Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Wer spezielle Einrichtungen für behinderte Menschen besucht, zum Beispiel die Paulinenpflege in Winnenden, der kann unmöglich zu einer Empfehlung kommen, die zurzeit sehr populär ist, die gut klingt und ankommt beim Publikum: Inklusion für alle. Es gibt Experten, praxisferne Professoren in der Mehrzahl, die allen Ernstes behaupten, alle behinderten Kinder sollten ohne Ausnahme gemeinsam unterrichtet werden mit der Masse. Und alle behinderten Menschen sollten gemeinsam mit Gleichaltrigen eine Ausbildung machen. Das hört sich in der Theorie toll an. In der Praxis ist so ein Ansatz aber oft zum Scheitern verurteilt. Manch traumtanzender Fachmann mag vielleicht einwenden: „Um so schlimmer für die Realität, wenn diese nicht mit meiner tollen Theorie übereinstimmt.“

 

Die Paulinenpflege hat seit diesem Lehrjahr den Ausbildungsberuf Fachinformatiker im „Sonder“-Angebot – speziell für Autisten und Menschen mit ähnlichen Einschränkungen oder Behinderungen. Ohne diese gezielte Spezialförderung kämen diese Menschen kaum zu einem Abschluss. Die gesonderte Beschulung – beispielsweise von Autisten und gehörlosen Kindern – ist für viele der Betroffenen die Eintrittskarte in ein sogenanntes normales Berufsleben. Abgänger der Berufsschule der Paulinenpflege finden Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt. Wenn man will, kann man das dann Inklusion nennen. Noch vor ein paar Jahren wurde meistens von Integration gesprochen. Im Grunde ist die Terminologie aber zweitrangig. Die Theorie und die Praxis sollten halt möglichst weitgehend übereinstimmen. In der Paulinenpflege Winnenden ist das der Fall.