Die Zukunft der Einkaufspassage entscheidet sich wohl erst im Frühjahr. Immer mehr Läden in der Passage stehen leer. Eigentlich hätte die Entscheidung längst fallen sollen. Die Verantwortlichen wollen aber den Amtsantritt von OB Fritz Kuhn abwarten.

Stuttgart - Der (vor)weihnachtliche Lichterglanz wirft in der Calwer Passage an einigen Stellen trübe Schatten. Passanten schauen zunehmend in große leere Schaufenster, die auch nicht mehr nur zum Schein dekoriert werden, um den trostlosen Eindruck wenigstens etwas zu kaschieren. Die Botschaft ist eindeutig und wird auch von der Eigentümerin, der Württembergischen Lebensversicherung, auf Anfrage bestätigt. „Leerstand wird nicht mehr vermietet“, räumt ein Sprecher des Unternehmens ein. Auch Zwischenvermietungen wie in einigen anderen Läden der Passage gibt es keine mehr. Der Grund: Das Regierungspräsidium hat noch nicht darüber entschieden, ob die einst renommierte Einkaufspassage aus den 1970er- Jahren unter Denkmalschutz gestellt wird. Und solange die Entscheidung aussteht, liegen die laufenden Verkaufsverhandlungen für die Innenstadtimmobilie auf Eis. Solange passiert zunächst einmal gar nichts.

 

Zunächst hatte das Regierungspräsidium die Denkmalentscheidung bis zum September oder Oktober angekündigt. Jetzt heißt es, die Entscheidung werde erst im neuen Jahr fallen. Und das hat vor allem politische Gründe, wie der Regierungspräsident Johannes Schmalzl ohne Umschweife einräumt. Der neue Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der am 7.Januar sein Amt antritt, werde in Sachen Calwer Passage „nicht vor vollendete Tatsachen gestellt“, so Schmalzl. Er habe mit Kuhn besprochen, dass der Vorgang solange ruhe, bis er im Amt sei und sich eine Meinung bilden konnte. Denn in Sachen Denkmalschutz hat zwar das Regierungspräsidium Stuttgart als höhere Behörde das letzte Wort, aber für gewöhnlich werden die Entscheidungen in enger Abstimmung mit der Stadt als untere und ausführende Denkmalbehörde getroffen.

Denkmalschutz entscheidet über Nutzungsmöglichkeiten

Fachliche Gespräche zwischen Stadt und Regierungspräsidium hat es in den vergangenen Monaten bereits einige gegeben. Dem Vernehmen nach deutet alles darauf hin, dass die Calwer Passage als erste Passage dieser Art in Deutschland im Verlauf des Frühjahrs zum Baudenkmal erklärt wird. Die Frage ist letztlich nur noch, in welchem Umfang. Der Baubürgermeister Matthias Hahn hat bereits vor Monaten erklärt, dass er es begrüßen würde, wenn die glasüberdachte Passage erhalten bliebe. Ob auch der kupferbraune Büroklotz zum Rotebühlplatz hin, der Teil es Passagenkomplexes ist, schützenswert sei, wollte er dem Votum der Fachleute überlassen.

Für den von der Württembergischen geplanten Verkauf der in die Jahre gekommenen Einkaufspassage ist das jedoch die heikelste Frage. Denn letztlich entscheidet der Denkmalschutz über die neuen Nutzungsmöglichkeiten für die Immobilie und damit über den zu erzielenden Preis. Einige Kaufinteressenten, die im Rathaus vorgesprochen haben, wollen wenn nicht alles, so doch wenigstens den Büroteil abreißen und durch einen Neubau ersetzen können. Dem würde der Denkmalschutz entgegen stehen. Auch die Eingliederung allein der Einkaufspassage mit ihren 15 Geschäften, deren Ladenflächen zum Teil zu den längst denkmalgeschützten Häusern an der Calwer Straße durchreichen, in einen Neubau gilt als aufwendig und teuer, aber machbar.

Die Württembergische Lebensversicherung wollte sich zum aktuellen Stand der Verkaufsverhandlungen nicht äußern. Die Denkmalschutzbehörde habe sich noch nicht gemeldet, unabhängig davon bestehe aber von Investoren weiterhin Interesse an dem Objekt, so ein Unternehmenssprecher. Als Favorit galt zuletzt die Stuttgarter Firma Argon, eine Tochtergesellschaft der Ferdinand Piëch Holding.