So ein Wirtschaftskapitän ist gut vernetzt, er kennt Gott und die Welt und die Kanzlerin, und diese gesellschaftlich hochrangigen Kreise, mit denen er es zu tun hat, drehen sich ständig im Kreis, man trifft sich abwechselnd im VIP-Raum des Stadions, in Aufsichtsräten, bei Wirtschaftsgipfeln, an den Runden Tischen der Politik, auf Partys und Bällen – und in denselben Kreisen dreht sich dann unvermeidlich auch das Karussell der Präsidentschaftskandidaten, die ein Aufsichtsrat der Hauptversammlung vorschlägt. In dieser wirbelnden Lostrommel stecken Automanager und Banker, Baulöwen oder stillgelegte Politiker – und selbst wenn alle Stricke reißen, findet sich zumindest ein Promifrisör, ein pensionierter Generalvertreter für Aspach-Uralt oder einer dieser neureichen Pinkel, die ihren Club dann als Sonnenkönig vom eigenen Wasserschloss aus regieren oder von der Südseeyacht.

 

Eine geschlossene Gesellschaft also, stark und eng vernetzt, undurchdringlich. Ein Außenstehender kommt da nicht ungestreift rein, es würde ungefähr enden wie in der Anekdote mit dem Mutigen, der anno 41 beim Arbeitsamt aufkreuzt und sagt: „Ich will Stellvertreter des Führers werden.“ „Sind Sie verrückt?“, fragt ihn der Sachbearbeiter. „Warum“, antwortet der Naive, „muss man das?“

Verkehrte Welt

Was muss man, wenn man VfB-Präsident werden will? Auf jeden Fall muss man sich nicht bewerben, denn es wäre selbst dann sinnlos, wenn man einen Papagei imitieren oder im Kopfstand ein Bier trinken kann. Das letzte Wort hat vielmehr das Netzwerk der Mächtigen, und nachdem bei der letzten VfB-Präsidentenwahl Gerd Mäuser das Rennen gemacht hatte, stöhnte er erleichtert: „Ich gehe jetzt erst einmal mit meinem Hund spazieren.“ Dabei ist es eher umgekehrt: nicht der Schwanz wedelt mit dem Hund – sondern der Hundt hat den VfB an der Leine. Verkehrte Welt. Immer mehr Fans kommen damit immer weniger klar, ja offenbar nicht mal mehr der VfB-Sportchef. „Ein Neuanfang ist immer gut“, hat man Fredi Bobic soeben sagen hören, „auch die Herren im Aufsichtsrat müssen sich hinterfragen.“ Das klingt fast nach Putsch, mindestens aber so zündlerisch wie zuletzt das vom Mäuser-Rücktritt beschwingte Fanspruchband: „Dieter, wann gehst du?“

So hat sich der Volkszorn gegen Hundt nur einmal geregt, damals beim österreichischen SV Bad Aussee. Dort war er erst Präsident und dann Aufsichtsratschef, aber vor drei Jahren brach dann die Krise aus, und an der Fanfront im Internet ging ein „Lobbyist“ dem Allmächtigen mit einem Vers aus Reinhard Meys „Narrenschiff“an den Kragen: „Klabautermann führt das Narrenschiff volle Kraft voraus und Kurs aufs Riff. Der Ausguck ruft: Endzeit in Sicht!“

Wer Strippen zieht, weiß, was er will

Braucht, rätseln an der Stelle viele, der Mensch so viel Macht – ist ein Tag für Hundt nur rund, wenn er morgens als deutscher Arbeitgeberpräsident aufwacht und abends als VfB-Aufsichtsratschef wieder schlafen geht? Wir Ahnungslosen, deren Gefühl von Macht sich weitgehend auf die eigene tägliche Ohnmacht beschränkt, können uns gar nicht vorstellen, wie so ein Mächtiger tickt und dass er sich notfalls sagt: Okay, es mögen ein paar Dinge in die Hose gegangen sein – aber muss man deshalb gleich die Windeln wechseln und den Hundt mit dem Bad ausschütten?

Wer Strippen zieht, tut das im Namen des Allgemeinwohls oder weil es ihm einfach danach ist, wie nach einem saftigen Steak, einem guten Wein und einer dicken Havanna. So einer weiß, was er will – und so stabil, wie Hundt gebaut ist, kann man getrost davon ausgehen, dass er zu seinem VfB-Aufsichtsrat öfter mal ungefähr sagt: „Wir sitzen alle in einem Boot, aber ich mache den Kapitän. Ihr rudert.“

Was muss man, wenn man VfB-Präsident werden will?

