Die Rollenspiel-Serie „The Elder Scrolls“ erscheint in einer Online-Version: Nun können Spieler aus ganz Europa gemeinsam die Fantasy-Welt retten. Man kann stundenlang ins Spielgeschehen eintauchen – sollte sich aber ein Zeitlimit setzen.

Stuttgart - So ein Rollenspiel hatte es noch nicht gegeben: Als 2011 das Fantasy-Epos „Skyrim“ auf den Markt kam, erfüllte sich für die Fans von Zauberern, Magiern und Drachen ein Traum: unendliche Freiheit gepaart mit vielen Aufgaben in einer mittelalterlich wirkenden Welt. Es galt eine uralte Verschwörungsgeschichte aufzudecken und einen ganzen Kontinent zu befreien. Es war eine Welt, in die man Dutzende Stunden lang eintauchen konnte. „Skyrim“ erhielt viele Auszeichnungen.

 

Das Spiel gehörte zur „The Elder Scrolls“-Reihe, einer Folge von Spielen, die vor 20 Jahren ihren Anfang nahm und seither mit verschiedenen Titeln immer weiter fortgesponnen wurde. Vor wenigen Tagen ist ein neuer Teil erschienen, der zu den wichtigsten Computerspieltiteln dieses Jahres zählt – diesmal aber als Online-Version. Spielte man bisher allein vor dem Computer und traf lediglich künstlich generierte Figuren, so tummeln sich in Tamriel – so heißt der Kontinent des „Elder Scrolls Online“-Universums – nun Hunderttausende Spieler gleichzeitig.

Solche Online-Rollenspiele gibt es seit einigen Jahren; mit „World of Warcraft“ hatte das Genre 2004 den Durchbruch geschafft. Die Spieler tun sich in Gilden zusammen und bestehen gemeinsam Abenteuer. Obwohl es nun schon etwas älter ist, zählt „World of Warcraft“ weiterhin zu den beliebtesten Online-Rollenspielen, und alle Versuche, ihm seinen Rang als Platzhirsch streitig zu machen, scheiterten bislang. Mit „The Elder Scrolls Online“ könnte dies nun gelingen. Denn anders als bei bisherigen Online-Rollenspielen wird hier eine richtige Geschichte erzählt, der der Spieler folgt. Er wird durch das Online-Abenteuer hindurchgeführt, hat aber die Freiheit, zu tun, was er möchte.

Das lässt einen schnell in die Geschichte eintauchen. Schon die Charakter-Erstellung fällt opulent aus. Man bestimmt das Volk, zu dem man gehören möchte, den Körperbau des Avatars, verteilt nach Belieben Narben oder Tätowierungen und legt Gesichtsdetails fest. Die Möglichkeiten zur Personalisierung sind so groß, dass man ohne Probleme einen einzigartigen Helden erschaffen kann, den es nur einmal im Spiel gibt.

Die Fantasy-Welt ist stimmig – bis auf einen Kritikpunkt

Das Spiel selbst startet man in einem Tutorial, das die Steuerung erklärt: Man spielt einen seelenlosen Helden, der sich, all seiner Fähigkeiten beraubt, in einem Gefängnis wieder findet. Ein Prophet erscheint und erklärt, dass beider Schicksal untrennbar miteinander verbunden sei und man gemeinsam fliehen müsse, um die Welt vor dem Bösen zu retten. Bald darauf bekommt man es mit den ersten Gegnern zu tun, die man aus der Ego-Perspektive attackieren darf. Das Spiel fühlt sich dadurch sehr actionreich an. Wie „Skyrim“ ist auch „The Elder Scrolls Online“ ein Rollenspiel, in dem man seine Fähigkeiten vor allem im „Learning by doing“ steigert: Je öfter man etwa eine spezielle Waffe nutzt, desto besser lernt man damit umzugehen.

Online-Rollenspiele machen erst dann richtig Spaß, wenn man sich mit anderen zusammentut – größere Gegner lassen sich nur gemeinsam besiegen. Mut, fremde Personen anzusprechen, braucht es daher schon. Dann aber kann man gemeinsam durch die Online-Welt ziehen. Und das ist auch nötig, schließlich kämpft man im späteren Verlauf des Spiels auch gegen andere Spieler und versucht etwa Gebiete einzunehmen. Da es für ganz Europa einen Server gibt, auf dem sich alle Spieler tummeln, kann man sich mit Franzosen oder Engländern zusammentun, was dem Spiel einen eigenen Reiz gibt.

Optisch bringen die Entwickler von Zenimax Online ein durchaus stimmiges Gesamtbild einer Fantasywelt auf den Monitor. Nur einen Kritikpunkt gibt es im direkten Vergleich zu „Skyrim“ dann doch: So ist die Grafik für ein Online-Rollenspiel zwar durchaus ansehnlich, bleibt aber hinter der des Solo-Rollenspiels zurück. Auch bergen Online-Rollenspiele wie „The Elder Scrolls Online“ eine große Gefahr – nämlich ein hohes Suchtpotenzial. Zum Spielen sollte man sich also ein festes Zeitlimit setzen, sonst kommt man von der Online-Spielwelt nur schwer wieder los. Darüber hinaus ist nach einer 30-tägigen Spielzeit, die man mit dem Spiel erwirbt, eine monatliche Gebühr fällig, die – je nach Abomodell – bei rund 10 Euro pro Monat beginnt. Das Spiel selbst kostet rund 50 Euro.