Der Wunschkandidat von CDU-Kreischef Stefan Kaufmann, Sebastian Turner, muss sich der parteiinternen Konkurrenz stellen.

Stuttgart - Die Aufregung um die Präsentation des möglichen CDU-Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl im Oktober hat sich wieder gelegt – zumindest vorerst. Nachdem der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann am Freitag den Namen seines Wunschkandidaten, des parteilosen Unternehmers Sebastian Turner, noch vor der Sitzung der parteiinternen Findungskommission gegenüber Medien bestätigt hatte, übte seine Stellvertreterin, die Stadträtin Iris Ripsam, noch heftige Kritik an diesem Vorgehen ( die StZ berichtete ).

 

Nach dem Treffen hochrangiger Stuttgarter CDU-Funktionäre am Samstag scheint Ripsam besänftigt. Das Thema sei „ausdiskutiert“, Turner werde sich nun parteiintern vorstellen. Eine Festlegung auf Turner als OB-Kandidat, wie sie etwa die „Bild“-Zeitung in gewohnt großen Lettern bereits vorgenommen hatte, sei dies aber nicht, betonte Ripsam. Auch Stefan Kaufmann war bemüht, die Wogen zu glätten. Nicht er habe den Namen Turner an die Medien lanciert, sondern andere. Er habe lediglich auf Nachfrage bestätigt, dass Turner Interesse an einer Kandidatur habe. Sein „erstklassiger“ Vorschlag stelle aber keine Vorfestlegung des Kreisvorstandes dar, der am 27. Februar gemeinsam mit der CDU-Gemeinderatsfraktion über das weitere Prozedere entscheidet.

Weitere Gespräche angekündigt

Sebastian Turner selbst hat am Freitagabend betont, dass ihn die Aufgabe des Stuttgarter Oberbürgermeisters reize. Übers Wochenende wollte er keine weitere Stellungnahme abgeben. Zunächst wolle er mit der CDU-Findungskommission ins Gespräch kommen. Ein erstes Treffen findet am heutigen Montag in Stuttgart statt

Stefan Kaufmann schließt nicht aus, dass sich auf Beschluss der Parteigremien neben Turner noch weitere Bewerber dem Votum des mitgliederoffenen Wahlparteitags am 17. März stellen können. Als potenzielle Konkurrenten des Werbeprofis werden der frühere Sozialminister Andreas Renner sowie Kultur- und Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann gehandelt. Zudem seien aus der Parteibasis bisher etwa 30 Rückmeldungen auf seine schriftliche Bitte eingegangen, ihm Namen möglicher Bewerber zu nennen, sagte der Kreisvorsitzende. Er werde auf jeden Fall in nächster Zeit Gespräche mit weiteren Bewerbern führen.

Dass Turner für Kaufmann erste Wahl ist, wird schon daran deutlich, dass der Parteichef bei den Reaktionen auf seinen Vorschlag nichts dem Zufall überlassen will. Über seinen Sprecher ließ er „autorisierte Zitate“ von Personen verbreiten, die sich lobend über Turner äußerten. So begrüßte der Aufsichtsratschef der Trumpf GmbH und Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer Stuttgart, Berthold Leibinger, „dass jemand aus der Wirtschaft sich für das Amt des OB interessiert“. Die Kinderbeauftragte der Stadt, Roswitha Wenzl, betonte, dass Turner über Jahre das kinderfreundliche Stuttgart positiv begleitet und seinen Rat und seine Hilfe unentgeltlich zur Verfügung gestellt habe: „Dafür bin ich sehr dankbar.“

Kritik von der Konkurrenz

Vor allem die fehlende Verwaltungserfahrung Turners ruft aber an der CDU-Basis Skepsis hervor. Es gehe nicht darum, einen Werbepreis einzuheimsen, sondern eine Volkswahl zu gewinnen, heißt es zudem. Gleichwohl will man Turner eine Chance geben. „Ich werde mir anhören, was er zu sagen hat“, sagt Roland Schmid, Chef der CDU-Bezirksgruppe Bad Cannstatt. Er gehe davon aus, dass die Parteibasis am 17. März eine Personalauswahl haben werde, „in die sich Turner einreiht“.

Bei der Konkurrenz betrachtet man die Kandidatensuche der CDU weniger zurückhaltend. Roswitha Blind, Fraktionschefin der Rats-SPD, sagt: „Man fragt sich, ob es der CDU darum geht, gute Politik zu machen oder Politik nur gut zu verkaufen.“

Von den Grünen, die am Donnerstag über ihr Personaltableau für die OB-Wahl diskutieren wollen, kommt ein vergiftetes Lob für Turner. Der wisse als Werbeprofi wenigstens, wie man eine ordentliche Wahlkampagne organisieren könne, so der Vorsitzende der Ratsfraktion, Peter Pätzold. Da könne sich die CDU die Kosten für eine Agentur sparen. Auch der Grünen-Kreischef Philipp Franke kommentiert: „Es kommt in der Politik in erster Linie auf den Inhalt und weniger auf die Verpackung an.“ Im Übrigen, so Philipp Franke weiter, sei es „interessant, dass es in der CDU niemanden zu geben scheint, dem Herr Kaufmann zutraut, über das eigene Lager hinaus Zustimmung zu finden.“