So ein Wirtschaftskapitän ist gut vernetzt, er kennt Gott und die Welt und die Kanzlerin, und diese gesellschaftlich hochrangigen Kreise, mit denen er es zu tun hat, drehen sich ständig im Kreis, man trifft sich abwechselnd im VIP-Raum des Stadions, in Aufsichtsräten, bei Wirtschaftsgipfeln, an den Runden Tischen der Politik, auf Partys und Bällen – und in denselben Kreisen dreht sich dann unvermeidlich auch das Karussell der Präsidentschaftskandidaten, die ein Aufsichtsrat der Hauptversammlung vorschlägt. In dieser wirbelnden Lostrommel stecken Automanager und Banker, Baulöwen oder stillgelegte Politiker – und selbst wenn alle Stricke reißen, findet sich zumindest ein Promifrisör, ein pensionierter Generalvertreter für Aspach-Uralt oder einer dieser neureichen Pinkel, die ihren Club dann als Sonnenkönig vom eigenen Wasserschloss aus regieren oder von der Südseeyacht.

Eine geschlossene Gesellschaft also, stark und eng vernetzt, undurchdringlich. Ein Außenstehender kommt da nicht ungestreift rein, es würde ungefähr enden wie in der Anekdote mit dem Mutigen, der anno 41 beim Arbeitsamt aufkreuzt und sagt: „Ich will Stellvertreter des Führers werden.“ „Sind Sie verrückt?“, fragt ihn der Sachbearbeiter. „Warum“, antwortet der Naive, „muss man das?“

Verkehrte Welt

Was muss man, wenn man VfB-Präsident werden will? Auf jeden Fall muss man sich nicht bewerben, denn es wäre selbst dann sinnlos, wenn man einen Papagei imitieren oder im Kopfstand ein Bier trinken kann. Das letzte Wort hat vielmehr das Netzwerk der Mächtigen, und nachdem bei der letzten VfB-Präsidentenwahl Gerd Mäuser das Rennen gemacht hatte, stöhnte er erleichtert: „Ich gehe jetzt erst einmal mit meinem Hund spazieren.“ Dabei ist es eher umgekehrt: nicht der Schwanz wedelt mit dem Hund – sondern der Hundt hat den VfB an der Leine. Verkehrte Welt. Immer mehr Fans kommen damit immer weniger klar, ja offenbar nicht mal mehr der VfB-Sportchef. „Ein Neuanfang ist immer gut“, hat man Fredi Bobic soeben sagen hören, „auch die Herren im Aufsichtsrat müssen sich hinterfragen.“ Das klingt fast nach Putsch, mindestens aber so zündlerisch wie zuletzt das vom Mäuser-Rücktritt beschwingte Fanspruchband: „Dieter, wann gehst du?“

So hat sich der Volkszorn gegen Hundt nur einmal geregt, damals beim österreichischen SV Bad Aussee. Dort war er erst Präsident und dann Aufsichtsratschef, aber vor drei Jahren brach dann die Krise aus, und an der Fanfront im Internet ging ein „Lobbyist“ dem Allmächtigen mit einem Vers aus Reinhard Meys „Narrenschiff“an den Kragen: „Klabautermann führt das Narrenschiff volle Kraft voraus und Kurs aufs Riff. Der Ausguck ruft: Endzeit in Sicht!“

Bestenfalls macht Staudt aus Wasser Wein

In solchen Momenten ist es Gold wert, dass die Mächtigen eine dicke Haut haben, jedenfalls denkt der VfB-Aufsichtsratschef nicht daran, sich als geprügelter Hundt vor die Haustür jagen zu lassen. Beim Befreiungsschlag, so wird gemutmaßt, könnte er sich mit Erwin Staudt, dem anderen Altmeister, verbünden. Letzterer hängt eigentlich als Aufsichtsratschef der Zukunft am Reißbrett, aber warum soll Hundt den Ex-Präsidenten im Rahmen des Notstandspakts nicht vorher noch zum Übergangspräsidenten überreden – bestenfalls macht Staudt aus Wasser dann Wein wie 2007, als der VfB Meister wurde.

In dem Fall wäre das Problem auf Jahre hinaus gelöst, denn mit Fug und Recht würden Hundt und Staudt den Fans beibringen, welch verheerendes Signal es wäre, auf dem neuen Stuttgarter Weg mitten im Ritt in eine glorreiche Zukunft die Pferde zu wechseln: „Wir wollen den VfB weiterentwickeln und sicherstellen, dass er seine Rolle als Vorreiter im Kampf gegen verkrustete Strukturen bei der Vereinsführung fortsetzen kann.“