Gegen den Tabellenletzten aus Kaiserslautern kommt der VfB-Stuttgart bei der Partie am Freitagabend nicht über ein Unentschieden hinaus.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Plötzlich ist die Überraschung ganz nahe gewesen. Einen Eckball für Kaiserslautern gab es in der Nachspielzeit, der Ball landete vor den Füßen von Florian Dick. Nur knapp flog sein Drehschuss am linken Pfosten vorbei – was nichts daran änderte, dass es Sekunden später, als das Spiel beendet war, enttäuschte Gesichter auf Seiten des VfB gab.

 

Mit einem 0:0 mussten sich die Stuttgarter am Freitag vor 50 000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena gegen den Tabellenletzten aus Kaiserslautern begnügen. Vorerst gestoppt ist damit der Aufschwung nach zuletzt drei Siegen aus vier Spielen; verpasst die Gelegenheit, im Rennen um den Einzug in die Europa League weiteren Boden gutzumachen. „Es ist nicht einfach, gegen den FCK Tore zu machen“, sagte der VfB-Trainer Bruno Labbadia: „Meine Mannschaft hat alles probiert, uns hat nur die letzte Konsequenz gefehlt.“

Wie erwartet vertraute Labbadia zum dritten Mal hintereinander der gleichen Startelf, also auch jener Offensivabteilung, die derzeit die treffsicherste in der ganzen Liga ist. 15 Tore hatte der VfB in den fünf Spielen zuvor erzielt – für 16 Treffer benötigte der FCK die komplette Saison; allein auf Martin Harniks Konto waren acht Tore gegangen, während die abstiegsbedrohten Pfälzer in diesem Zeitraum nur ein einziges Mal hatten jubeln dürfen.

Klar verteilte Rollen

Die Rollen waren also klar verteilt – und in der ersten Hälfte ging es denn auch nur in eine Richtung. Harnik war es, der nach neun Minuten die erste Chance für den VfB hatte: Von Tamás Hajnal gut freigespielt scheiterte der österreichische Nationalspieler von halbrechts am Gästetorhüter Tobias Sippel. Auch die zweite Gelegenheit vor der Pause war eine Sache für den Torjäger, der es im Anschluss an einen Eckball mit einem Fallrückzieher versuchte. Wieder war Sippel zur Stelle (31.).

Das war es im ersten Abschnitt dann aber schon mit den gefährlichen Szenen. Der VfB war zwar klar überlegen und hatte mehr als 70 Prozent Ballbesitz. Das Problem jedoch war, dass die Überraschungsmomente im Stuttgarter Spiel fehlten und es folglich gegen die vielbeinige Abwehr des Gegners kaum ein Durchkommen gab. Der FCK-Trainer Marco Kurz hatte zwar vor dem Spiel angekündigt, man sei „nicht hier hergekommen, um zu mauern“. Das jedoch war die Theorie – in der Praxis baute sich seine nach zuvor 14 sieglosen Spielen spürbar verunsicherte Mannschaft mit zehn Mann vor dem eigenen Tor auf und verzichtete vor der Pause darauf, selbst den Weg nach vorne zu suchen. Also entwickelte sich aus VfB-Sicht ein Geduldsspiel, das nicht schön anzusehen war und bei dem die Frage lautete: finden die Stuttgarter Stürmer irgendwann die entscheidende Lücke?

Noch weiter entfernt

Davon waren sie nach der Pause zunächst noch weiter entfernt als davor. Anstatt die Schlagzahl im Spiel nach vorne zu erhöhen, waren es die Pfälzer, die nun etwas mutiger wurden. Ihre erste Chance hatte der frühere VfB-Profi Christian Tiffert, der mit einem Distanzschuss nur das Außennetz traf (57.). Kurz darauf traf der Stürmer Sandro Wagner nach einem Tiffert-Querpass freistehend den Ball nicht richtig..

Die Dominanz der Stuttgarter war dahin, sie agierten noch ideenloser als in der ersten Hälfte. Es mangelte ihnen an Kreativität und an Durchschlagskraft, es gab keinen, der das Spiel in die Hand genommen hätte. Labbadia reagierte und nahm erst den glücklosen Spielmacher Hajnal und dann den müde wirkenden Harnik vom Feld. In Cacau und Julian Schieber brachte der VfB-Trainer zwei Angreifer – doch der ganz große Sturmlauf blieb aus.

Cacau, der um seine Chance kämpft, trotz seines Reservistendaseins bei der EM dabei zu sein, legte zwar sichtbar viel Engagement an den Tag. Doch wirkten die Offensivbemühungen zu wenig durchdacht und häufig überhastet. Bei seiner besten Chance schoss der Nationalspieler zu unplatziert und scheiterte an Sippel. Nicht besser erging es Schieber, dem anderen Frustrierten im VfB-Sturm. Auch er schaffte es bei seinem Schuss von halblinks nicht, den FCK-Schlussmann ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Und so musste der VfB am Ende sogar froh sein, dass Dicks Drehschuss am Pfosten vorbeiflog und zumindest ein Punkt in Stuttgart blieb.

- VfB Stuttgart Ulreich – Boulahrouz, Tasci, Niedermeier, Sakai – Kvist, Kuzmanovic – Harnik (68. Schieber), Hajnal (60. Cacau), Okazaki (82. Gebhart) – Ibisevic. 1. FC Kaiserslautern Sippel – Dick, Simunek, Abel, Jessen – Borysiuk, de Wit – Sukuta-Pasu, Tiffert, Derstroff (86. Shechter) – Wagner. Schiedsrichter Brych (München). Zuschauer 50 000.