Beim Neckartor, wo Hustefix und seine Feinstaubfreunde wohnen, will das Amt für Umweltschutz eine Moosmauer errichten, die den Dreck aufnehmen soll. Der StZ-Kolumnist Erik Raidt ist begeistert von der Idee.

Stuttgart - Bis vor Kurzem schien eines klar: „Niemand hat die Absicht, in dieser Stadt eine Mauer zu bauen.“ Dieses Versprechen scheint nun hinfällig zu sein. Das Amt für Umweltschutz will entlang der Cannstatter Straße, wo Hustefix und seine Feinstaubfreunde wohnen, eine 100 Meter lange Mauer errichten. Auf der Mauer soll Moos wachsen, das womöglich die Feinstaubbelastung senkt. Noch rätseln die Experten, wie wirksam das Wundermoos wirklich ist und ob es den Dreck abbaut. Nur die Kosten sind schon klar: die Chose soll knapp 400 000 Euro kosten.

 

Tatsächlich läuft das mit dem Feinstaubabbau ganz einfach, nachvollziehbar und transparent: In Moosen leben mikroskopisch kleine Zwergpopulationen. Alle Zwerge unterliegen einem geradezu frenetischen Reinlichkeitszwang. Sie sind Saubermänner, die in ihrem grünen Reich den ganzen Tag mit winzigen Lappen und Staubsaugern bewaffnet ausrücken, um „klar Schiff zu machen“, wie es in Zwergenkreisen gerne heißt. Feinstaubpartikel würden von den Zwergen niemals toleriert, sie würden nicht eher ruhen, bis sie den gesamten Reifenabrieb rund um die Kreuzung am Stuttgarter Neckartod weggesaugt hätten. Wie gesagt, es handelt sich um eine Zwangshandlung, man kann sich auf die Zwerge hundertprozentig verlassen.

Ein Regenwald im Schlossgarten

Die 400 000 Euro für die grüne Mauer sind also gut angelegt. Es gibt nur noch unbedeutende Hürden. Moose mögen es gerne feucht, sie schätzen Lebensräume wie Tundren und Regenwälder, wohingegen sich in Stuttgart derzeit eine Sahelzone ausbreitet. Aber auch für diesen Punkt werden sich Lösungen finden. Rund um die Moosmauer könnte am Rand des Schlossgartens ein Regenwald entstehen, in dem sich das Moos und die in ihm wohnenden Zwergpopulationen wohlfühlen. In den Gewässern des Schlossgartens würden dann Kaimane und Piranhas eine neue Heimat finden. Was das für die dort lebenden Enten bedeutet, ist unklar, aber man kann es nicht allen recht machen.

Die Nummer mit dem Regenwald wird nicht ganz billig, doch sie dient einem guten Zweck. Stuttgarts Moosmauer wird ein Riesenerfolg – es wäre schließlich viel zu profan, angesichts der Feinstaubbelastung darüber nachzudenken, wie der Verkehr in der Stadt verringert werden könnte.

Grüne Grüße, Erik Raidt