Der Stuttgarter Flughafengeschäftsführer Georg Fundel verteidigt die unternehmerische Ausrichtung seines Unternehmens gegen Angriffe der Sozialdemokraten – und verweist auf einen gnadenlosen Preiskampf.

Stuttgart - Als Arbeitgeber im öffentlichen Dienst und als Gesellschafter von Unternehmen wie dem Landesflughafen zeigen wir Flagge für die Verbesserung der Situation der Beschäftigten.“ Mit diesem Versprechen und der Ankündigung einer Anfrage im Landtag zum Thema Lohndumping hatte sich Anfang Mai Claus Schmiedel, der Chef der SPD-Landtagsfraktion, aus dem Fenster gelehnt. Viel zu weit, wie der Flughafenchef Georg Fundel gegenüber der StZ erklärte. Weder unter der alten noch unter der neuen Landesregierung hat er Spielraum für Optimierungen bei den Arbeitsverträgen in den von Schmiedel angesprochenen Tätigkeitsfeldern ausmachen können.

 

Sich verschärfender Preiskampf

Dieselben Parteien, die sich bei der EU für freien Wettbewerb einsetzten, weigerten sich, am Flughafen die sich daraus ergebende Konsequenz zu akzeptieren, ärgert sich Fundel. Diese sei ein gnadenloser, sich in den nächsten Jahren verschärfender Preiskampf gerade in den liberalisierten Bereichen Bodenverkehrsdienst (Gepäcktransport, Fahrtreppen) und Passage (Check-in) mit den vor allem von Betriebsräten aufgezählten negativen Folgen fürs Personal.

Anders als von Claus Schmiedel suggeriert, sei das geplante Tariftreuegesetz zumindest für den Stuttgarter Flughafen ein zahnloser Tiger. Demnach soll zwar niemand öffentliche Aufträge erhalten, der bestehende Tarifverträge unterlaufe, die den Preis nach unten treibende Konkurrenz schließe aber keine Verträge mit der FSG, sondern mit den Fluggesellschaften.

Verwunderung über SPD-Vorstoß

Auch wundert sich der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft (FSG) über den Zeitpunkt des SPD-Vorstoßes. Gerade die aktiv gewordenen Sozialdemokraten Schmiedel und der Finanzstaatssekretär Ingo Rust, der im FSG-Aufsichtsrat sitzt, hätten ihm kurz vorher in Gesprächen versichert, sie trügen die vor mehr als zehn Jahre vorgenommene Abkehr vom Behördenprinzip zum wirtschaftlich handelnden Unternehmen in Landes- und Stadteigentum weiter mit.

Aus dem Finanzministerium sei sogar die Anfrage gekommen, ob der Gewinn – 30,5 Millionen Euro 2011 entsprechen 2,34 Prozent Rendite auf den Wert des Unternehmens von 1,3 Milliarden Euro – nicht gesteigert werden könnte? Fundel wollte dies nicht verneinen. Immerhin spekuliert der Flughafen täglich darauf, dass keine Aschewolken oder Terroristen auftauchen, die die Zahl der Passagiere und Airlines auf null sinken ließen. Dieses Risiko müsste sich in einer höheren Rendite niederschlagen.

Drohende Schließung bei höheren Löhnen

Fundel sagt, der Vorstoß der Gewerkschaft Komba und der Betriebsräte des Airport Ground Service (AGS), genauso entlohnt zu werden wie die nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst entlohnten FSG-Mitarbeiter im Bodenverkehrsdienst (BVD), gehe ins Leere. Andersherum werde ein Schuh daraus – er ist dabei, die Stammbelegschaft wegen der hohen Personalkosten abzubauen. In dieser Dreiklassengesellschaft bearbeitet der BVD der Konzernmutter die Grundlast. Die AGS sei wegen der starken Saisonalität – viele Flüge morgens, abends und im Sommer, wenige tagsüber sowie im Winter – lediglich dazu da, die Spitzenbelastung abzudecken. Für die wenigen Saisonhöhepunkte würden Zeitarbeiter verpflichtet. Die FSG-Töchter machten aber kaum Gewinn; müsste er höhere Löhne zahlen, wäre die Schließung unumgänglich. Eine Quersubvention durch die FSG hält er für kontraproduktiv.