Was da gerade in Österreich passiert ist selten, etwas nie Dagewesenes ist es nicht. Die Volksparteien schickten Charaktere ohne jedes Profil in die Wahl zum Präsidenten. Die Kandidaten in der Stichwahl stammen folglich von den Rändern.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Wien - Warten wir also. Wenn es etwas gibt, was in der immer schneller werdenden Welt von Twitter, live-ticker und Echtzeit-Blog absolut nicht mehr en vogue ist, dann ist es das Warten. Bei Wahlen sind wir es gewohnt, dass wenige Sekunden nach dem Schließen der Stimmlokale die Hochrechnungen das Ergebnis vorwegnehmen. Meistens klappt das ja auch ganz gut. Und nun also Österreich. Das ist kein Land, in dem die Urnen mit Eseln über schmale Passstraßen in die Hauptstadt gebracht werden müssen. Das ist eine moderne Hightech-Republik, die uns gerade das Warten lehrt. Die Wahlnacht ist ohne Siegesfeier vorüber gegangen, es folgt der zweite Tag des Zählens.

 

Alles schon mal da gewesen

Was da gerade in Österreich passiert ist selten, etwas nie Dagewesenes ist es nicht. Knappe Ergebnisse und langwierige Auszählverfahren hat es auch andernorts schon gegeben – verbunden mit der Lehre, sich nicht zu früh zu freuen. Am 22. September 2002 hatte sich Edmund Stoiber schon über die Kanzlerschaft gefreut, ehe in einer dramatischen Zählnacht doch noch Gerhard Schröder reüssierte. Mit rund 6000 Stimmen Vorsprung. Unvergessen ist auch der Nachzählmarathon bei den Präsidentschaftswahlen in den USA im Jahr 2000, als Al Gore letztlich gegen George W. Bush unterlag. Das Endergebnis stand damals auch Tage nach dem Urnengang nicht fest.