Der Grüne Fritz Kuhn wildert bei der OB-Wahl auch in CDU-Revieren. Bettina Wilhelm liegt rund um Rotenberg über dem Schnitt. Sehen Sie hier die genauen Analysen der Stuttgarter Stadtbezirke.

Stuttgart - Die Stuttgarter Innenstadt bleibt auch bei der dritten Wahl in Folge in grüner Hand: Nach der Kommunalwahl 2009 und der Landtagswahl im vergangenen Jahr hat auch beim gestrigen ersten Durchgang der Oberbürgermeisterwahl mit Fritz Kuhn ein Grünen-Politiker in allen fünf Innenstadtbezirken die meisten Stimmen geholt. Im Westen brachte es der 57-Jährige auf 43,7 Prozent und stellt damit den Spitzenwert der Wahl, im Süden erreichte er ein ähnlich hohes Votum – erwartungsgemäß deutlich vor seinem Kontrahenten Sebastian Turner.

 

Überraschend liest sich dagegen das vorläufige Ergebnis aus Bad Cannstatt, seit jeher eine klassische CDU-Hochburg. Auch hier konnte Kuhn offenbar stärker als der CDU-Kandidat Turner überzeugen: Mit 35 Prozent liegt er – wenn auch knapp – vor Sebastian Turner (33,5) OB Wolfgang Schuster hatte 2004 beim ersten Wahlgang in Cannstatt noch überzeugende 43 Prozent der Stimmen geholt, im zweiten Wahlgang dann sogar 51 Prozent.

Einigermaßen enttäuscht dürfte die SPD-Kandidatin Bettina Wilhelm von der Wahl sein, bei der die Genossen ihren Abwärtstrend fortgesetzt haben. Gemildert wird ihr schlechtes Ergebnis nur durch die Stimmenanteile in den Bezirken rund um den Stadtteil Rotenberg, aus dem sie stammt. Vor allem in Untertürkheim (23,5), Obertürkheim (22,7) und Wangen (21,6) hat sie überdurchschnittlich Zuspruch gefunden. Ansonsten blieb die 48-Jährige aber durchweg hinter den Erwartungen zurück. Das zeigt sich beispielhaft etwa in Sillenbuch, wo die Bürgermeisterin aus Schwäbisch Hall lediglich 11,3 Prozent stehen hat. Die frühere SPD-Kandidatin Ute Kumpf hatte bei der OB-Wahl 2004 an gleicher Stelle immerhin 30 Prozent der Stimmen geholt. Zudem wurde Bettina Wilhelm in fast allen Innenstadtbezirken sogar deutlich von dem SÖS-Bewerber Hannes Rockenbauch überholt.

Der Stuttgart-21-Gegner hat vor allem in der City überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Überwiegend dürfte er dort wohl von Projektkritikern gewählt worden sein, die in der Innenstadt am stärksten vertreten sind. Ansonsten blieb Rockenbauch wie erwartet meist unter zehn Prozent.