Auch Fünft- und Sechstklässler brauchen ein verlässliches Betreuungsangebot, meint StZ-Redakteurin Inge Jacobs. Aber das bleibt in Stuttgart den Schulen überlassen, damit wird man dem Problem nicht gerecht.

Stuttgart - Eigentlich ist die Landeshauptstadt bei ihrem Umbau der Schulkindbetreuung auf gutem Weg. Fast die Hälfte der Grundschulen bietet den Kindern inzwischen ein Ganztagsangebot, um das viele Eltern außerhalb Stuttgarts froh wären. Aber es muss auch niemanden verwundern, dass es Reibungspunkte beim Umbau gibt. Schließlich müssen die Grundschulen viel konzeptionelle (Vor-)Arbeit leisten. Und offenbar ist es noch nicht bei allen Schulleitungen angekommen, dass niemand um dieses Thema herumkommt. Und dass Schulkindbetreuung künftig an der Schule läuft oder zuhause – oder gar nicht. Letzteres sollte aber keine erzwungene Alternative sein.

 

Allerdings gibt es ein strukturelles Problem: Die Kommune ist als Schulträger zwar für Betreuung und Ausstattung zuständig, aber jede Schule muss selbst entscheiden, wie sie sich dem Bedarf an Ganztagsbetrieb stellt, wenn es keine Horte mehr gibt. Und da knirscht es eben mitunter etwas im Getriebe wie aktuell in Feuerbach. Eine Schulleiterin, die erklärt, sie sei für die Betreuung nicht zuständig, macht es sich aber zu einfach – auch wenn sie formal nur für den Unterricht verantwortlich ist.

Auch Fünft- und Sechstklässler brauchen Betreuung

Und dass das städtische Jugendamt in einer Situation, in der die Horte Auslaufmodelle sind, diese nicht aufstockt, sondern das Angebot für ältere Kinder einschränkt, um Grundschüler ausreichend bedienen zu können, mag zwar verständlich sein. Aber insgesamt wird man so dem Problem nicht gerecht. In einer Zeit, in der Eltern, insbesondere Mütter, ihre Berufsplanung darauf abgestellt haben, dass ihre Kinder ganztags gut versorgt sind, sollte man auch Fünft- oder Sechstklässlern eine angemessene Betreuung ermöglichen, sofern nötig.

Andernfalls bliebe den Betroffenen nichts anderes übrig, als auf eine Gemeinschaftsschule zu gehen, wo der Ganztag Pflicht ist, oder auf eine Privatschule auszuweichen, wenn sich an anderen Schulen in zumutbarer Nähe nichts Passendes findet und sofern der Geldbeutel dies zulässt. Oder die Mütter müssten beruflich zurückstecken. Aber dies kann doch im Ernst heute niemand mehr wollen.