Im Zuge der Schließung der Klinik Vaihingen hatte der Kreis einen Ausbau des Nahverkehrs zum Krankenhaus Mühlacker versprochen. Jetzt soll ein Sammeltaxi genügen – für das der Kreis jedoch das Gros der Kosten übernimmt.

Vaihingen/Enz - Das Versprechen des Landrats klingt noch vielen Vaihinger Bürgern in den Ohren: „An der Nahverkehrsverbindung soll es nicht scheitern“, hatte Rainer Haas gesagt, als die Schließung des Krankenhauses in Vaihingen/Enz zur Debatte stand. Damals wurden die Kritiker auf das unweit gelegene Krankenhaus in Mühlacker (Enzkreis) verwiesen. Doch wer kein Auto hat, für den ist der Weg dorthin eine Odyssee: rund 50 Minuten dauert es, zweimal muss man umsteigen und zudem zwei Tickets lösen, weil man sich zwischen zwei Verkehrsverbünden bewegt.

 

Nun ist das Krankenhaus in Vaihingen schon seit Februar dieses Jahres offiziell nur noch eine kleine Tagesklinik – doch in puncto Nahverkehr hat sich noch immer nichts getan – bis zu diesem Montag. Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat über eine Verbesserung diskutiert. Doch dass diese denen, die sie brauchen, wirklich hilft, zieht mancher in Zweifel. Bis Ende 2017, wenn ein Fahrplanwechsel ansteht, können Bürger, die zum Krankenhaus nach Mühlacker wollen, ein öffentlich subventioniertes Ruftaxi in Anspruch nehmen. Dafür müssen sie eine halbe Stunde vorher ihre Fahrt anmelden, dann fährt ein Taxiunternehmen sie nach Mühlacker.

Angebot für Senioren nicht attraktiv

Das klingt zunächst einfach. Die Praxis zeigt jedoch, dass insbesondere Senioren (und um diese geht es hauptsächlich) solche Angebote meist nur sporadisch nutzen. Wo muss man anrufen? Wie gehe ich sicher, dass ich nicht den teuren Taxipreis bezahlen muss? Wie funktioniert das mit einer Fahrtberechtigung? Solche Fragen schrecken insbesondere ältere Bürger ab – speziell in Vaihingen, anders als etwa im Rems-Murr-Kreis, wo es ein zentrales Buchungssystem für die Sammeltaxis gibt.

Der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch sieht die Verkehrsverbesserung ebenfalls kritisch – allerdings aus anderen Gründen. Der Kreis sei „der Verursacher der Verschlechterung für die Menschen“, deshalb hätte er sich auch „gewünscht, dass der Kreis die vollen Kosten der Maßnahme übernimmt“. Stattdessen gebe es wieder mal nur die übliche Kostenteilung zwischen Kreis und Stadt – der Landkreis übernehme von den jährlichen Kosten (etwa 48 000 Euro werden kalkuliert) nur deshalb 60 Prozent, weil die Stadt die Abrechnung der Fahrten schultere.

„Das ist keinerlei Entgegenkommen des Kreises“, sagt Maisch, der auch für die Freien Wähler im Kreistag sitzt. Der Landkreis „steht nicht für seinen Beschluss finanziell gerade, das müssen wir zur Kenntnis nehmen“, sagt der Oberbürgermeister mit einem bitteren Unterton.

„Ein Direktbus ist nicht leistbar“

Ansonsten könne er aber mit der Ruftaxi-Lösung gut leben. „Man muss realistisch sein, ein Direktbus ist nicht leistbar.“ Immerhin sei noch völlig unklar, „wie groß überhaupt der Bedarf ist“, zumal es schwierig sei, „über Nacht einen kompletten Fahrplan umzukrempeln“. Zum Jahreswechsel 2017/18 wolle der Enzkreis ohnehin neue Busse dort fahren lassen, so dass einmal pro Stunde über Vaihingen, den Stadtteil Roßwag und Illingen (Enzkreis) bis zum Gewerbegebiet im Osten Mühlackers eine Anbindung vorhanden sei. Dort sei „ein einmaliges Umsteigen zumutbar“, heißt es in der Beschlussvorlage des Ausschusses.

Im Kreistagsausschuss gab es deshalb auch Kritik an den Plänen. „Jetzt wurde das Krankenhaus wegorganisiert und versprochen, dass man die Verbindung verbessert“, sagte Rainer Gessler (Freie Wähler). Seine Fraktion beantragte, dass der Kreis stattdessen 80 Prozent der Kosten übernehmen solle. Eine Kampfabstimmung ergab – zur sichtlichen Überraschung des Landrats – eine knappe Mehrheit im Sinne der Stadt Vaihingen: elf Kreisräte stimmten für den Antrag.