Der Geschäftszweig Car-Multimedia von Bosch zieht nach Renningen, die übrigen bleiben.

Leonberg/Renningen - Radio und Navigationssystem, dazu Anzeigen und viele Systeme, die dem Fahrer assistieren. Schon heute sind die Autos bestückt mit all diesen Funktionen. Dass eben jene in Zukunft noch besser miteinander zusammenarbeiten und vernetzt sind, darum kümmern sich die Mitarbeiter von „Car-Multimedia“, einem Geschäftszweig des Automobilzulieferers Bosch.

 

Derzeit tun sie das noch am Standort in Leonberg, spätestens im nächsten Jahr jedoch werden sie nach Malmsheims ins große Forschungs- und Entwicklungszentrum umziehen. Damit verliert Leonberg rund 350 Mitarbeiter. Bedeutet das das Aus für das hiesige Bosch-Werk, das in diesem Jahr immerhin sein 25-Jahr-Jubiläum in Leonberg feiert? Anastasios Fourniadis ist der stellvertretende Personalchef von Bosch in Leonberg und kann beruhigen: „Im Moment haben wir es bei dieser Anzahl hier ohnehin recht kuschelig“, formuliert es Fourniadis augenzwinkernd.

„Der Weggang von Car-Multimedia bietet uns die Chance, die Fläche, die wir haben, neu auszurichten und zu strukturieren“, sagt Fourniadis. Denn Car-Multimedia ist nur einer von insgesamt drei Geschäftsbereichen, die in Leonberg angesiedelt sind. Auch die Ingenieure von „Chassis Systems Control“ tüfteln hier mit insgesamt 1000 Mitarbeitern an Fahrerassistenz-Systemen, also zum Beispiel automatische Notbremsen, Spurhalte- und Parkassistenzen.

Marke von 1500 Mitarbeitern wieder anvisiert

Und das werden sie auch in Zukunft in Leonberg tun, verspricht Anastasios Fourniadis von der Leonberger Bosch-Geschäftsführung. „Wir werden mit viel Wachstum dafür sorgen, dass der Bosch-Standort in Leonberg weiterhin mit Leben gefüllt sein wird“, sagt er. Jeden Monat stelle Bosch hier etwa 30 Mitarbeiter ein, allein in diesem Jahr waren das bisher 250 neue Kollegen.

„Die alte Marke von 1500 Mitarbeitern werden wir also in zwei bis drei Jahren wieder erreichen, wenn im nächsten Jahr die Car-Multimedia-Kollegen ausgezogen sind“, glaubt Anastasios Fourniadis. Damit bleibt Bosch der größte Arbeitgeber in Leonberg, daran wird sich nichts ändern. Auch beim Betriebsrat sind daher keine besorgten Stimmen zu hören. „Es war klar, dass einer der Bereiche irgendwann ausgegliedert wird“, sagt Gerd Kruspel, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende am Standort Leonberg.

Schließlich seien Car-Multimedia und der Bereich Fahrassistenz in den vergangenen Jahren extrem stark gewachsen. Entsprechend unsinnig seien Gerüchte, dass der Wechsel gegenüber den Mitarbeitern angeblich lange dementiert und ihnen dann erst sehr spät mitgeteilt wurde, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Die endgültige Entscheidung „wurde schon vor Monaten bekannt gegeben“. Schon 2015, glaube er, spätestens Anfang 2016.

Außer dem neuen Arbeitsplatz ändert sich nichts

Und auch für die 350 Mitarbeiter, die jetzt nach Malmsheim umziehen müssen, werde sich außer ihrem Arbeitsort nichts ändern, davon hat sich der Betriebsrat überzeugt. „Organisatorisch bleibt alles gleich aufgebaut, die komplette Hierarchie wird dorthin übertragen“, erklärt Gerd Kruspel. Die Reaktionen auf den Umzug seien trotzdem in alle Richtungen gegangen. Vor allem, wer nun einen weiteren Anfahrtsweg habe, sei natürlich nicht erfreut gewesen. Aber schon vom Standort her biete das Forschungszentrum „Top-Möglichkeiten“, sagt er. „Die Mehrzahl der Mitarbeiter ist deshalb begeistert.“ Rund 1700 Menschen arbeiten auf dem Bosch-Campus am Malmsheimer Flugplatz derzeit, mit den Kollegen von Car-Multimedia werden es noch einmal 350 mehr. Dafür bekommt der Campus noch einen kleineren Anbau für Labors, eine Erweiterung für neue Büros ist aber nicht notwendig. Denn die Stockwerke acht bis elf des bekannten 60-Meter-Büroturms stehen noch leer und wurden eigens für den Zweck freigehalten, dort einen weiteren Geschäftsbereich anzusiedeln, der inhaltlich zum Bosch-Campus passt. „Die Wahl fiel auf Car-Multimedia“, erklärt die Bosch-Unternehmenssprecherin Alexandra Albrecht, weil sich gezeigt habe, dass es in diesem Bereich viele Überschneidungen mit den Arbeiten in Malmsheim gibt. Dazu gehört zum Beispiel die Ausstattung der Labors und Werkstätten.

Auch die verbleibenden Bosch-Ingenieure der Entwicklungsabteilungen in Leonberg werden zukünftig eng mit der in Malmsheim angesiedelten Forschung zusammenarbeiten. „Diese Nähe von sieben Kilometern ist Gold wert für uns“, sagt Anastasios Fourniadis.