An potenziellen Anwärtern auf den deutschen Pass fehlt es auch im Jahr 2015 nicht. Nach Schätzungen des Ausländeramts leben in Stuttgart etwa 90 000 Migranten, die die grundlegende Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen und seit mindestens acht Jahren in Deutschland leben. Zuletzt konnten mehr als 50 Prozent der neu Eingebürgerten ihre alte Staatsangehörigkeit behalten. „Wir können immer mehr Menschen unter Hinnahme der Mehrstaatlichkeit einbürgern. Das ist für viele ein wichtiger Aspekt“, berichtet Deuschle. Als Beispiel nennt er die Kroaten, denen seit dem EU-Beitritt im Jahr 2013 wie allen EU-Bürgern die doppelte Staatsangehörigkeit offensteht. In Stuttgart hat sich seither die Zahl der eingebürgerten Kroaten vervielfacht. Waren es lange Zeit nur eine Handvoll, zählte das Ausländeramt im vergangenen Jahr 188 eingebürgerte Kroaten. Auch bei Ländern wie Irak und Iran, die niemanden aus ihrer Staatsangehörigkeit entlassen, ist die doppelte Staatsangehörigkeit möglich.

 

Für den Integrationsbeauftragen Gari Pavkovic zeigt die Erfahrung, dass sich eingebürgerte Migranten sehr viel aktiver in die Politik und das gesellschaftliche Leben einbringen. „In den Bezirksbeiräten und dem Internationalen Ausschuss finden sich überwiegend Migranten mit deutschem Pass.“ Pavkovic hält es deshalb für wünschenswert, dass die Kampagne weitergeht, wenn sich die Situation im Ausländeramt wieder entspannt habe. Andreas Deuschle weist noch auf einen anderen Aspekt der Einbürgerung hin: „Die Menschen müssen dann nicht mehr ständig zum Ausländeramt.“