Mit bis zu 120.000 Kunden rechnen die Betreiber des neuen Einkaufszentrums Milaneo am Donnerstag bei der Eröffnung. Die Kreuzung Heilbronner-/Wolframstraße ist zwar fertig. Andere Maßnahmen des Mobilitätskonzepts für den Konsumtempel sind aber noch im Fluss.

Stuttgart - Die Stadt rechnet am Donnerstag bei der Eröffnung des Einkaufszentrums Milaneo mit erheblichen Verkehrsproblemen. „Die Wege sind benutzbar“, sagte Bernd Eichenauer, stellvertretender Leiter der Verkehrsbehörde, am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Technik. „Es wäre aber vermessen zu sagen, dass an den Eröffnungstagen alles rund laufen wird.“ Es müsse aber kein Verkehrschaos geben. Eichenauer setzt auf das Prinzip Hoffnung: „Bei der Eröffnung des Gerber hat es mehr Kunden als erwartet gegeben. Aber es kamen weniger als vermutet mit dem Auto.“

 

Auch der Milaneo-Betreiber ECE rechnet mit einem Ansturm auf die 200 Shops in dem hinter dem Hauptbahnhof liegenden Einkaufszentrum. „Bei den jüngsten fünf Center-Eröffnungen hatten wir zwischen 60 000 und 120 000 Besucher“, so die Centermanagerin Andrea Poul. An normalen Tagen rechne man in Stuttgart täglich mit bis zu 25 000 Kunden.

Mobilitätskonzept noch „mitten im Prozess“

Laut Eichenauer befindet sich das Mobilitätskonzept für das größte Einkaufszentrum in der Landeshauptstadt in einem „respektablen Zustand“, aber auch noch „mitten im Prozess“. Wegen der komplexen Großbaustelle hätten nicht alle guten Absichten in der Realität eingehalten werden können. Die Kreuzung Heilbronner-/Wolframstraße sei aber einschließlich aller Abbiegespuren und Überwege fertig. An der SSB-Haltestelle Stadtbibliothek werde am Eröffnungstag alle zwei Minuten eine Stadtbahn halten. Als zusätzliche Maßnahmen seien Hinweise durch die Verkehrsleitzentrale und Ausweichparkplätze bei der LBBW und am Ufa-Kino vorgesehen. Um auf alles vorbereitet zu sein, werde auch Absperrmaterial vor Ort vorgehalten.

„Dass wir das Milaneo mitten in einer Baustelle eröffnen, macht die Situation nicht einfacher“, sagte die Centermanagerin Poul. Die Büros würden aber erst im nächsten Jahr fertig. Radfahrern und Fußgängern weise man mit Hinweistafeln und Aufklebern den Weg zu den 200 Shops im Milaneo.

Der Weg zum Parkplatz

Einen ersten Eindruck davon, wie das Milaneo von innen aussieht, zeigen wir in der Bilderstrecke.

Shuttle-Service mit Rikschas noch ohne Lizenz

Außerdem gebe es neben den 1200 Parkplätzen für Autofahrer auch mehr als 1000 Stellplätze für Fahrräder sowie Ladestationen für E-Bikes. Man sei auch mit den Mietern im Milaneo über das von Oberbürgermeister Fritz Kuhn angeregte Jobticket im Gespräch. Mit dem Gepäckservice könnten sich Kunden ohne Auto ihre Einkäufe in einem Umkreis von 15 Kilometern für einige Euro zustellen lassen. Den zusätzlich vorgesehenen Shuttle-Service mit vier Rikschas zwischen Hauptbahnhof und Mall-Center habe die Stadt wegen Werbeaufschriften noch nicht genehmigt. Man prüfe aber, ob sich da noch etwas machen lasse, sagte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Schließlich wünschten alle Seiten, dass am Eröffnungstag trotz vieler Kunden alles möglichst reibungslos laufe.

„Die Idee mit dem Jobticket ist gut“, erklärte Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold in der Debatte. Ansonsten sei das von seiner Fraktion lange geforderte Mobilitätskonzept für den Einkaufskoloss dürftig. „Es wird versucht, den zusätzlichen Autoverkehr mit vielen Bäbbern und Schildern in den Griff zu kriegen.“ Dabei stehe dieser doch jetzt schon jeden Abend auf der Heilbronner Straße. „Uns gefällt auch nicht alles, aber man muss auch nicht alles schlecht reden“, entgegnete CDU-Fraktionssprecher Alexander Kotz. Seine Fraktion freue sich auf die Eröffnung des Milaneo, bei der es ruhig „richtig brummen“ dürfe.

Wettrüsten bei Einkaufstempeln

Auch die SPD-Fraktion schaut „nach vorne“. Ein Teil der zusätzlichen Lenkungsmaßnahmen sollte aber bestehen bleiben, bis Mitte 2015 alle Bauarbeiten abgeschlossen seien, so die Anregung von Fraktionschef Martin Körner. Dieser Forderung schloss sich Stadtrat Christoph Ozasek von der Linken an. Durch das Milaneo kämen aber noch mehr Lärm, Staus und Schadstoffe in die Stadt. Der Einkaufstempel werde ein Wettrüsten auslösen und in der Region zu noch mehr Mall-Centern führen. Das gefährde die Grundversorgung in kleinen Gemeinden, so Ozasek.

Jürgen Zeeb von den Freien Wählern sieht die neue Mall hingegen in „guten Bahnen“. Auch für FDP-Stadtrat Matthias Oechsner wird der Einkaufsstandort Stuttgart gestärkt. Kritischer äußerte sich Stadtisten-Stadtrat Ralph Schertlen. Zwischen Cannstatter Straße und dem Nordbahnhofviertel gebe es keine Maßnahmen gegen den zusätzlichen Verkehr. Deshalb seien dort lange Staus zu erwarten.