Die wohl durch eine Bohrpanne beschädigten Häuser in Leonberg machen ihren Besitzern Sorgen. Familie Ziegler bereitet sich auf den Umzug vor.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Leonberg - Es ist Nacht gewesen, als die ersten Geräusche zu hören waren. "Wie wenn eine Holzdecke knackt", berichtet Christin Ziegler, "nur viel lauter." Immer wieder dasselbe Geräusch. Menschen und Tiere zitterten und hatten Angst vor dem, was doch nicht zu fassen war. "Wir dachten, dass jetzt gleich das Dach runterkommt", sagt ihre Zwillingsschwester Cathrin Ziegler. Das war in der Nacht zum 29. Juli. Seitdem leben die Zieglers mit dieser Angst und sind vielleicht bald ohne Bleibe.

 

Zusammen mit Mutter, Großvater und Onkel wohnen die beiden jungen Frauen noch in der Thomas-Mann-Straße im Leonberger Ortsteil Eltingen (Kreis Böblingen) - in einem der Häuser, die vermutlich durch eine Geothermie-Bohrpanne am stärksten beschädigt sind. Die Risse, die durch das Absacken der Mauern entstanden sind, ziehen sich durch fast das gesamte Gebäude. An einigen Stellen kann man wortwörtlich durch die Wand sehen, so groß sind die Spalten im Mauerwerk. Neben vielen Rissen hängen grüne Zettel mit Zahlen: dem Datum, an dem die Zieglers die neuen Schäden bemerkt haben. Und es hört nicht auf. "Oh, der da oben ist auch neu", sagt Christin Ziegler und blickt an die Decke in ihrem Hausflur.

Selbst die Haustiere leiden

Die Angst der Familie ist groß: dass kein Schuldiger gefunden wird, dass sie ihr geliebtes Heim abreißen muss und dass sie pünktlich zum Winter auf der Straße steht. Die Zieglers rechnen mit dem Schlimmsten. Und so fangen sie schon einmal damit an, das Haus auszuräumen. "Bis Herbst soll ja offenbar eine Lösung gefunden werden", sagt Christin Ziegler, "aber daran glaube ich nicht."

Die Familie hat bereits unmittelbar nach den ersten Rissen damit begonnen, alle wichtigen Dokumente und Wertsachen in Sicherheit zu bringen. Für sie war klar: da passiert etwas Größeres. Auch die dritte der Ziegler-Schwestern ist extra aus München gekommen, um ihre Habseligkeiten zu retten. Die folgenden drei Tage waren die Zieglers bei Nachbarn und Verwandten. "Nur unser Onkel ist nach einem Tag wieder zurückgekehrt", sagt Christin Ziegler.

Hofverkauf

Alles können die Zieglers nicht mitnehmen - wohin auch immer. Deshalb findet heute und morgen ein Hofverkauf statt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man an unserem Haus noch etwas reparieren kann", sagt Christin Ziegler, "deshalb versuchen wir, so viele Dinge wie möglich loszuwerden." Tatsächlich sieht es im Innern des Gebäudes verheerend aus. Die Risse ziehen sich teilweise mehrere Meter über Böden, Wände und Decken hin.

Niemand könne ihnen genau sagen, ob es überhaupt im Moment noch sicher sei, im Haus zu wohnen. "Die einen sagen so, die anderen so", berichtet Cathrin Ziegler von der Uneinigkeit der Verantwortlichen. Ein Abbruch wäre jedenfalls "der Albtraum", sind sich die Schwestern einig. Wo die Familie in diesem Falle Unterschlupf finden soll, steht noch in den Sternen. "Da müssten wir wohl tatsächlich mit den Nachbarn sprechen", befürchtet Christin Ziegler.

Und nicht nur die Menschen, auch die Haustiere der Zieglers leiden merklich. Der Hund Apollo ist seit den Vorfällen sichtlich nervös. "Auch unsere Hasen benehmen sich komisch", sagt Christin Ziegler. Die Einzigen, deren fröhliches Gezwitscher nie verstummt sei, seien die Vögel.