Ein Tiger gehört üblicherweise nicht zum Patientenkreis der Ludwigsburger Kleintierklinik von Michael Schneider-Haiss. Der krebskranke Tiger Carlos aus der Wilhelma kam, um untersucht zu werden – und musste dann leider eingeschläfert werden.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Ludwigsburg - Ein Tiger gehört nicht zum Patientenkreis einer Kleintierklinik. Weil die Praxis ein großes CT-Gerät hat, wurde der krebskranke Carlos dennoch Patient in Ludwigsburg.
Herr Schneider-Haiss, Sie haben nicht alle Tage einen Tiger auf dem Untersuchungstisch liegen.
Das ist richtig und eine große Ausnahme. Wir behandeln eher selten große Tiere. Der Tiger Carlos wog 145 Kilogramm, schwere Hunde haben maximal bis zu 120 Kilogramm. Wir sind ja auch eigentlich nur eine Kleintierklinik. Die befasst sich von der Größe her mit allen Tierarten bis einschließlich Hunden. Gelegentlich haben wir auch mal Zootiere. Wir haben schon einen Elefanten gelasert. Aber das haben wir in der Wilhelma gemacht
Kam Carlos schon betäubt zu Ihnen?
Ja.
Sie sollten eine Diagnose stellen?
Ja, es war unklar, was mit ihm los ist. Er wurde uns vorgestellt, weil wir über einen Computertomografen verfügen. Wir arbeiten seit einiger Zeit mit der Wilhelma bei besonderen Fragestellungen zusammen. Im Gegenzug fragen wir aber auch bei speziellen Themen bei der Wilhelma nach. Das ist eine sehr positive Zusammenarbeit.
Ist es eindrucksvoll, wenn ein Tiger vor einem liegt?
Sehr. Es hat uns keine Furcht eingeflößt, weil er ja schlief. Aber es ist sehr respekteinflößend. Man hat da Ehrfurcht.
Aber die Entscheidung, ihn einzuschläfern, war dann klar?
Leider ja. Weil man ihm nicht helfen konnte. Es waren ja auch zwei Tierärzte aus dem Team der Wilhelma zugegen. Es war also die erforderliche Kompetenz für eine so endgültige Entscheidung vor Ort.
Haustierbesitzer kennen das: Manchmal folgt auf die Diagnose die Einschläferung, um dem Tier unnötiges Leiden zu ersparen.
Bei uns kommt das häufiger vor, dennoch darf man da nicht gleichgültig werden. Aber wenn dann so eine Kreatur wie der Tiger mit einer unheilbaren Krankheit auf dem Tisch liegt, von dem man weiß, dass es nur noch ganz wenige Exemplare auf diesem Erdenrund gibt – dann ist man noch stärker betroffen.