Die Fraktionen fordern ein Mobilitätskonzept für den Neckarpark. Der Stuttgarter Sportclub, Nachbar des Konzerns, widerspricht dem Bauantrag.

Stuttgart - Die Daimler AG wird, falls überhaupt, ihren provisorischen Parkplatz auf dem ehemaligen Vereinsgelände des VfL Stuttgart im Neckarpark nicht zum Nulltarif erhalten. CDU, Grüne, SPD sowie SÖS/Linke-plus fordern schon vor der Präsentation der Pläne im September im Gegenzug ein Mobilitätskonzept und Jobtickets für die Beschäftigten im Werk Untertürkheim, um sie zum Umsteigen auf den Nahverkehr zu bewegen.

 

Der Autobauer hat das vor neun Jahren geplante Vorhaben, das Museum und die Niederlassung an der Mercedesstraße um das Classic-Center, ein Zukunftslabor und eine Kunstausstellung zu erweitern, erneut vertagt. Die Markenpräsentation am Pragsattel genieße Vorrang. Im September stelle Daimler die Pläne vor, hat Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) mitgeteilt, seit Juli sei das schon klar. Aufregung verursacht das Vorhaben aber schon seit Februar – jedenfalls beim Stuttgarter Sportclub (SSC), dessen Sportgelände an die Daimler-Fläche angrenzt. Der Erste Vorsitzende Rolf Sperrle sagte auf StZ-Anfrage, damals hätten ihm Mitarbeiter des Unternehmens den Parkplatzbau avisiert, worauf er den Bogenschützen der SG-Stern-Betriebssportgruppe gekündigt habe – Pfeile in Richtung Parkplatz zu verschießen erschien den Verantwortlichen zu gefährlich.

Das Grundstück ist noch nicht im Grundbuch eingetragen

Im Mai wurde der Verein als Anrainer dann von der Stadt über einen Bauantrag der Grundstücksverwaltungsgesellschaft Daimler AG & Co. Alpha 6 OHG informiert. Das Vorhaben umfasst die Erstellung von 965 provisorischen Parkplätzen auf einem rund fünf Hektar großen Grundstück, das die Stadt für 15,9 Millionen Euro verkauft hatte – und noch immer nicht im Grundbuch eingetragen ist. Planungsrechtlich handelt es sich weiter um ein Sportgelände. Ob man darauf provisorisch parken dürfe, werde gerade geprüft, so der Bürgermeister.

Eine Baugenehmigung sei noch nicht erteilt worden, so Stadtsprecher Andreas Scharf. Aber auch der Abriss des Vereinsheims und von Schuppen wird im Antrag erwähnt – und die Gebäude sind bereits entfernt. Der Vermerk sei nicht Gegenstand des Bauantrags, da der Abbruch der Gebäude „verfahrensfrei“ sei. Der SSC hat dennoch Einwendungen geltend gemacht.

Der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz erinnert daran, dass man schweren Herzens für die Erweiterung der Mercedes-Welt Sportflächen aufgegeben habe. Dass nun Parkplätze entstehen sollten, wolle ihm erst einmal nicht einleuchten.

Die Daimler-Belegschaft legt kräftig zu

Die SPD verweist auf Erkenntnisse aus Gesprächen mit Daimler: 1880 Beschäftigte mehr von 2018 an (dann 18 885), dazu 3500 Mitarbeiter von Fremdfirmen, allein in der Zentrale würde die Zahl von 6000 auf 7500 Beschäftigte steigen, gleichzeitig fielen auf dem Firmengelände bis zu 500 Parkplätze weg. Das erfordere „strukturelle Überlegungen“ mit dem Konzern, so Fraktionschef Martin Körner. Vor allem aber will er, dass Daimler den Mitarbeitern ein Jobticket anbiete, das den Umstieg auf den ÖPNV mit 20 Euro Zuschuss pro Monat versüße. Auch den Grünen ist an einem „nachhaltigen Mobilitätskonzept“ und Jobtickets gelegen, so Fraktionschef Andreas Winter. Dabei werde die Verlängerung der U 19 eine Rolle spielen, die zwischen Neugereut und Museum pendeln solle.

SÖS/Linke-plus lehnt die Parkplätze ab, weil sie „das bestehende Feinstaub- und Stickoxid-Problem verschlimmern“, so Luigi Pantisano. Bei Daimler zähle der Profit mehr als der Klimaschutz. Er fordert ein Jobticket – und dass die Beschäftigten endlich für ihre Parkplätze bezahlen müssten.