Die EnBW wird das Ludwigsburger Stromnetz nicht wie vorgesehen Ende 2012 an die Stadtwerke verkaufen, sondern deutlich später. Auch über den Preis haben sich die Konkurrenten noch nicht geeinigt.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die EnBW wird das Ludwigsburger Stromnetz nicht wie vorgesehen Ende 2012 an die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) verkaufen und übergeben, sondern deutlich später. Das hat der Energiekonzern jetzt auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung mitgeteilt. Der genaue Zeitpunkt stehe noch nicht fest, sagt die Pressesprecherin Gabriele Fanta. Die EnBW begründet die Verzögerung damit, dass die Entflechtung des Netzes komplizierter sei als erwartet. „Es muss sichergestellt sein, dass das Netz in Zukunft ebenso gut funktioniert wie bisher“, sagt Fanta. „Das braucht seine Zeit.“

 

Die Stromkonzession der EnBW läuft Ende 2012 aus. Folgerichtig war geplant, dass die SWLB als neuer Konzessionär Anfang 2013 den Betrieb des Netzes übernehmen. Woran es liegt, dass das nicht klappt? „Nicht an uns“, antwortet der Geschäftsführer Bodo Skaletz. „Wir hätten es hinbekommen.“ Mehr wolle er dazu nicht sagen. „Aber es ist klar, dass wir über die Verspätung nicht glücklich sind.“

Der Verkauf des Netzes verzögert sich

Die Entwicklung ist nicht geeignet, das ohnehin schwierige Verhältnis zwischen der Stadt Ludwigsburg und der EnBW zu verbessern. Zur Erinnerung: im vergangenen Jahr hatte der Gemeinderat beschlossen, die Stromkonzession nicht mehr an den bisherigen Partner EnBW zu vergeben, sondern an die Stadtwerke. Womit der Karlsruher Konzern gezwungen ist, das Netz an das städtische Tochterunternehmen zu verkaufen, denn ohne Konzession sind die Leitungen und alles, was dazugehört, quasi wertlos. „Für uns ist das ein Riesenschritt in die Zukunft“, jubelte Skaletz damals. Die EnBW reagierte erbost, zog sich als Sponsor der Ludwigsburger Basketball-Bundesligamannschaft zurück und denkt laut über die Schließung ihres Regionalzentrums in der Stadt nach – die endgültige Entscheidung in dieser Frage steht noch aus.

Jetzt aber sind erst einmal die Stadtwerke verärgert. Auch wenn Skaletz es so deutlich nicht ausdrückt: Für ihn steht fest, dass allein die EnBW verantwortlich ist für die Verzögerungen bei der Übergabe des Netzes. Die SWLB haben bereits kilometerweise Kabel eingekauft, zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, wollten bald mit dem Bau eines Lagers beginnen – alles mit Blick auf den 1. Januar 2013.

Die Stadtwerke hoffen auf hohe Renditen

Von diesem Zeitpunkt an wollten die Stadtwerke mit ihrem Stromnetz hohe Renditen einfahren. Denn der Besitzer der Leitungen kassiert von allen Nutzern, also den Stromanbietern, lukrative Durchleitungsentgelte. „Wir sind in Vorleistung gegangen und haben investiert“, sagt Skaletz. „Aber lohnen wird sich das nun später als gedacht.“ In Ludwigsburg rechnet man damit, dass die Übergabe des Stromnetzes frühestens im Herbst gelingt, eventuell gar erst im Jahr 2014.

Auch über den Kaufpreis müssen sich die Konkurrenten noch einig werden. Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass die EnBW mehr als 30 Millionen Euro fordert und die Stadtwerke deutlich weniger zahlen wollen. Bei den Verhandlungen stehe man noch ganz am Anfang, erklärt der Energiekonzern.

Die EnBW weist die Kritik zurück

Grundsätzlich ist die EnBW bemüht, den Ärger kleinzuhalten. „Wir waren uns eigentlich mit den Stadtwerken einig, was den Umfang der Entflechtungsmaßnahmen angeht“, sagt Dagmar Jordan, die Sprecherin des Regionalzentrums in Ludwigsburg. Der EnBW gehe es keinesfalls darum, etwas zu verzögern oder zu verhindern. Ludwigsburg verfüge nun einmal über ein großes Stromnetz, das mit erheblichem Aufwand aus dem EnBW-Netz herausgelöst werden müsse. Das sei technisch anspruchsvoll, und es sei „völlig realistisch und überhaupt nicht ungewöhnlich, dass es etwas länger dauert“. Insofern seien die Kollegen verwundert angesichts der Kritik.

Für Ludwigsburg ergeben sich aus der Verzögerung keine Nachteile. Solange die EnBW das Netz weiterbetreibt, muss sie wie bisher eine Konzessionsabgabe an die Stadt zahlen. Dass die Konzession dann längst in den Händen der Stadtwerke liegen wird, ändert daran nichts.