauchen. Einstimmig wurde er im Oktober 2010 als Vorstand bestellt.

Zimperlich war Jochen Sanio nie

Damals ahnte wohl niemand, dass das Tauziehen vom Sommer 2009 eines Tages auch den obersten Bankenaufseher Sanio in Bedrängnis bringen könnte. Aus der entscheidenden Vorstandssitzung der BHF-Bank wurde Mandt seinerzeit für ein dringendes Telefonat herausgerufen. Am Apparat: der für seine klaren Ansagen bekannte Bafin-Chef. Sehr deutlich soll dieser ihm vor Augen geführt haben, was eine Ablehnung des 100-Millionen-Kredits für Mutter- und Tochterinstitut bedeuten würde: Beide wären dann gefährdet gewesen. Den Zusammenbruch einer Bank aber wollte Sanio unbedingt vermeiden. Zur Not hätte zwar der Rettungsfonds Soffin einspringen müssen, aber öffentliche Gelder ausgerechnet für die „Reichenbank” Sal. Oppenheim – das wäre, zumal kurz vor der Bundestagswahl, nur schwer vermittelbar gewesen.

Welchen Nachdruck der Sozialdemokrat Sanio bei Rettungsaktionen entfalten konnte, weiß man auch in Baden-Württemberg nur zu gut. Bis heute kursieren farbige Berichte von den Verhandlungen, als es 2007 um die Übernahme der wankenden SachsenLB durch die LBBW ging: Drastisch habe der Bafin-Chef damals ausgemalt, was passieren würde, wenn es nicht zu dem Notverkauf käme; auf dem Spiel stehe die Stabilität des gesamten Finanzsystems. „Sie haben Deutschland einen Dienst erwiesen”, soll er die die Stuttgarter nach vollbrachter Tat gelobt haben. Zimperlich sei Sanio nie gewesen, bestätigen Teilnehmer, aber ein Erpresser?

Zwei Protokolle von brisantem Telefonat

Sein Telefonat mit dem BHF-Banker Mandt wäre nach fünf Jahren vermutlich kaum zu rekonstruieren - gäbe es nicht gleich zwei Aufzeichnungen darüber. Direkt in der nächtlichen Sondersitzung berichtete der Risikovorstand über den Inhalt des Gesprächs. Seine Schilderung gelangte ins Protokoll, das heute bei der Staatsanwaltschaft liegt. Anderntags verfasste Mandt mit seinem Rechtsanwalt noch eine zweite, persönliche Niederschrift. Schon zuvor hatte er angesichts der schwierigen Lage der Bank begonnen, wichtige Vorgänge zu dokumentieren. Die Belege verwahrte er bei zwei Anwälten im Ausland, sicherheitshalber in verschiedenen Ländern - ein Fundus, der inzwischen als „Giftschrank“ gilt. „Ich wusste, dass die Unterlagen Sprengstoff enthalten”, sagte der LBBW-Banker unlängst als Zeuge in einem anderen Prozess um Sal. Oppenheim.

Nun wird die Millionen-Hilfe zum Bumerang für mehrere damalige BHF-Vorstände. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen Untreue und Beihilfe dazu. Im Wissen um die schwierige Lage von Sal. Oppenheim, so ihr Verdacht, hätte der Kredit nie gewährt werden dürfen, jedenfalls nicht ohne Absicherung. Nur einer aus der Führung hatte sich damals quergelegt und ist heute daher nicht Beschuldigter, sondern Zeuge: Ingo Mandt. Er hielt die Hilfe für nicht vertretbar und schied, nachdem sie gegen sein Votum beschlossen wurde, bei der Bank aus.

Gut ein Jahr lang verschwand Mandt komplett von der Bildfläche, dem Vernehmen nach auch aus Sorge um seine persönliche Sicherheit. Er zog mit seiner Familie nach Griechenland und züchtete dort Oliven. Wirtschaftlich gilt er als unabhängig, als Betreuer von Superreichen soll er glänzend verdient haben. Dann suchte er den Wiedereinstieg in die Finanzbranche – und kam über einen Headhunter mit der LBBW in Kontakt. Bei der Entscheidung für ihn, hört man aus Kreisen der Träger, hätten auch die Umstände seines Ausscheidens bei der BHF-Bank eine Rolle gespielt: Jemanden, der derart Rückgrat gezeigt und „bewiesen habe, dass er die deutschen Gesetze kennt und beachtet“, könne die Landesbank gut gebrauchen. Einstimmig wurde er im Oktober 2010 als Vorstand bestellt.

