Wahlwerbung auf dem Marktplatz: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den Stuttgarter Bürgern seinen Parteifreund Fritz Kuhn als besten OB-Kandidaten empfohlen.

Stuttgart - Nicht immer einfach sei es gewesen, Fritz Kuhn als Chef zu haben, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf einer Wahlkampfveranstaltung des grünen Oberbürgermeisterkandidaten auf dem Marktplatz. Er fügte vor den von der Polizei geschätzten 500 Zuhörern hinzu, dass Kuhn als Fraktionschef der Grünen im Landtag einen eigenen Kopf gehabt habe wie er auch. Mehr Persönliches kolportierte Kretschmann nicht. Stattdessen machte er deutlich, dass die Landesregierung mit einem Oberbürgermeister Fritz Kuhn gut zusammen arbeiten würde. Einen Einfluss auf die Kommunalpolitik in Stuttgart schloss Kretschmann aus. Kuhn nutzte die Veranstaltung für ein Plädoyer gegen den Bau weiterer Einkaufszentren und für weniger Autoverkehr in der Stadt.

 

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den Stuttgarter Bürgern seinen Parteifreund Fritz Kuhn als besten OB-Kandidaten empfohlen. „Fritz Kuhn kommt aus Berlin nach Stuttgart zurück, und ich finde, was Besseres kann der Landeshauptstadt nicht passieren“, sagte Kretschmann am Dienstagabend auf dem Stuttgarter Marktplatz. In der Landeshauptstadt sind am 7. Oktober rund 415.000 Wahlberechtigte aufgerufen, einen Nachfolger für Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) zu wählen, der nicht wieder antritt.

Großen Respekt vor der kommunalen Selbstverwaltung

Er habe großen Respekt vor der kommunalen Selbstverwaltung, und er werde sich nicht dauernd in die Kommunalpolitik einmischen, sagte Kretschmann. Aber beim Ausbau der Kinderbetreuung und bei umweltfreundlicher Mobilität müssten Stadt und Land an einem Strang ziehen.

Kuhn sei auch der richtige Mann, um die durch das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 gespaltene Stadt zu versöhnen. „Der Graben, den S 21 in dieser Stadt gezogen hat, ist noch nicht zugeschüttet“, sagte Kretschmann, dessen Rede immer wieder durch Rufe und Pfiffe von S-21-Gegnern gestört wurde. Er habe selbst mehr als ein Jahrzehnt gegen das Milliarden-Vorhaben gekämpft, müsse sich jetzt aber an das Ergebnis des Volksentscheids halten. „Was anderes kann man als Demokrat nicht machen.“ Kretschmann und Kuhn, die zu den Gründervätern der grünen Partei gehören, versprachen, auf Transparenz bei der Bauherrin Bahn zu pochen.

Kuhn sagte mit Blick auf seinen Mitbewerber, den SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch, er wolle keine falschen Versprechungen machen. Rockenbauch strebt einen Ausstieg aus dem Vorhaben an. Er, Kuhn, wolle auf Barrierefreiheit im Bahnhof, ein zeitiges Brandschutzkonzept, den Schutz der Mineralwasservorkommen und das Einhalten der Kosten achten. Kein „müder Euro“ mehr werde aus dem Stadtsäckel in das Projekt fließen. Kuhn kündigte überdies an, die Parkraumbewirtschaftung im Zentrum auszubauen, differenzierte Tempolimits einzuführen, den geplanten Rosensteintunnel erneut zur Diskussion zu stellen und mehr günstigen Wohnraum zu schaffen. Die Aufenthaltsqualität in der Stadt müsse verbessert werden. Als Negativbeispiel nannte er das gerade entstehende bankendominierte Viertel hinter dem Hauptbahnhof: „Da können Sie im November einen Kafka-Roman verfilmen, aber leben könne Sie dort nicht.“