Erst sollte es die Stadthalle sein, dann die Barbarossa-Therme. Jetzt gibt es Pläne für ein Hotel in der Göppinger Innenstadt. Und erstmals stehen nicht Wünsche des Gemeinderats dahinter, sondern ein Investor und ein Betreiber.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Erst sollte es die Stadthalle sein. Seit einiger Zeit gilt im Göppinger Gemeinderat nun die Barbarossa-Therme als ideale Nachbarschaft für das erhoffte Vier-Sterne-Hotel. Doch während noch darüber gestritten wird, ob lieber westlich oder südlich des Bades gebaut werden sollte, kommt ein neuer Standort ins Spiel. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung liegen im Stadtbauamt Pläne für ein Haus mit 80 bis 90 Zimmern vor, das auf dem Gelände der ehemaligen Druckerei Rung am Kornhausplatz entstehen soll. Der Göppinger Architekt Uwe Flaig bestätigte auf Anfrage, dass er sich das Vorkaufsrecht für die Gründstücke gesichert habe. Rung hatte 2010 nach 113-jähriger Firmengeschichte Insolvenz angemeldet.

 

Start möglichst noch in diesem Jahr

Der entscheidende Unterschied zu den bisherigen, vor allem von politischer Seite initiierten Hotelprojekten: das Haus am Kornhausplatz hätte sowohl einen Investor, als auch einen Betreiber. Flaig bestätigte auf Anfrage, dass er unter anderem mit der Hotelkette Ibis, aber auch mit zwei weiteren Anbietern in Kontakt sei. „Wir wollen möglichst noch dieses Jahr starten“, sagte Flaig. Er selbst würde mit einer eigenen Projektgesellschaft die auf sieben bis acht Millionen Euro taxierte Investition schultern. Flaig ist als gewerblicher Architekt darauf spezialisiert, wie ein Bauträger Projekte zu entwickeln, die nach ihrer Realisierung teilweise weiter veräußert werden.

Wohl und Wehe des Vorhabens hingen aus seiner Sicht davon ab, ob und unter welchen Bedingungen ein Hotelbau am Kornhausplatz möglich sei, sagte Flaig. Dazu laufe momentan eine Bauvoranfrage. Die bisherigen Reaktionen aus dem Stadtbauamt stimmten ihn aber optimistisch. Demnach könne es sich die Stadt vorstellen, gleichzeitig mit dem Hotelbau eine Aufwertung des Platzes zu realisieren. Nach Informationen der StZ hat das Stadtplanungsamt keine grundsätzlichen Einwände. Zu prüfen ist, ob sich das Gebäude auch in der Höhe an die Umgebungsbauten anlehnt.

Die Parkplatzfrage muss gelöst werden

Eine weitere Aufgabenstellung ist die Parksituation. Möglich wäre eine Erweiterung der Marktplatztiefgarage, die Nutzung eines freien Kellerdecks unterhalb des DM-Markts auf der gegenüberliegenden Straßenseite, das allerdings erst noch erschlossen werden müsste, oder eine neue Quartierstiefgarage. All dies würde das Projekt verteuern. Grundsätzlich gebe es in unmittelbarer Nähe ein großes Parkplatzangebot, sagte Flaig. Abends, wenn die Hotelgäste ihre Stellplätze benötigten, stünden die Marktplatz-Tiefgarage und das Mörikeparkhaus weitgehend leer. „Es wird sich eine Lösung finden lassen“, so Flaig.

Ob die Göppinger Hoteldiskussion, die im Jahr 2009 schon einmal zu einem Bürgerentscheid führte, mit der Realisierung dieses Projektes enden würde, ist fraglich. Bisher war in der politischen Debatte immer von einem Vier-Sterne-Haus die Rede gewesen – einem Segment, das es in Göppingen bisher nicht gibt. Flaig plant nach eigenen Angaben hingegen ein Hotel im Zwei- bis Drei-Sterne-Segment, wofür auch Ibis bekannt ist. Die 80 000 Übernachtungen, die in Göppingen jährlich gezählt würden, seien fast ausschließlich beruflich motiviert. Diese Personengruppe zahle für ihr Zimmer 50 bis 80 Euro pro Nacht. Für teurere Angebote sehe er momentan überhaupt keinen Markt in der Stadt, so Flaig. Im Zwei-Sterne-Bereich gebe es hingegen ein Angebot, das allerdings eine Modernisierung nötig habe.

Die Hoteldiskussion geht weiter

Der Geschäftsführer der Göppinger Bezirkskammer der Industrie- und Handelskammer in der Region Stuttgart, Peter Saile, erneuerte auf Anfrage dennoch den Wunsch nach einem Vier-Sterne-Hotel. Gerade die verschiedenen größeren Betriebe am Ort empfingen immer wieder Mitarbeiter aus der ganzen Welt zu Schulungen. Auch für viele Geschäftskunden gäbe es bisher kein adäquates Angebot in der Stadt. „Ein Hotel der gehobenen Kategorie ist für uns wichtig“, sagte Saile. „Ich kann nicht verstehen, warum sich dafür bisher noch kein Betreiber gefunden hat.“