Zimperlich war Jochen Sanio nie

Damals ahnte wohl niemand, dass das Tauziehen vom Sommer 2009 eines Tages auch den obersten Bankenaufseher Sanio in Bedrängnis bringen könnte. Aus der entscheidenden Vorstandssitzung der BHF-Bank wurde Mandt seinerzeit für ein dringendes Telefonat herausgerufen. Am Apparat: der für seine klaren Ansagen bekannte Bafin-Chef. Sehr deutlich soll dieser ihm vor Augen geführt haben, was eine Ablehnung des 100-Millionen-Kredits für Mutter- und Tochterinstitut bedeuten würde: Beide wären dann gefährdet gewesen. Den Zusammenbruch einer Bank aber wollte Sanio unbedingt vermeiden. Zur Not hätte zwar der Rettungsfonds Soffin einspringen müssen, aber öffentliche Gelder ausgerechnet für die „Reichenbank” Sal. Oppenheim – das wäre, zumal kurz vor der Bundestagswahl, nur schwer vermittelbar gewesen.

Welchen Nachdruck der Sozialdemokrat Sanio bei Rettungsaktionen entfalten konnte, weiß man auch in Baden-Württemberg nur zu gut. Bis heute kursieren farbige Berichte von den Verhandlungen, als es 2007 um die Übernahme der wankenden SachsenLB durch die LBBW ging: Drastisch habe der Bafin-Chef damals ausgemalt, was passieren würde, wenn es nicht zu dem Notverkauf käme; auf dem Spiel stehe die Stabilität des gesamten Finanzsystems. „Sie haben Deutschland einen Dienst erwiesen”, soll er die die Stuttgarter nach vollbrachter Tat gelobt haben. Zimperlich sei Sanio nie gewesen, bestätigen Teilnehmer, aber ein Erpresser?

Zwei Protokolle von brisantem Telefonat

Sein Telefonat mit dem BHF-Banker Mandt wäre nach fünf Jahren vermutlich kaum zu rekonstruieren - gäbe es nicht gleich zwei Aufzeichnungen darüber. Direkt in der nächtlichen Sondersitzung berichtete der Risikovorstand über den Inhalt des Gesprächs. Seine Schilderung gelangte ins Protokoll, das heute bei der Staatsanwaltschaft liegt. Anderntags verfasste Mandt mit seinem Rechtsanwalt noch eine zweite, persönliche Niederschrift. Schon zuvor hatte er angesichts der schwierigen Lage der Bank begonnen, wichtige Vorgänge zu dokumentieren. Die Belege verwahrte er bei zwei Anwälten im Ausland, sicherheitshalber in verschiedenen Ländern - ein Fundus, der inzwischen als „Giftschrank“ gilt. „Ich wusste, dass die Unterlagen Sprengstoff enthalten”, sagte der LBBW-Banker unlängst als Zeuge in einem anderen Prozess um Sal. Oppenheim.

Munition gegen den einst gefürchteten, aber hoch respektierten Bankenaufseher aus einem geheimen Giftschrank im Ausland - in der Finanzbranche wird das teilweise naserümpfend quittiert. Die Umstände seien ja schon „etwas schräg”, monieren Insider; bisher habe Konsens bestanden, dass die Bafin die Solidarität aller Banken verdiene. Niemand sei glücklich darüber, dass nun Sanio ins Fadenkreuz der Ermittler gerate, heißt es auch aus dem Umfeld der LBBW, die sich selbst nicht äußern wollte. Aber Mandt sei verpflichtet, bei der Justiz auszusagen. Sein guter Ruf werde von der Affäre nicht tangiert.

Jochen Sanio muss dagegen länger auf die Rehabilitierung warten, die sein Verteidiger fest erwartet. Die Ermittlungen, verlautet aus Köln, dauerten sicher noch ein halbes oder ein ganzes Jahr.