Die E-Räder der Deutschen Bahn leiden unter Schwächen. Als Hauptproblem gelten vor allem die Akkus. Deswegen sind noch nicht so viele Räder in Stuttgart in Betrieb wie ursprünglich angekündigt.

Stuttgart - Das Stuttgarter Pedelec-Projekt der Bahn kommt auch im zweiten Anlauf nicht voran: Von den Anfang April 2012 in der Landeshauptstadt bereitgestellten 60 Mietpedelecs sind gegenwärtig an den 45 Call-a-Bike-Stationen im Stadtgebiet höchstens 30 funktionstüchtige Elektroräder im Einsatz. Die übrigen befänden sich wegen Technikproblemen in der Werkstatt, ist von Nutzern der Räder zu hören. Außerdem könnten normale Call-Bike-Räder an den Ladestationen abgestellt werden und diese dann blockieren.

 

Als Hauptfehlerquellen gelten die zu schwach dimensionierten Akkus und die Elektronik. „Diese Pedelecs der Bahn taugen nur fürs Flachland“, urteilt ein Nutzer. Dabei war die Bergtauglichkeit der Elektro-Mieträder von Anfang ein wichtiges Kriterium des Projekts: „Die Unterstützung durch den Elektromotor erschließt dem Leihfahrrad zusätzliche, vor allem höher gelegene Stadtbezirke“, heißt es in der entsprechenden Gemeinderatsvorlage.

2,5 Millionen Euro Fördergeld vom Bundesverkehrsministerium

Bereits Ende August hatte die für das Pedelec-Projekt zuständige Bahntochter DB Rent eingeräumt, dass nur noch knapp 40 Elektroräder an den 45 Ladestationen stünden. Dabei ist bei dem vom Bundesverkehrsministerium mit insgesamt 2,5 Millionen Euro geförderten Projekt eigentlich der ständige Einsatz von 100 Elektro-Mieträdern in Stuttgart vorgesehen.

Aktuell ist laut Bahn in Stuttgart alles in bester Ordnung. Bis September seien rund 5000 Fahrten mit den Elektrorädern unternommen worden. Im Schnitt habe jede Fahrt 25 Minuten gedauert. Insgesamt befänden sich 100 Stromräder im Bestand. „Und rund 60 Pedelecs sind im täglichem Einsatz“, betont eine Sprecherin des Schienenkonzerns. „Zahlen über Ausfälle wegen technischer Probleme liegen mir nicht vor.“ Pedelecs seien aber anfälliger als normale Call-a-Bike-Räder und müssten deshalb öfter gewartet werden. Überholungsbedürftige Exemplare könnten aus dem Bestand ersetzt werden.

Lediglich 20 bis 25 Räder sind gleichzeitig in Betrieb

Gegenüber dem Bundesverkehrsministerium hat die Bahn die Lage deutlich differenzierter dargestellt: „Nach Angaben des Projektträgers DB Rent sind in Stuttgart über 100 Räder im Test. Gleichzeitig in Betrieb sind jedoch nur jeweils 20 bis 50“, teilt das Ministerium auf StZ-Anfrage mit. Beim aktuellen Stand des Projekts zeige sich, dass die Räder teilweise noch technische Mängel hätten, was die Markterprobung eines E-Radverleihsystems natürlich erschwere.

Diese Sicht der Dinge teilt man auch im Stuttgarter Rathaus: „Es hat sich gezeigt, dass die Räder technisch nachgerüstet werden müssen, um im Alltagsbetrieb ohne Ausfälle bestehen zu können“, erklärt Pressesprecher Markus Vogt. Noch im November solle die Bahn im Ausschuss für Umwelt und Technik Bericht erstatten.

Im Winter machen die Räder schlapp

Bereits beim Start des Pedelec-Projektes im Herbst 2011 waren die nicht alltagstauglichen Stromräder nach kurzer Zeit wieder eingezogen und offiziell in die „Winterpause“ geschickt worden. Dabei ist in der Gemeinderatsvorlage zum Stromrad-Projekt keinesfalls von einem „Winterschlaf“ die Rede: „Call-a-Bike-Pedelec wird das ganze Jahr hindurch betrieben“, heißt es dort unmissverständlich. Tatsächlich aber waren die Elektroräder in Stuttgart im vergangenen Winter nur in Werbeslogans der Bahn unterwegs: „Seit Ende 2011 können in Aachen und Stuttgart rund 115 Pedelecs genutzt werden“, hieß es in einer Pressemitteilung des Unternehmens zur „Erfolgsgeschichte Call-a-Bike“.

Neben den Elektro-Mieträdern gibt es an den Call-a-Bike-Stationen bereits seit 2007 rund 400 normale Mieträder. Mit diesem Angebot der Bahn ist die ständig steigende Zahl der Nutzer zufrieden. Das dürfte auch daran liegen, dass die Räder dank eines städtischen Zuschusse in Höhe von 130 000 Euro im Jahr eine halbe Stunde lang kostenlos gefahren werden können. Bei den elektrischen Leihrädern gibt es hingegen keine Freifahrtscheine. Sie kosten die Nutzer von der ersten Sekunde an zwölf Cent je Minute.