Die Zeit der Infekte startet. Umso wichtiger ist, dass die Kapazitäten im Olgahospital bald erhöht werden – denn schon wieder werden die Betten im Stuttgarter Krankenhaus knapp. Eine betroffene Mutter schildert ihren Fall.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Das Olgahospital muss aktuell wieder Kinder abweisen, weil belegbare Betten fehlen. Die Sprecherin des Klinikums, Ulrike Fischer, bestätigt, dass dies „punktuell“ vorkomme, mit der Betonung auf „punktuell“. So angespannt wie im vergangenen Frühjahr und Winter scheint die Lage tatsächlich nicht zu sein, als Verlegungen aus dem Olgäle in andere Krankenhäuser an der Tagesordnung waren. „Die Dramatik wie im Frühjahr gibt es meiner Erkenntnis nach nicht“, bestätigt auch der Vorsitzende des Personalrats des Klinikums, Jürgen Lux. So hatten im vergangenen Februar Ärzte aus dem Olgäle im Krankenhausausschuss berichtet, dass in den Wochen zuvor im Schnitt 17 Prozent der Betten wegen Personalmangels geschlossen waren.

 

„Die Zeit der Infekte startet wieder“, sagt Ulrike Fischer. Aktuell mache sich das auf der Aufnahmestation OASE bemerkbar. Diese verfüge in den Sommermonaten bis Ende September über keine eigenen Betten, so dass auf andere Stationen ausgewichen werden muss.

Der Stuttgarterin Meliha Misir ist es erst Mitte September passiert, dass kein Bett für ihren Sohn im Olgahospital gefunden wurde. Die Verlegung nach Böblingen selbst kritisiert die Mutter dabei nicht einmal, aber die Art, wie es dazu gekommen ist, bezeichnet sie als „katastrophal“. Denn bis zu der Entscheidung sei unzumutbar viel Zeit vergangen. „Wieso muss man ein Kind so quälen und kann nicht gleich sagen, dass kein Bett frei ist“, fragt die dreifache Mutter. Sie habe Stunden im Wartezimmer verbracht, dabei hatte sie den Einweisungsschein der Kinderärztin mitgebracht.

Hin und Her zwischen Praxis und Krankenhaus

Was in diesem Fall besonders belastend war: schon bis zur Einweisung ins Olgahospital war viel Zeit vergangen. Weil ihr zweieinhalbjähriger Sohn wegen eines schweren Magen-Darm-Virus starke Bauchkrämpfe und Fieber hatte, nichts essen und nichts trinken wollte, war Meliha Misir mit ihm nämlich bereits am Abend zuvor ins Olgäle gefahren. Sie sei an dem Mittwochabend jedoch gegen Mitternacht nach Hause geschickt worden mit der Begründung, man könne zu diesem Zeitpunkt keinen Ultraschall mehr machen, sie solle am nächsten Tag zum Kinderarzt gehen, erzählt Meliha Misir. Am nächsten Tag ging das Hin und Her erst richtig los: Von der Kinderärztin wurde sie am Donnerstag für die Sonografie zurück ins Olgäle geschickt, von dort zurück in die Kinderarztpraxis. Weil der Zweieinhalbjährige jedoch schlechte Blutwerte hatte, wies die Kinderärztin den Jungen ins Olgahospital ein, berichtet Misir. Mit der Einweisung, drei Seiten Arztberichten und dem Gepäck für die Übernachtung sei sie daraufhin „noch vor 19 Uhr“ auf der Aufnahmestation OASE angekommen.

Der Kleine habe sich vor Schmerzen gewunden, doch sie hätten im Wartezimmer ausharren müssen. Nach drei Stunden habe man ihr mitgeteilt, dass es kein Bett gebe. Eine weitere Stunde später, „gegen 23 Uhr“, habe sie mit Arztbrief in der Hand endlich nach Böblingen aufbrechen können. Dort erfolgten noch einmal Untersuchungen. „Um 0.20 Uhr war mein Kleiner endlich im Bett“, sagt Misir. Sie hat auch an die Beschwerdestelle des Kinderkrankenhauses gewandt.

In der Dokumentation des Klinikums sind zum vorliegenden Fall zwei Zeitangaben zu finden: Demzufolge sei die Mutter um 19.10 Uhr an dem Donnerstagabend angekommen, um 22.19 Uhr sei der Arztbrief ausgedruckt worden, so Fischer. Wann dieser übergeben wurde, wird nicht notiert. Ein Zeitraum von drei Stunden sei „noch im Rahmen“, meint die Sprecherin. Dass die Suche nach einem Bett in diesem Fall so lange gedauert hat, erklärt sie auch mit dem Krankheitsbild. „Infektionskinder müssen wir in Einzelzimmer legen“, sagt Fischer. Da könne es vorkommen, dass kein Einzelbett zur Verfügung stehe.

Vom 1. Oktober an gebe es wieder sieben eigene Betten auf der Station OASE. Die Sprecherin betont, dass die Verlegung in andere Krankenhäuser zudem nur erfolge, „wenn es vertretbar ist“. Für die Eltern, räumt Fischer ein, sei solch eine Verlegung natürlich unangenehm.

Im Klinikum geht man davon aus, dass die Infektwellen in Zukunft leichter zu meistern sein werden. Denn perspektivisch wird es im Olgahospital schon bald deutlich mehr Betten für die Aufnahmestation geben. Am 23. November zieht das Olgäle an den Standort Mitte um. Dort wird die Aufnahmestation deutlich erweitert: 14 Betten stehen zur Verfügung, von Januar an seien es sogar 18 Betten, so Ulrike Fischer. Statt OASE heißt die Abteilung am neuen Standort PINA – das steht für Pädiatrische Interdisziplinäre Notaufnahme.