Das Ende der Initiative Occupy Villa Berg ist gleichbedeutend mit dem Startschuss für eine Bürgerbeteiligung über die Zukunft der Spielstätte. 2016 soll dieser Prozess der Stadtentwicklung
im Stuttgarter Osten beginnen.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Wie Bürgerbeteiligung im besten Fall funktionieren kann, hat die Initiative Occupy Villa Berg in den vergangenen zweieinhalb Jahren demonstriert. Der heterogene Zusammenschluss hat unterschiedlichste Ideen und Vorschläge gesammelt, wie die Villa Berg künftig als Ort für alle Bürger Stuttgarts genutzt werden kann. Am Donnerstagabend erfolgte die symbolische Staffelübergabe an die Stadt Stuttgart. Im voll besetzten Saal des Restaurants Theater Friedenau im Stuttgarter Osten übergab die Initiative um Christian Dosch die Projektdokumentation an Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne). Kuhn lobte die Arbeit der Gruppierung und versprach, die Vorschläge von Occupy Villa Berg genau auszuwerten und sie als Input für eine Bürgerbeteiligung im neuen Jahr zu nutzen.

 

Zuvor hatte Kuhn in einem Gespräch mit StZ-Redakteur Jürgen Brand, der den Abend moderierte, zur Überraschung aller Anwesenden zugegeben, dass sich die Villa Berg noch gar nicht wieder im Besitz der Stadt befindet. „In den vergangenen Wochen hatten wir noch mal einige Schwierigkeiten beim Rückkauf. Ich bin aber guter Dinge, dass am Ende des Jahres der richtige Besitzer feststeht und sich Villa und Park wieder in städtischem Besitz befinden“, erklärte Kuhn. Die Stadt hatte die Spielstätte nach zähen Verhandlungen von Investor Mathias Düsterdick zurückgekauft. Düsterdick hatte die Villa Berg einst mit seiner Firma Property Development Investors(PDI) erworben, bei der aber in der Zwischenzeit ausgestiegen ist. Die Villa Berg hatte er von der PDI mitgenommen. Ob das rechtlich überhaupt zulässig sei, wollte Brand von Fritz Kuhn wissen. „Auf dieses Glatteis will ich mich nicht begeben, da bin ich schlittschuhtechnisch nicht vorbereitet“, so Kuhn.

Kuhn will sich auf keinen Zeitplan festlegen lassen

Zumindest etwas konkreter wurde der OB in Bezug auf die städtischen Pläne mit der Villa Berg: „Wir dürfen die Villa nicht weiter verkommen lassen, wollen die Fernsehstudios mittelfristig abreißen und das Gebäude und den Park der ganzen Stadt zurückgeben.“ In Bezug auf den Zeitplan trat Kuhn dann aber auf die Euphorie-Bremse, mittelfristig könne auch einen Zeitraum von fünf Jahren bedeuten. „Wir müssen jetzt gleich zu Beginn die Denkmalschutzfrage klären, um das Spielfeld abzustecken, auf dem wir verändern können, nicht nur in Bezug auf den Park, sondern gerade in Bezug auf den Sendesaal“, erklärte Kuhn.

Eine Deadline für die Renovierung der Villa wollte sich Kuhn nicht entlocken lassen. „Früher hätte ich das noch gemacht, heute sitzen aber so Typen wie Martin Körner im Gemeinderat und pochen dann auf das Einhalten des Zeitplans“, sagte Kuhn scherzhaft in Richtung des ehemaligen SPD-Bezirksvorstehers im Stuttgarter Osten, der die Diskussion in der Friedenau mitverfolgte. In ferner Zukunft will Kuhn den Park der Villa Berg in Richtung Neckar öffnen. Jetzt stehe aber erst einmal die Bürgerbeteiligung auf der Agenda – basierend auf der Vorarbeit, die von der Initiative Occupy Villa Berg geleistet wurde.