Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch stoppt vorerst den Bau einer neuen Solarfabrik in Malaysia – bis eine neue Technologie serienreif ist.

Stuttgart - Der Preisverfall in den vergangenen Jahren war gnadenlos. Um gut 58 Prozent sollen Solarstromanlagen seit 2006 billiger geworden sein, hat eine repräsentative Umfrage des Branchenverbandes BSW Solar unter Installateuren ergeben. Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch hat sogar einen noch höheren Preisverfall errechnet. Allein im vergangenen Jahr sind demnach die Preise um 40 Prozent abgesackt. „Es ist davon auszugehen, dass der Preisverfall 2012 anhalten wird“, befürchtet ein Bosch-Sprecher. „Vielleicht nicht so stark wie im vergangenen Jahr“, fügt er hinzu.

 

Nicht nur deutsche Hersteller leiden unter den Bedingungen, viele schreiben Verluste, die Unternehmen Solon und Solar Millennium mussten sogar Insolvenz anmelden. Bosch hat im vergangenen Jahr eine halbe Milliarde Euro auf die Solartechnik abgeschrieben. Auch immer mehr chinesische Produzenten rutschen in die roten Zahlen. Die Preise haben ein so niedriges Niveau erreicht, dass weder europäische noch chinesische Hersteller davon leben können, sagt Norbert Allnoch vom Internationalen Forum Regenerative Energien (IWR) in Münster. Dabei sind nicht zuletzt sie Verursacher der Lage: 90 Prozent der chinesischen Produktion war für den Export bestimmt, verkauft wurde über den Preis. In China gibt es gut 120 Produktionsstandorte für Module und Solarzellen; im Vergleich dazu: in Deutschland sind es rund 50 Werke, hat das IWR gezählt.

Die Förderung wird gekürzt

Verschärfend kommt hinzu: Bisher war die Nachfrage nach Solaranlagen hoch; doch auch dies könnte sich ändern. In Deutschland soll die Förderung für Solarstrom weiter gekürzt werden. Die Spanier haben ihre Einspeisevergütung für neue Anlagen komplett gekappt. Die Italiener haben einen Teil gestrichen, Fotovoltaikanlagen auf Ackerflächen werden nicht mehr gefördert. Und die Amerikaner denken anscheinend über Antidumpingzölle speziell für chinesische Produkte nach.

In Peking läuten denn auch die Alarmglocken. Die chinesische Regierung hat entschieden, dass im Land selbst Solarenergie stärker genutzt werden soll. Bis 2015, so der Plan, soll die Leistung auf insgesamt 15 000 Megawattpeak (MWp) gesteigert werden; derzeit seien 2900 MWp installiert, sagt Allnoch vom IWR. Dies habe aber weniger mit dem Klimaschutz zu tun. „Die Erhöhung der Fotovoltaik-Ausbauziele in China ist augenscheinlich aus Sorge um die heimische Industrie erfolgt“, fügt Allnoch hinzu.

Produktionskosten zu hoch

Die deutsche Industrie muss die Produktionskosten senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sagt Allnoch. Möglich ist dies, indem der Produktionsablauf durchforstet wird, möglich ist aber auch, den Wirkungsgrad der Zellen zu erhöhen. Eine Anlage erzeugt damit mehr Strom.

Vor diesem Hintergrund ist zu sehen, dass der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch nun den geplanten Bau der Solarfabrik in Malaysia vorerst gestoppt hat. Eigentlich wollte Bosch noch im Laufe des vergangenen Jahres mit dem Bau des Werks beginnen. 520 Millionen Euro waren dafür veranschlagt, Ende 2013 sollte die Fertigung bereits anlaufen. 2000 Mitarbeiter sollten dort einmal tätig sein. Daraus wird vorerst nichts. „Der extreme Kostendruck zwingt uns größere Technologieschritte zu erreichen und deren Serienreife abzusichern, ehe die Investitionsfreigabe erfolgen kann“, sagte Siegfried Dais, der in der Bosch-Geschäftsführung für die Solarsparte zuständig ist, der „FAZ“. Soll heißen: Nach den ursprünglichen Plänen sollte die Fabrik in Malaysia mit einer schon länger verfügbaren Technik ausgestattet werden. Dies wurde gestoppt – wohl weil die Produktion zu teuer geworden wäre.

Bosch arbeitet an einer neuen Zellengeneration, die einen deutlich höheren Wirkungsgrad aufweist. Damit ließen sich die Preise pro Kilowatt deutlich senken. Dies sei ein Verkaufsargument; der Kunde kaufe schließlich keine Module und Zellen, sondern Kilowatt, so Dais. Doch diese Produkte stecken noch in der Laborphase, erläutert ein Bosch-Sprecher. Wird diese Technologie installiert, werden andere Maschinen und Chemikalien für die Produktion benötigt. „Wir nehmen uns die Zeit, weil uns diese Technologie weiterbringt“, so der Sprecher. Wie sagte Dais: „Wenn man früh investiert, läuft man Gefahr, sich womöglich auf einen weniger vorteilhaften Technologiepfad festzulegen.“