Mit Umfragen ist das ja so eine Sache. Wie lautet die Frage, wer ist der Auftraggeber und was ist der Gedanke hinter der Erhebung? In dererlei Hinsicht darf die BürgerumfrageStuttgart als vollkommen unverdächtig gelten. Sie stammt aus dem bis hin zur Langeweile seriösen Statischen Amt der Stadt Stuttgart, die Fragestellung hat so gar nichts Suggestives. „Wie ist Ihre persönliche Meinung zu folgenden Projekten und Einrichtungen?“ Dass es dabei der Nordostring auf Anhieb mit 69 von 100 möglichen Punkten auf einen der vorderen Plätze geschafft hat, muss den Verantwortlichen zu denken geben. Ihr Mantra, wonach Straßenbau auch keine Lösung sei, verfängt bei den Bürgern nicht. Die hohen Zustimmungswerte für den ebenso umstrittenen B-10-Rosensteintunnel sprechen eine eindeutige Sprache.

 

Die Hoffnung auf eine Schienenlösung hat sich zerschlagen

Die Hoffnung auf den großen Wurf, der mit einem Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs die Region im Nordosten der Landeshauptstadt entlastet, hat sich erledigt. Die Pläne für eine Schienenverbindung von Ludwigsburg nach Waiblingen sind mangels Nachfrage zu den Akten gelegt worden. Wer sich aber an den Straßenrand stellt, wird nicht umhin kommen, den real existierenden Bedarf an mehr Straßenfläche wahrzunehmen. Die Menschen dort stellen sich nicht aus Jux und Dollerei in den Stau. Sie müssen von A nach B. Das Argument, man dürfe die Verbindung nicht planen, da ja unklar sei, wie sich die Fortsetzung auf Stuttgarter Markung gestaltet, verfängt nicht. Es ist das Wesen von Projekten, in Etappen vorzugehen.

Dreist zu nennen sind die Versuche, die Zustimmungswerte für den Nordostring mit Unwissenheit der Befragten zu erklären. So geht man nicht mit Meinungsbekundungen um – auch nicht, wenn sie dem eigenen Standpunkt zuwiderlaufen. Und so bleibt abzuwarten, wie es der grüne Oberbürgermeister und der grüne Verkehrsminister mit der von den Grünen postulierten Politik des Gehörtwerdens halten, vor allem, wenn die Wortmeldungen den Hörenden politisch nicht in den Kram passen.