Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Für die Evangelische Kirche als Bauherr des Bildungszentrums Hospitalhof in Stuttgart war man indes voll des Lobes. Amber Sayah zeigte sich erfreut, dass „die Evangelen endlich mit den Katholiken“ gleichzögen und mit dem Neubau „Stilwillen und Auftritt“ bewiesen. Auch Anderhalten würdigte die Arbeit des Stuttgarter Büros Lederer Ragnarsdóttir Oei: Das Haus habe eine Aura und könne durch die qualitätvolle Ausführung „super altern“. Allerdings war ihm der in die gotischen Klosterrelikte eingefügte Bau „zu detailverliebt“. Zudem würden nicht immer Form und Funktion harmonieren. Ulrike Rose freute sich hingegen über die Rückkehr des Ornaments. Was ihr nicht behagte, waren der rote Linoleumboden und die A-förmigen Fenster im Erdgeschoss. Das skulpturale Treppenhaus mache aber alles wett: „Das hat Guggenheim-Charakter“. Kessing berichtete, wie im Innenhof „Hast und Eile“ von ihm abgefallen seien und erzeugte mit seiner Vermutung, die A-Fenster rührten womöglich vom Vornamen des Architekten Arno Lederer, Lacher im Saal.

 

Zum Schluss griff Sayah noch einmal ihre Ausgangsfrage auf: Was machen solche ins Alte implantierte Neubauten mit der Stadt? Sind sie gut für sie? Ja, lautete die einhellige Antwort im Falle des Hospitalhofs – wo drumherum viel Party sei, werde es drinnen ruhig, sagte Rose und plädierte dafür, die sich leerenden Kirchen in den Städten als Orte der Stille zu bewahren. Beim Gerber übrigens, dem auch eine Kirche zum Opfer fiel, hat sich dies als frommer Wunsch erwiesen.