Mit Anzeigen will Google seine Nutzer für Themen wie Sicherheit und Privatsphäre gewinnen - und das, obwohl das Unternehmen als "Datenkrake" verschrien ist.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - "Sie gehen doch auch nicht aus dem Haus und lassen Ihre Wohnungstür den ganzen Tag weit offen stehen.“ So argumentiert Google auf einem der Plakate in seiner ungewöhnlichen Werbekampagne zum Thema Datenschutz und Sicherheit im Internet, die in diesen Tagen startete. Darauf zu sehen ist ein gezeichnetes Haus mit offen stehender Eingangstür und ein Dieb, der sich für seine Beute bedankt.

 

Ausgerechnet Google! Das denken vermutlich nicht nur Datenschützer und Kritiker des Suchmaschinengiganten. Gemeinsam mit Facebook und einigen anderen Internetkonzernen gehört Google doch zu jenen, die fast alles über ihre Nutzer wissen wollen, um genau damit dann Geld zu verdienen. Woher also dieser Sinneswandel?

"Datenkrake"

Dass ein Unternehmen wie Google, das selbst als „Datenkrake“ verschrien ist, die Bürger zum Datenschutz aufruft – dahinter muss die Absicht stecken, das Image des Weltkonzerns aufzupolieren. Denn Google ruft die Bürger in den USA derzeit in großen überregionalen Blättern wie der „New York Times“, „USA Today“, dem „Wall Street Journal“ und Magazinen wie „Time“ und dem „New Yorker“ mit einer Anzeigenkampagne zum Schutz ihrer persönlichen Daten auf. Die Anzeigen stehen unter dem Motto „Good to know“ (Gut zu wissen) und sind in dieser Form sowohl in englischer Sprache auf Google.com als auch in deutscher Sprache auf Google.de zu finden. Die Werbung ist auch auf Plakaten in der U-Bahn von New York und Washington und auf diversen Websites zu sehen.

Entwickelt worden ist die Google-Kampagne „Good to know“ von der renommierten Agentur M&C Saatchi aus London. Die außergewöhnliche Gestaltung mit den von Hand gezeichneten Figuren fällt auf. Bemerkenswert ist – trotz aller Kritik – die Tatsache, dass ein weltweit führendes Online-Unternehmen das Thema Sicherheit und Datenschutz aufgreift.

Tipps können hilfreich sein

Vielleicht sollte man einfach akzeptieren, dass die Tipps und Informationen, die Google auf seiner Internetseite für den Durchschnittsnutzer des weltweiten Datennetzes gibt, tatsächlich sehr hilfreich sein können. Es gibt viele Menschen, die unreflektiert und unbedarft mit ihren persönlichen Daten umgehen. Immer wieder hört und liest man von Jugendlichen, die ihr Profil bei Facebook jedem zugänglich machen, und von erwachsenen Internetnutzern, die weder ein Virenschutzprogramm noch eine Firewall auf ihrem Computer installiert haben. Und das, obwohl sie Online-Banking nutzen und über das Internet mit Kreditkarte einkaufen.

Wer heutzutage das Internet aktiv nutzt, hinterlässt zwangsläufig Spuren – es sei denn, er verwendet eine Software zum Anonymisieren dieser personalisierten Daten. Als normaler Anwender gilt es daher einige Mindeststandards im Umgang mit persönlichen Daten zu beachten. An diesem Punkt setzt die Gut-zu-wissen-Aktion an. Wer noch immer den Namen des Hundes, seiner Tochter oder der Angebeteten als Passwort verwendet, handelt grob fahrlässig. Google formuliert dies freundlicher und gibt zugleich praktische Hilfestellungen für mehr Sicherheit im Netz.