Dank Cacau hat der VfB Stuttgart einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt gemacht. Allgemeiner Tenor: noch ein Sieg, dann ist es geschafft.

Stuttgart - Doppelpack statt Operation: Eigentlich hätte Cacau wegen seiner weichen Leisten schon längst unters Messer gehört. Aber angesichts der drohenden Abstiegsgefahr verschob der Stürmer den unvermeidlichen medizinischen Eingriff - zum Glück für den VfB Stuttgart. „Ich warte mit der OP bis zum Saisonende“, sagte Cacau nach dem hochverdienten 3:0 (1:0)-Sieg des schwäbischen Fußball-Bundesligisten gegen einen enttäuschenden Hamburger SV. Trainer Labbadia würdigte den selbstlosen Einsatz seines Kapitäns: „Es war an der Grenze, er lag fast schon auf dem OP-Tisch.“

 

Nach dem Triumph feierten ihn die Fans mit La-Ola-Wellen, der Coach und die Kollegen überhäuften ihn mit Komplimenten: Cacau war mit seinen beiden Treffern (6./88. Minute) und seinem unermüdlichen Einsatz der Garant dafür, dass der VfB den Klassenverbleib fast schon geschafft hat. Doch der Nationalstürmer spielte seinen Anteil am Erfolg gewohnt bescheiden herunter: „Das waren meine wichtigsten Tore und es war schön für mich, aber ich musste niemand etwas beweisen.“

Dabei war dieser Doppelpack für Cacau persönlich, aber auch den gesamten Verein, ein Befreiungsschlag. Zuvor hatte er seit November 2010 quälend lange 795 Minuten nicht mehr getroffen. Als ehemaliger Mittelstürmer konnte Labbadia bestens nachvollziehen, wie stark das Cacau beschäftigt hatte: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr das einen Torjäger ärgert und belastet. Es war für ihn sehr, sehr wichtig, wie für den gesamten Verein und die Mannschaft.“

„Er ist durch ein tiefes Tal gegangen"

Christian Gentner, der rund 100 Sekunden nach seiner Einwechslung das vorentscheidende 2:0 erzielt hatte (78.), hob die Bedeutung des Stürmers für die Mannschaft hervor: „Was Cacau für die Mannschaft leistet, ist enorm.“ Martin Harnik betonte: „Es ist unumstritten, wie wichtig er für uns ist: als Leistungsträger und als Person.“ Und Torhüter Sven Ulreich wies auf Cacaus langen Leidensweg hin: „Er ist in den letzten Wochen durch ein tiefes Tal gegangen.“

Wegen einer Adduktorenverletzung war Cacau lange ausgefallen. Mangels Alternativen im Angriff hatte Labbadia den 30-Jährigen in der Vorwoche in Köln notgedrungen eingesetzt. Und der rechtfertigte beim 3:1 dieses Vertrauen, obwohl er nur unter Schmerzen spielen konnte und auch jetzt gegen den HSV nicht fit war. Nur dank Spritzen hielt er die 90 Minuten durch. „Ich habe immer noch Schmerzen“, klagte er.

Cacau und die Club-Verantwortlichen hatten sich angesichts der prekären Lage im Abstiegskampf entschieden, die Operation aufs Saisonende zu verschieben. „Ich weiß, dass ich nicht hundertprozentig fit bin, aber ich will der Mannschaft helfen“, betonte Cacau, ganz Teamplayer.

Zwei freie Tage für die Spieler

Das 3:0 ist für den VfB mehr als die halbe Miete in Sachen Klassenerhalt. Doch Entwarnung wollte noch keiner geben. „Ich gehe davon aus, dass ein weiterer Sieg reicht“, rechnete Labbadia vor. Zum Ausruhen bestehe aber kein Anlass. Dennoch gab der Trainer den Profis erstmals zwei Tage am Stück frei. Diese Belohnung für gute Leistungen habe er aber unabhängig vom HSV-Spiel schon vorher versprochen. Cacau genießt die freien Feiertage, da er als gläubiger Christ mit seiner Familie nun in die Kirche kann. Und dass er in der Osterzeit getroffen habe, freue ihn „als Christ ganz besonders“.

Beim zuvor noch auf die Europa League hoffenden HSV herrschte Frust pur. „Ich muss nicht lange um den heißen Brei herumreden“, sagte Trainer Michael Oenning völlig bedient. „Ich bin enttäuscht von der Gesamtleistung. Wir haben als Mannschaft überhaupt nicht funktioniert.“ Mladen Petric räumte nach der schwachen Darbietung ein: „Für uns ist der Zug nach Europa abgefahren.“