Der Rapper Kurdo wirbt für seinen Auftritt im Stuttgarter Einkaufszentrum Milaneo mit einem Maschinengewehr im Anschlag. Das löst vielerorts Befremden aus. Auch die Planung des Events erscheint fragwürdig.

Stuttgart - In Musikvideos erschießt der Rapper Kurdo aus Heidelberg einen Polizisten nach dem anderen. Auf seiner Facebook-Seite sind Bilder zu sehen, die ihn mit Baseballschläger oder Maschinengewehr zeigen. Auch für seine Autogrammstunde am Montag im Einkaufszentrum Milaneo hatte das Tennie-Idol mit der Waffe im Anschlag geworben. Daher geht nun auch das Management des Shoppingcenters auf Distanz zu seinem ehemaligen Stargast – allerdings mit Verspätung.

 

„Wir haben sehr wohl recherchiert, wer Kurdo ist“, sagt Andrea Poul, die Centermanagerin des Milaneo. Man habe dabei herausgefunden, dass der Rapper sehr populär sei und eine große Fangemeinde habe. „Die fraglichen Bilder und Videos haben wir dabei jedoch nicht entdeckt“, behauptet sie. Auch die Verantwortlichen von Mediamarkt, dem Veranstalter der Autogrammstunde im Einkaufszentrum, hätten versichert, Kurdo habe einen einwandfreien Ruf, berichtet Poul.

Eine Wiederholung wird es kaum geben

Inzwischen kennt Andrea Poul das Image des Tennie-Idols Kurdo besser. „Die Bilder empfinde ich als befremdlich“, sagt sie nun und fügt an: „Hätten wir das gesehen, hätte die Veranstaltung bei uns nicht stattgefunden.“ Eine Wiederholung der abgesagten Veranstaltung, wie es das Milaneo auf Facebook am Montagabend versprochen hatte, wird es demnach nicht geben. Die Autogrammstunde wurde kurzerhand abgesagt, da es zu einem Massenandrang von Fans des Rappers gekommen war. Nach Aussage von Andrea Poul hatte Kurdo„Angst vor der Belagerung seiner Fans“.

Dass einem Künstler mit einem derartigen Image ausgerechnet dort eine Bühne geboten wird, wo gezielt Jugendliche und Familien angelockt werden sollen, löst grundsätzlich Verwunderung aus. „Ich denke, es ist falsch, um jeden Preis Menschen in den eigenen Laden locken zu wollen“, sagt die Filialleiterin von Karstadt in Stuttgart, Gabriele Post. „Ich persönlich finde die Bilder, auf denen sich Kurdo mit Waffen zeigt, bizarr.“ Der Stuttgarter Medienpfarrer Christoph Schweizer sagt: „Ich finde das Image, das da verkörpert wird, ekelhaft.“

Veranstaltung war nicht angemeldet

Die City-Managerin Bettina Fuchs erklärt: „Man muss sehr genau hinschauen, wen man sich für solche Werbeevents ins Haus holt.“ Zudem ergänzt Fuchs : „Für die Sicherheit ist es unerlässlich, solche Veranstaltungen gut vorzubereiten.“ Das sei bei der Autogrammstunde der Youtube-Stars Slimani aus Stuttgart im Shoppingcenter Gerber vergangenes Jahr besser gelaufen. Offenbar haben die Verantwortlichen, die Kurdo ins Milaneo holen wollten, neben dem Image des Rappers auch dessen Wirkung in der Öffentlichkeit schwer unterschätzt. „Wir hatten eine kleine, intime Veranstaltung geplant“, sagt Andrea Poul.

Der Elektronikhändler Mediamarkt, der Veranstalter des Events, erklärt auf Anfrage: „Wir haben für die Autogrammstunde keinerlei Werbung gemacht. Ein Bild, auf dem Kurdo mit Waffen zu sehen ist, stammt nicht von uns. Wir distanzieren uns komplett von Gewaltverherrlichung.“

Die Verantwortlichen haben es ebenfalls unterlassen, die Autogrammstunde beim Ordnungsamt anzumelden. „Das wäre notwendig gewesen“, sagt der Sprecher der Stadt, Sven Matis. Erfahrungsgemäß könne es bei so einem Andrang dazu kommen, dass durch Überfüllung Gefahr für Leib und Leben entstehe. Bereits im Mai 2014 musste eine Autogrammstunde von Kurdo in Mannheim aufgrund zu großen Andrangs abgebrochen werden.