Neu war der Minirock zwar nicht: In den wilden Zwanzigern entwickelte der amerikanische Ökonom George Taylor die sogenannte Rocksaumtheorie, wonach die Röcke kürzer werden, je besser es der Wirtschaft geht. Auf der Bühne und im Sport trugen Frauen schon lange kurze Röcke, in den Fünfziger-Jahren-Science-Fiction-Serien „Space Patrol“ und „Flash Gordon“ rutschte der Saum noch höher. Der Pariser Designer André Courrèges (1923-2016) behauptete, dass er ihn als erster erfand; doch Quant gilt weithin als Mutter des Minirocks.

 

Das „Pin-Up-Girl der Intellektuellen“

Sie benannte das rebellische und sexy Stückchen Stoff nach ihrem Lieblingsauto. Ihr Logo einer stilisierten Blüte stand für die Befreiung der Frau, die Pille, wirtschaftlichen Aufschwung und Spaß. „Sie feierten die Jugend, das Leben und die enormen Möglichkeiten“, sagte Mary Quant der „Vogue“ über ihre ikonischen Kleidungsstücke. „Sie hatten eine Art ‚Schau mich an!’-Qualität. Sie sagten: „Das Leben ist großartig“.“ Sogar die amerikanische Feministin Gloria Steinem trug Minirock auf Demos und bei Reden; die „Washington Post“ taufte sie das „Pin-up-Girl der Intellektuellen“. Seither ist der Mini aus der Mode nicht mehr wegzudenken.

Debbie Harry, Madonna und Cindy Lauper trugen gerne Minirock

Selbst der Schlabber-Look der Siebziger mit ausgestellten Hosen und langen fließenden Maxi-Röcken konnte ihm nichts anhaben. Punk-Gören und vor allem Blondie-Sängerin Debbie Harry hauchten ihm mit schwarzem Leder, PVC, Nieten und zerrissenen Netzstrumpfhosen neues Leben ein. Die Designerin Vivienne Westwood verkaufte Mini-Krinolinen (Reifröcke) in ihrem Laden SEX, während Madonna und Cyndi Lauper den Evergreen den Achtzigern anpassten: Zum klassischen Schwarz kamen metallische Farben, Volants und der Lagen-Look mit Unterwäsche und Spitze.

Der Minirock regt immer wieder die Fantasie an

Waren die Sechzigerjahre noch androgyn, bekam der Minirock in den Achtzigern und Anfang der Neunziger mehr Kurven für die anspruchsvolle Karrierefrau; zusammen mit Schulterpolstern und farbenfrohen Wollstoffen modernisierte er das traditionelle Nadelstreifenkostüm. Ende der Neunzigerjahre entstaubte ihn die amerikanische Serie „Sex and the City“ unter anderem mit dem Mikro-Mini endgültig als Fashion-Statement. Seither feiert ihn die Modewelt fast in jeder Saison wieder, weil der Minirock immer noch die Fantasie anregt.