Der VW-Scheinwerfer erinnert Peter Schöllhorn an seinen unbekannten Vater und daran, dass er mit 40 Jahren seinen Bruder kennenlernte.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Es war Liebe auf den ersten Blick, sagt Peter Schöllhorn. Aber es hat 40 Jahre gedauert, bis es geschah und er seinen Bruder kennenlernte. „Das ist komisch, wenn man so alt geworden ist und dann plötzlich erfährt, dass man einen Bruder hat.“ Die beiden sind gleich alt, sind nur sieben Kilometer voneinander entfernt aufgewachsen. Jeder bei seiner allein erziehenden Mutter. „Es war eine glückliche Kindheit“, sagt er. Wahrscheinlich besuchten die Brüder in ihrer Jugend sogar die gleichen Lokale – ohne es zu wissen. Ihre Interessen waren sehr ähnlich. Getroffen haben sie sich erst nach dem Tod ihres gemeinsamen Vaters. „Eines Tages meldete sich das Amtsgericht wegen des Erbes“, erzählt der Spezialist für Beleuchtungen.

 

VW-Käfer im Schuppen

Während der Bruder Kontakt zum Vater hatte, kamen die Nachlassverwalter nur durch die Belege der Unterhaltszahlungen an Schöllhorns Mutter auf dessen Existenz. Die Brüder mussten die Wohnung ausräumen und dabei lernten sie sich kennen. Im Schuppen des Vaters stand ein ausgemosteter VW-Käfer 1302 S. „Mit dem war mein Bruder mehrfach in die Türkei gefahren“, das hatte er ihm erzählt. Und als Symbol für Vater und Bruder nahm Schöllhorn einen der Scheinwerfer mit und verewigte ihn in Beton. „Das war eines meiner ersten Objekte“, erinnert er sich. Mit seinen Leuchten in gegossenem Stein ist er heute bei Design-Ausstellungen vertreten. Aber der Scheinwerfer hat einen Ehrenplatz bei ihm. Auf dem Klotz steht ein Kruzifix und das Foto des unbekannten Vaters sowie ein kleiner Spielzeug-Käfer. Der Bruder ist heute Schöllhorns bester Freund.