Die Sanierung des Kirchturms in Plieningen kostet. Doch es gibt Leute, die wissen, wie Geld reinkommt. Acht Bürger sammeln seit drei Jahren Spenden für die Martinskirche. Mit ihrem Erfolg hätten sie anfangs selbst nicht gerechnet.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Vor drei Jahren dachten sie: niemals. „So viel Geld, das kriegen wir nie zusammen“, wiederholt Karin Maisenbacher das, was ihr durch den Kopf gegangen ist, als sie damals die Summe gehört hat. Fast anderthalb Millionen Euro kostete die Sanierung des Kirchengebäudes – ohne Turm. „Das sind Summen, die können wir nicht mal schreiben“, sagt Dieter Maisenbacher, ihr Mann. Dachten sie. Unter dem Strich ihrer Einnahmenliste standen schließlich knapp 200 000 Euro. Wobei sich in dieser Rechnung eine Erbschaft in Höhe von 110 000 Euro bemerkbar macht.

 

Die Maisenbachers sind zwei von insgesamt acht Leuten im Fundraising-Team der Kirchengemeinde Plieningen-Hohenheim. Was recht modern klingt, hat sich einer uralten Sache verschrieben: der historischen Martinskirche in Plieningen.

Es fehlt ein Batzen Geld

Das Kirchenschiff ist während der vergangenen beiden Jahre saniert worden; derzeit ist der Turm an der Reihe. Ersteres ist bezahlt, auch dank der rührigen Fundraiser. Für Letzteres fehlt – mal wieder – ein Batzen Geld. 70 000 Euro müssen über Spenden in die Kasse kommen. Ein Fall für die Maisenbachers und die anderen. Sie rechnen damit, dass sie ungefähr zwei Jahre dafür brauchen werden.

„Ideen haben wir noch genügend“, sagt Karin Maisenbacher. Ideen wie zum Beispiel die mit der Mini-Martinskirche. Magdalene Straile ist irgendwann durch Biberach geschlendert und hat einen Töpfer entdeckt. Der schuf tönerne Abbildungen von Gebäuden. Auf Magdalene Strailes Fenstersims thront unter anderem das Tübinger Rathaus. Und im Regal steht eben die Martinskirche in Miniatur. 50 Stück hat die Plieningerin davon bestellt. Für 100 Euro haben sie sie wieder verkauft. „Es lief etwas schleppend an“, erzählt Magdalene Straile. Stand heute sind gerade einmal drei übrig. „Ich glaube, es gibt kaum einen Haushalt der alten Plieninger, in dem das Kirchle nicht steht“, sagt sie.

Oder die Idee mit den Dachziegeln. An einem Markttag zum Advent haben sie die Schwalbenschwanzziegel der Kirche verkauft, an drei, vier Abenden hatten sie sie zuvor mit Gestecken verziert. Etwa 40 davon waren im Angebot, und sie dachten: Das wird nichts. „Aber die waren alle weg“, sagt Dieter Maisenbacher. Nun gibt es neue Ziegel. Die Turmziegel sind sogar glasiert. Manche haben Macken und wurden im Zuge der Sanierung aussortiert. Zu den neuen Ideen gehört auch die Benefiz-Veranstaltung am 13. Dezember (siehe Textende). Der Eintritt zum zauberhaften Nachmittag mit Topas ist frei, die Fundraiser zählen auf Spenden. Und auch sonst steht noch einiges auf der Liste. Das Rohgerüst fürs Jahr 2016 stehe, sagen sie.

Turmsanierung kostet circa 700 000 Euro

Die Sanierung des Turms kostet rund 700 000 Euro, sagt Thomas Honold Reichert, der Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Knapp die Hälfte zahlt die Stadt, circa 100 000 Euro das Denkmalamt, noch mal 100 000 Euro die Landeskirche und der Kirchenbezirk, verbleiben 190 000 Euro für die Gemeinde. Dafür reichen die Rücklagen nicht vollständig aus, weshalb 70 000 Euro als Spenden reinkommen müssen.

Die Martinskirche ist Heimat. Damit erklären es sich die Maisenbachers und Magdalene Straile, dass sich die Plieninger so spendabel zeigen. Anfang November sei im Gemeindebrief zur Spende aufgerufen worden, aktuell seien 13 000 Euro überwiesen worden. 13 000 Euro, die von den fehlenden 70 000 Euro abgezogen werden müssen. Der verbleibende Summe „ist überschaubar“, sagt Karin Maisenbacher und wirkt dabei absolut gelassen.

Ihr Mann Dieter schaut sich gern an, wofür das Geld ausgegeben wird. Mit seiner Kamera war er schon des Öfteren auf der Baustelle, hat Zimmerer an den Dachbalken fotografiert, Flickarbeiten am Mauerwerk oder den Hahn auf der Kirchturmspitze. Immer wieder hat er auch einfach auf Plieningen runterfotografiert. Die anderen sagen, er soll doch einen Bildband machen und ihn verkaufen, natürlich zu Gunsten der Martinskirche. Nein, die Ideen gehen ihnen nicht aus.

Benefiz-Veranstaltung mit Topas

Am Sonntag, 13. Dezember, 17 Uhr, tritt der Magier Thomas Fröschle, alias Topas in seinem Heimatort Plieningen auf. Er kommt auf Einladung der evangelischen Gemeinde ins Gemeindehaus am Mönchhof, es ist eine Benefiz-Veranstaltung für die Turmsanierung. Topas wird aus seinem Buch „Jungfrau gesucht, Säge vorhanden” lesen und auch ein bisschen zaubern. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen