Die Bahn macht bei Stuttgart 21 mobil. Erst trifft man sich in einem Lenkungskreis, dann beschließt man einen Steuerkreis. StZ-Kolumnist Erik Raidt hat erfahren: jetzt gibt es auch noch einen Stuhlkreis.

Stuttgart - Ein altes Sprichwort lautet: „Der Berg mauste und gebar einen Kreis.“ So oder so ähnlich geht die Redewendung doch, zumindest trifft sie den Kopf auf den Nagel bei unserem schönsten Lieblingsprojekt aller Zeiten: Stuttgart 21. Diese Woche war es wieder so weit – die ziemlich besten Freunde aus Stadt und Region, von Bahn und Land haben sich in Stuttgart versammelt, um darüber zu beraten, ob sich das Projekt eventuell, ganz vielleicht, womöglich, man kann es jedenfalls nicht völlig ausschließen: verspätet.

 

Potz donner, wäre das eine Überraschung, wenn es so kommen sollte. Aber es wird niemals so kommen, weil die Verantwortlichen beim Treffen des Lenkungskreises einen fulminanten Beschluss trafen, der den Bau von Stuttgart 21 rapide beschleunigen wird. Sie beschlossen die Einführung eines Steuerkreises. Daraufhin wurden mehrere Runde Tische bestellt. Damit wirklich nichts mehr schiefgeht, haben die Projektpartner sicherheitshalber einen dritten Kreis eingeführt.

Kefer will eine Brezel, Hermann tut der Po weh

Dabei handelt es sich um den in Kitas beliebten Stuhlkreis. Bei der ersten Sitzung wurde gemeinsam gesungen. Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn freute sich diebisch über ein Ständchen: „Guten Morgen, liebes Fritzle, bist Du auch schon wieder da? Hast Du auch so gut geschlafen, ja dann ist ja alles klar.“ Zum Kitatreffen kam der Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer leider deutlich zu spät. Er sagte im Stuhlkreis, dass er echt nichts dafür könne: Er habe leider mit der Bahn anreisen müsse, jeder wisse, dass die unpünktlich sei, er würde auch lieber im Porsche-Cayenne gebracht werden. Im Übrigen hätte er jetzt gerne eine Butterbrezel, er habe Hunger.

Die Erzieherinnen mussten weitere Problemchen lösen. Landesverkehrsminister Winfried Hermann gestand im Stuhlkreis unter Tränen, dass ihm der Popo wehtue, er müsse dienstlich so viel Fahrrad fahren und habe sich am Sattel aufgescheuert. Auch die Regionaldirektorin Nicola Schelling meldete sich fingerschnipsend: Niemand könne sich ihren Namen merken, und jedem müsse sie erklären, was eine Regionaldirektorin sei, das sei voll doof.

Über Stuttgart 21 wurde in der ersten Stuhlkreis-Runde nicht so viel gesprochen. Aber das macht nichts. Irgendwann wird die Chose schon fertig, auch wenn die lustige kleine Kitatruppe dann vielleicht ihre Runden im Greisverkehr dreht.

Eckige Grüße, Erik Raidt