Der Verkehrsausschuss plädiert für eine Reform der Tarifzonen und hat besonders die Außenringe im Blick. Der Verkehrsverbund VVS reagiert abwartend: Er will zunächst eine Untersuchung aktualisieren und sich erst 2015 mit dem Thema befassen.

Stuttgart - Bei Touristen und Nahverkehrsanfängern führt der Blick auf die Tarifzonenkarte des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart VVS zu zweierlei: zuerst zu Ratlosigkeit und dann zu Kopfschütteln. Schon seit Jahren dringt der Verkehrsausschuss der Regionalversammlung auf eine Vereinfachung. Er ist bisher aber immer am VVS-Aufsichtsrat gescheitert, in dem die Verkehrsunternehmen, die Stadt Stuttgart und die Verbundlandkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr dominieren. Jetzt unternimmt die Region einen neuen Anlauf, der Ausgang ist ungewiss.

 

Einstimmig haben die Regionalräte auf Antrag der SPD-Fraktion am Mittwoch beschlossen, dass „die Tarifzoneneinteilung durch den Wegfall der Tarifzonen in den Außenringen vereinfacht werden soll“. Ob und wann es dazu kommt, ist offen. Zumindest stellte der skeptische VVS-Geschäftsführer Horst Stammler aber einen Fahrplan für das weitere Vorgehen vor: Der VVS werde ein 2009 erstelltes Gutachten mit den aktuellen Fahrgastzahlen im kommenden Jahr neu berechnen und bewerten. „Wir sind gesprächsbereit“, sagte Stammler und warnte: „Diese Veränderungen gibt es nicht zum Nulltarif.“ Der Fahrpreis richtet sich nach der Zahl der Zonen, die befahren werden – wenn es weniger sind, werden Tickets billiger. Ein Ausgleich könnte über höhere kommunale Zuschüsse oder steigende Preise erfolgen.

Forderung nach Reform

Die Regionalräte haben nicht nur eine Vereinfachung der ring- und sektorenförmig gegliederten Tarifzonen im Blick. Sie glauben, dass weniger Tarifzonen im VVS-Gebiet auch gerechter wären. Hintergrund dieser Überlegungen ist, dass es in der Stadt Stuttgart nur die beiden Kernzonen (10 und 20) gibt, während außerhalb der Landeshauptstadt kleinteiligere Zonen gebildet werden. Fürs gleiche Geld – so die Kritik – könnten dort weniger Strecken mit Bussen und Bahnen zurückgelegt werden, zumal in den außen liegenden Gebieten nicht so viele Busse und Bahnen verkehrten wie in der Landeshauptstadt. „Das Verkehrsangebot in den Außenbereichen ist schlechter als im Innern“, sagte der SPD-Regionalrat Harald Raß.

Dies alles, so die Region, „verstärkt die gefühlte tarifliche Benachteiligung der Fläche gegenüber Stuttgart“. Dieser Nachteil könnte sich noch vergrößern, wenn – wie bereits einmal untersucht – die Tarifzonen 10 und 20 in Stuttgart zu einer Zone verschmolzen würden. Dies würde, so das Gutachten aus dem Jahr 2009, zu Einnahmeverlusten zwischen 12,7 und 20 Millionen Euro führen. Die damalige Studie brachte auch das Ergebnis, dass der Wegfall der Sektorengrenzen in den Außenringen Mindereinnahmen von rund fünf Millionen Euro auslösen würde. Diese Prognosen sollen nun im nächsten Jahr aktualisiert werden.

Skepsis beim Geschäftsführer

Der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler machte in der Sitzung aus seiner Skepsis aber keinen Hehl. Gequält sprach er von einem „Dauerbrenner“ und verwies einmal mehr darauf, dass der VVS mit 49 Zonen ein „sehr einfaches und sehr übersichtliches System“ habe, andere Verbünde hätten ein Mehrfaches davon – etwa Nürnberg 548, Rhein-Main 482, Rhein-Neckar 290 und Karlsruhe 62. „Mit sieben Preisstufen und vergleichsweise wenigen Tarifzonen ist unser Tarif übersichtlich und einfach verständlich“, sagte er. Stammler gab auch zu bedenken, dass immer mehr Fahrgäste verbundweit geltende Tickets benützten. Die Zoneneinteilung verliere also an Bedeutung. Offen sei auch, wie sich eine Vereinfachung auf die Querverbindungen der S-Bahn (also die S 60 und die S 4) und die neu von der Region zu schaffenden Expressbuslinien auswirke. Während die Region sich durch den Wegfall der Sektorengrenzen eine höhere Attraktivität für diese tangential verkehrenden Bahnen und Busse verspricht, warnt Stammler davor, dass sich „für sehr große Reiseweiten vergleichsweise niedrige Preise“ ergäben.

„Wir beißen uns an diesem Thema die Zähne aus“, sagte die Grünen-Regionalrätin Eva Mannhardt. Immerhin sei man nun aber ein Stück vorangekommen, „um mehr Attraktivität zu schaffen“. Bernhard Maier von den Freien Wählern sagte hingegen, dass „dies nicht nur eine Frage der politischen Willensbildung“ sei. Da redeten auch die auf Fahrgeldeinnahmen angewiesenen Verkehrsunternehmen wie SSB, Bahn und Busbetriebe mit.