Früh übt sich, was ein vierbeiniger Helfer für Menschen in der Not werden will: Unsere Zeitung hat die Welpen-Azubis der Rettungshundestaffel Rems-Murr aus Leutenbach bei ihren ersten Übungslektionen besucht.

Leutenbach - Ob Tunnel, Wippe oder Leitersteg – Baghira kennt keine Furcht: Obwohl erst 17 Wochen alt, absolviert die Hündin ohne Zaudern die Geräte auf dem Übungsplatz der Rettungshundestaffel Rems-Murr. Dafür gibt’s lobende Worte von Frauchen Sabine Nägele und besondere Leckereien: Putenschnitzel, Rührei und Speck – natürlich alles ungewürzt und in welpengerechte Stückchen geschnitten.

 

Sabine Nägele ist sich sicher: Baghira hat das Zeug, ein guter Rettungshund zu werden. „Weil sie so unerschrocken ist, hat sie die psychischen und charakterlichen Voraussetzungen“, meint die 32-Jährige, die ihrem Altdeutschen-Hütehund-Welpen eine große Karriere nicht nur als Flächensuchhund für das Aufspüren von Vermissten im Kreis voraussagt, sondern auch als Trümmersuchhund in Erdbebengebieten. So kann sie sich vorstellen für Auslandseinsätze, wie etwa jüngst in Nepal, ihre Baghira auch einer Kollegin der I.S.A.R. Germany (International Search and Rescue) anzuvertrauen. Bei einem Training der Staffel, in der gewissermaßen die Elite der deutschen Rettungshunde ist, durfte die forsche, schwarze Hündin bereits reinschnuppern. „Selbst der Lärm eines Presslufthammers hat ihr dabei nichts ausgemacht“, berichtet ihre stolze Hundeführerin. Im Vergleich dazu sind die Geräte auf dem Übungsplatz bei Leutenbach-Nellmersbach vermutlich für Baghira schon Kinderkram.

Bis zum geprüften Rettungshund ist es ein langer Weg

Geübt wird trotzdem fleißig. Schließlich ist es noch ein langer Weg bis zum geprüften Flächen- und Trümmersuchhund und viele Stunden Freizeit, die Sabine Nägele in Baghiras Ausbildung investieren muss. Neben Gerätearbeit steht heute auch ein bisschen Fuß laufen auf dem Übungsplan. Denn: „Die Grundvoraussetzung ist, dass die Hunde die Begleithundprüfung ablegen“, erklärt Jaqueline Haydt, die Ausbildungsleiterin der Rettungshundestaffel Rems-Murr. In dieser müssen die vierbeinigen Lehrlinge den normalen Grundgehorsam – Sitz, Platz, Fuß – und umweltverträgliches Verhalten unter Beweis stellen. Erst danach dürfen sie ab einem Alter von 15 Monaten die Vorprüfung zum Flächen- beziehungsweise Trümmersuchhund ablegen, auf die dann im Alter von mindestens 18 Monate die sogenannte Haupt- sowie die Einsatzprüfung folgen.

Die zweite neue Azubine in der Staffel ist Laika, zwölf Wochen alt. Durch den Tunnel flitzen kann das schwarz-weiße, tapsige Fellknäuel auch schon. Den Leitersteg indes kennt der Border-Collie-Welpe noch nicht. Doch Wissbegierde liegt Laikas Rasse im Blut und so traut sie sich neugierig auf das unbekannte Gerät – mit der Rückendeckung ihres Herrchens Hubertus Hessenauer versteht sich. Denn für die Rettungsarbeit ist vor allem auch eines wichtig: Vertrauen in den Hundeführer.

Mit Leckerli und Hilfestellung werden die Geräte gemeistert

Mit Wurststückchen lockt der 59-Jährige sein Hundebaby von Sprosse zu Sprosse. Mit den Vorderpfoten klappt es schon ganz gut, von einer auf die nächste zu treten. Aber auch die Hinterhand koordiniert einzusetzen, ist eine schwierige Übung. Hoppla – daneben getapst. Aber Haydt – stets griffbereit, um Laika vor einem Sturz zu bewahren – hat sie schon aufgefangen.

Wann kann man denn mit der Rettungshundeausbildung beginnen? „Ab einem Alter von acht Wochen kann man damit anfangen“, antwortet Haydt. Und was ist, wenn der Hund bereits erwachsen ist. Auch dann sei ein Einstieg noch möglich.

Laika und Baghira haben derweil ihre Übungseinheiten abgeschlossen. Nur wenige Minuten haben sie gedauert – anstrengend genug für kleine Welpen. Jetzt ist gemeinsames Spielen und Toben angesagt.

Helfer auf vier Pfoten

Alarmierung
: Über die Integrierte Leitstelle Rems-Murr, die alle Hilfseinsätze im Kreis koordiniert, wird die Rettungshundestaffel Rems-Murr aus Leutenbach alarmiert, die dem Bundesverband Rettungshunde angeschlossen ist. Neben ihr können auch die DRK-Rettungshundestaffel Weinstadt und die THW-Rettungshundestaffel Backnang verständigt werden.

Einsatz:
Rund 15 Mal im Jahr rücken die Spürnasen aus. Dabei kann ein Hund in 20 Minuten ein Areal von fünf Fußballfeldern absuchen, so viel wie ein 50-köpfiges Menschenteam.