Zu einem Hotel gehören immer Menschen, die sich um die Gäste kümmern und ihnen die Wünsche von den Augen ablesen. In einer Serie stellen wir gute Geister vor. Diesmal: der Hotelchef Markus Perez.

Echterdingen - Markus Juan Perez Lieb ist im Stress. Um 8.20 Uhr kommt er an diesem Montag kurz in den Frühstücksraum des Holiday Inn Express Hotels an der Dieselstraße in Echterdingen. Doch Zeit zum Essen hat der Hotelmanager des neuen Moxy Hotels, das nebenan am Dienstag, 12. September, eröffnet, kaum. Er nimmt sich einen Kaffee und füllt eine Schale mit Quark und Müsli. „Wir haben noch zehn Minuten. Dann beginnt das Meeting“, sagt der 31-Jährige. Nach ein paar Schlücken Kaffee holt er sein Smartphone raus. „Ich muss kurz telefonieren.“

 

Als das Gespräch beendet ist, isst etwas und geht in das Gebäude, in dem er bald als Chef Gäste begrüßen wird. „Wir haben jetzt das Meeting mit den Leuten, die am Bau beteiligt sind, und dann mit der Crew.“ Für sie ist Perez, der Schweizer und kolumbianische Wurzeln hat, nicht Direktor, sondern in der Moxy-Sprache „Captain“.

Ein Hotel für „Fun Hunter“

Und auch sonst sieht er nicht wie ein Direktor aus. Denn Perez trägt eine kurze Hose, Sneaker und ein blaues T-Shirt. Die Marke Moxy Hotels der Marriott Gruppe richtet sich speziell an junge Leute, die intern „Fun Hunter“ genannt werden.

Perez, der für den Schweizer Hotelbetreiber SV Hotel arbeitet, sitzt nun im „Plug In-Bereich“. In diesem Teil der Lobby können künftig Gäste an Laptops arbeiten. Bis zur Eröffnung ist das Perez’ Büro und das seiner Kollegen. Sie alle arbeiten an mehreren Fronten. Auf der einen Seite muss bis zum 12. September einiges fertig gemacht und das Personal geschult werden. Dazu kommen Probleme. „Wir haben heute alle kalt geduscht“, sagt Perez. Sie schlafen nämlich im Hotel. Dabei habe das warme Wasser bereits funktioniert. Alexander Laukenmann, Opening Director der SV Hotel und Perez’ Chef, will sich kümmern. „Wir erstellen jetzt eine Mängelliste“, sagt er. Außerdem fehlten noch 20 Matratzen. „Die müssen schnell kommen, damit wir die Zimmer fertig machen können.“ Insgesamt gibt es davon im Moxy 176.

Den Gästen auf Augenhöhe begegnen

Jeder einzelne Tag ist für das Team eng getaktet. „Wir arbeiten gerade durch und haben nur mal einen Tag frei“, sagt Perez. Zu vieles ist noch zu klären. „Das ist wie ein Computerspiel, in dem ich Aufgaben erledigen muss. Und wenn ich denke, sie sind fertig, funktionieren Dinge nicht.“ Perez stammt aus einer Hotelier-Familie. „Ich bin in Kolumbien mit dem Hotel aufgewachsen. Mir hat der Gästekontakt schon immer gefallen“, sagt der Betriebswirt. „Was ich aber nie mochte, war das Verbeugen vor dem Gast.“ Damit würde er sich nicht wohlfühlen. Darum mag er das Moxy, weil dem Gast dort auf Augenhöhe begegnet werde. Teile des Teams kommen aus der Spitzenhotellerie. „Für mich war es wichtig, dass ich an der Rezeption und an der Bar Kollegen mit Erfahrung habe“, sagt Perez. Er beschreibt die Zielgruppe so: „Es sind Leute, denen ein schnelles WLAN wichtiger ist, als eine Minibar und ein Schrank im Zimmer.“

Perez’ Excel-Tabelle mit den Aufgaben zeigt für diesen Montag Schulungen an – etwa im Cocktails mixen. „Es fehlen aber Barutensilien. Wir haben die in den Geschäften hier nicht bekommen.“ Der Großhandel könne erst am 11. September liefern. Doch dann wird es mit dem Training zu spät. An diesem Morgen probieren die Mitarbeiter Getränke – vom Eistee bis zum Pils. Sie sollen wissen, was sie verkaufen.

Der Stress wird noch größer

Perez steht in der Lobby, in der es Sofas und Sessel gibt. Mit dem Stylisten Thomas Schumacher bespricht er das Innenraumdesign. Noch wirkt die Lobby recht kahl. Im Bücherregal sollen Bildbände über Food Trucks, Sportwagen, ein Stuttgarter Wimmelbuch und ein paar lila Boxhandschuhe stehen.

„In den nächsten Tagen wird der Stress noch größer“, vermutet Perez. Für ihn ist es seine erste Hoteleröffnung. „Es ist sehr herausfordernd und abwechslungsreich.“ Er weiß, was er am Eröffnungstag machen möchte: „Dann setze ich mich mit einem Moscow Mule-Cocktail in die Lobby, schaue mir an, wie die Kunden einchecken und lasse unser Produkt auf mich wirken.“