Die Grünen suchen nach einem Bewerber für die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart. Dabei tut sich die Partei schwer.  

Stuttgart - Nach der ersten Sitzung ihrer Findungskommission sind die Grünen auch nicht schlauer als vorher, wen sie bei der OB-Wahl im Oktober ins Rennen um den Chefposten im Rathaus schicken wollen. Neben den in der Öffentlichkeit kursierenden Namen seien bisher keine weiteren Personalien diskutiert worden, hieß es nach der Sitzung.

 

Im Gespräch sind weiterhin die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, Veronika Kienzle, die Landtagsabgeordnete Muhterem Aras, Tübingens OB Boris Palmer und der frühere Fraktionschef im Rat, Werner Wölfle.Innerhalb des Kreisvorstands der Grünen kristallisiert sich nach StZ-Informationen allerdings eine Favoritenstellung Veronika Kienzles heraus, die freilich an der Parteibasis nicht ungeteilte Zustimmung findet.

Die 49-Jährige hat in der Stadtmitte zwar einen großen Bekanntheitsgrad und wird bei vielen Grünen wegen ihrer umgänglichen und kommunikativen Art geschätzt. Doch an der Basis wird durchaus auch die Frage diskutiert, ob Kienzle die Topkandidatin ist, mit der die Grünen nach eigenem Bekunden die Rathausspitze erobern und der CDU, die bisher mit dem Werbeprofi Sebastian Turner einen möglichen Bewerber in die parteiinterne Vorausscheidung schickt, Paroli bieten wollen. Veronika Kienzle war vor ihrer Tätigkeit als ehrenamtliche Bezirksvorsteherin in Mitte Bezirksbeirätin und kurzzeitig auch Stadträtin, sie arbeitet außerdem für die Stadt als Flüchtlingskoordinatorin.

Kreischef präsentiert keinen politischen Hochkaräter

Dem Vernehmen nach hat der Kreisvorsitzende Philipp Franke jedenfalls am Donnerstagabend keinen politischen Hochkaräter präsentiert. Franke selbst gibt sich einsilbig: Man habe „in guter Atmosphäre“ mehrere Personalvorschläge diskutiert und sei „guter Hoffnung“, einen geeigneten Bewerber präsentieren zu können.

Nachdem andere Aspiranten wie etwa die Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae der Kreispartei einen Korb gegeben haben und zuletzt sogar der Chef der Bundespartei Cem Özdemir eigene Ambitionen öffentlich dementiert hat, bleibt der Ökopartei offenbar nichts anderes übrig, als unter lokalen Parteifreunden nach einem Kandidaten zu fahnden. Einen größeren Bekanntheitsgrad können allenfalls der Tübinger Rathauschef Boris Palmer und der inzwischen als Verwaltungsbürgermeister amtierende Werner Wölfle aufweisen.

Beide gelten zudem als versierte Kommunalpolitiker mit Verwaltungserfahrung. Sowohl Palmer als auch Wölfle halten sich aber weiterhin bedeckt und wollen ihre Namensnennung nicht kommentieren. Manche an der Parteibasis verfolgen derweil die Debatte mit zunehmender Sorge: Wenn man das Amt des Oberbürgermeisters in Stuttgart wirklich als das zweitwichtigste im Land nach dem Ministerpräsidenten ansehe, dürfe man „keine OB-Bewerber aus der dritten Reihe“ präsentieren, heißt es vielsagend.